Franz Bustelli

Zu der Pierrette gehört als Partner ein Pierrot, der die Blendlaterne trägt und mit dem Zeigefinger nach der Seite deutet, während die Dame mit dem Finger nach der entgegengesetzten Seite weist, wo sie einen sicheren Schlupfwinkel entdeckt hat. Wie zart ist in der ganzen Haltung der Pierrette, in der Neigung des Köpfchens schon die Verheißung einer süßen Schäferstunde angedeutet!

Die Kolombine ist wohl die Partnerin des bekannten Harlekin mit dem Kater als Säugling im Wickelbett. Sie hält in der Linken ein Schüsselchen, in der erhobenen Rechten einen Löffel, um das schreiende Wickelkind zu Gegenstück zur Harlekine ist ein Harlekin, der das linke Bein vorstreckt und mit der erhobenen Rechten die italienische füttern. Das männliche Gebärde des „fare la fica“ macht. Die Dame mit dem Fiaschetto gehört vielleicht ebenfalls zu den Figuren der italienischen Komödie. Auch bei ihr fällt der sprechende Ausdruck der Gesichtszüge auf, der durch die Neigung des Köpfchens noch verstärkt wird.

Das Bayrische Nationalmuseum in München bewahrt seit kurzem eine aus der Pfarrkirche zu Vilseck (Oberpfalz) stammende Kreuzigungsgruppe, die besonders deutlich den Zusammenhang zwischen Bastelli und der bayrischen Bildhauerschule (Asam, Straub, Günther, Boos u. a.) erkennen läßt8. Eine Reihe von Arbeiten der Nymphenburger Manufaktur kann man nicht mehr mit Bustelli, aber auch noch nicht mit seinem Nachfolger Auliczek in Verbindung bringen. Hier könnten einheimische Künstler in Frage kommen.

Nach Bustelli’s Tod im Jahre 1764 wurde Dominikus Auliczek an seine Stelle als Modellmeister berufen. Auliczek war zu Policzka in Böhmen geboren. Er besuchte die Akademie in Wien und ging dann nach Paris, London und Rom. Dort studierte er Anatomie und bildete sich bei Cajetano Chiaveri {dem Erbauer der Dresdener katholischen Hofkirche) in der Architektur aus. Bei einem Preis-ausschreiben der Akademie errang er einen ersten Preis. 1763 kam er nach München. Für den Nymphenburger Schloßpark schuf er eine Reihe von Götterstatuen u. a., die sein Können nicht gerade im günstigsten Lichte zeigen.

Auliczek reicht an seinen berühmten Vorgänger nicht im entferntesten heran. Seinen schwülstigen, von den mannigfachsten Einflüssen durchkreuzten Stil hat Hofmann treffend charakterisiert. Erinnerungen an römische Barockbrunnen wirken sichtlich bei der 57 cm hohen Flora-Amphitrite-Gruppe und ähnlichen Arbeiten nach. Anatomisch gewissenhaft, aber ohne jeden Schwung ist ein schmiedender Vulkan von 39 cm Höhe.

Sehr bekannt, namentlich durch späte Ausformungen in Terrakotta vom Anfang des 19. Jahrhunderts, sind seine Tierhatzgruppen nach Ridingers Stichen. Man sieht sie freilich selten in guten Ausformungen mit gleichzeitiger Bemalung. Das beste, was Auliczek geschaffen hat, sind verschiedene Porträtreliefs im Stil gleichzeitiger Medaillen, deren eins, „Dominikus Auliczek“ be-zeichnet, dem Typus nach vermutlich das Selbstbildnis darstellt, das in der Biographie Auliczeks8 erwähnt wird. In dieser Biographie findet sich in dem Verzeichnis der für die Porzellanmanufaktur ge-arbeiteten Stücke die Bemerkung: „Des Herrn Grafens von Haimhausen Exzellenz eine Büste; dieses Stück ist nach der Lebensgröße und auf einem Postamente.“ Das Werk wurde vor kurzem im Gebäude der Kgl. Bergwerks- und Salinenamt Administration in München wieder aufgefunden und dem Bayrischen Nationalmuseum in München überwiesen.

Die 45 cm hohe, teilweise bemalte Büste ruht auf einem Rocaillesockel mit dem gräflichen Wappen. Der nach rechts oben gewandte Kopf ist von dichtem Lockenhaar wirkungsvoll umrahmt. Selbst wenn, wie Hofmann annimmt, ein Gesichtsabdruck nach dem Leben die Grundlage für das Porträt gebildet hat, so bleibt doch die Auffassung des Ganzen, die vor-nehme Haltung und der lebendige Ausdruck eine eigene Leistung des Künstlers.

Auliczek wurde 1797 pensioniert, als der ehemalige Frankenthaler Modellmeister J. P. Melchior in die Manufaktur eintrat. Melchiors Arbeiten für Nymphenburg beanspruchen freilich kein allgemeines Interesse. Er schuf eine Reihe von allegorischen Gruppen, Medaillons und Porträtbüsten der Mitglieder des bayrischen Herrscherhauses, vornehmlich in Biskuitporzellan.

Die Hauptmarke der Nymphenburger Fabrik ist der mit dem Trockenstempel eingedrückte bayrische Rautenschild. Die Marke der frühsten Zeit war offenbar das in Unterglasurblau gemalte Hexagramm mit eigentümlichen alchimistischen Buchstaben und Zahlen, deren Sinn bisher nicht gedeutet worden ist. Diese Zeichen kommen auch allein, in einer Reihe geschrieben, vor. Neben diesen Blaumarken wurde meist auch der Rautenschild mit dem Trockenstempel eingedrückt. Die Hexagrammarke bzw. die alchimistischen Zeichen wurden gelegentlich auch später noch gebraucht.

porzellanselb

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