300 Jahre Meissen

FRAGMENTE EINER LEGENDE
WEISSES GOLD AUS GRABUNGEN

Japanisches Palais, Dresden Geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Das Landesamt für Archäologie zeigt erstmalig wichtige Teile seiner umfangreichen Sammlung von Porzellanfunden aus archäologischen Ausgrabungen in Sachsen. Hier stehen nicht die prachtvollen, gut erhaltenen Objekte fürstlicher Repräsentation im Mittelpunkt, sondern die meist fragmentierte Hinterlassenschaft unserer Vorfahren: Alltägliche Stücke bürgerlicher Tischkultur, die aus verschiedenen Gründen unter die Erde gelangten. Manches wurde zusammen mit anderem Abfall einfach entsorgt, gibt uns aber heute kostbare Aufschlüsse über Lebensstandards in bestimmten städtischen Quartieren. Anderes wiederum wurde als Ausschuss, Fehlbrand oder als Probestück gleich nach dem Arbeitsprozess fortgeworfen. Ohne das Lob sächsischen Erfindergeistes und handwerklicher Meisterschaft zu schmälern, gilt es auch im Auge zu behalten, dass Porzellan in Sachsen nicht erst seit Böttgers Erfindung beliebt war. Bereits vorher wurden asiatische Porzellane über die Fernhandelskompanien vertrieben und gelangten als Handelsgut natürlich auch hierher.

Wir lenken die Blicke aber auch auf Nachahmungen und Ersatzmaterialien, wie Fayence und Steingut, mit denen im 18. und 19. Jahrhundert wenigstens ein Abglanz des für das gemeine Volk unbezahlbaren Luxus’ des Porzellans erschwinglich gemacht wurde. Schließlich gelangen wir zum industriellen Massengut Porzellan, das etwa in Dresdner Kaffeehäusern der Vorkriegszeit genutzt wurde und dann bei den flächigen Ausgrabungen in der Innenstadt wieder auftauchte. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Resultate der unlängst abgeschlossenen Grabungen auf dem Meißner Burgberg, direkt neben der ursprünglichen Porzellanmanufaktur in der Albrechtsburg ein.

Hier wurden große Fundkomplexe von Produktionsabfall der Meißner Manufaktur entdeckt, die einen vorzüglichen Einblick in den historischen Herstellungprozess gewähren. Brennhilfen und farbenfrohe Malproben veranschaulichen in einzigartiger Weise, dass hinter der Pracht harte und akribische Arbeit stand, die nicht selten von Misserfolgen heimgesucht wurde. Nicht ausgestellt werden können allerdings die größten Funde der Meißner Grabungen. Die Fundamente der mächtigen Brennöfen, die unmittelbar neben der Albrechtsburg entdeckt wurden, haben einen Durchmesser von 7,5 Metern. Doch vermittelt die grafischen Inszenierungen auch hiervon einen bleibenden Eindruck.

porzellanselb

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