Fraureuth Porzellan

BODENMARKE „F“ IM KREIS

Die Arbeit scheint in nicht gefallen zu haben, denn bald zog er weiter nach Glauchau und war acht Jahre in einer Stofffabrik tätig. Als er von einem Verwandten etwas über die verlockenden Möglichkeiten der Porzellanherstellung erfuhr, begab er sich nach dem böhmischen Klösterle und lies sich von böhmischen Porzellinern in die Geheimnisse der Porzellanherstellung einführen. 1865 kehrte er nach Fraureuth zurück und begann die alte Wollkämmerei in eine Porzellanmanufaktur umzuwandeln. Gründete mit seinem Vetter Arved von Römer, einem Rittergutsbesitzer aus dem nahen Unterpleis, die Porzellanfabrik von Römer und Foedisch Fraureuth. Und begann, nachdem böhmische Arbeiter die Einheimischen angelernt hatten, 1867 mit 60 Arbeitern und zwei Öfen die Produktion. Als Warenstempel wählten die beiden ein unauffälliges, schlichtes lateinisches F im Kreis.

In den Jahren von 1880 bis 1885 erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten auf 600. Welchen hervorragenden Ruf die Geschirrmacher aus dem Reussenlande schon nach wenigen Jahren genossen, belegt eine geradezu überschwengliche Betrachtung in der deutschen Keramikzeitschrift. Am 8. November 1888 schreibt der Mitherausgeber des in Coburg verlegten Sprechsaals, Alexander Schmidt, anlässlich der Deutschen Kunstgewerbeausstellung in München: „In einem geräumigen, anmutig geschmückten, einladenen Cabinet haben von Römer & Foedisch in Fraureuth reiche Sortimente ihres schönes Porzellans ausgestellt und geben mit denselben das volle Bild ihrer bedeutenden und weit bekannten Leistungsfähigkeit“. Die Firma war natürlich von der Qualität ihrer Produkte überzeugt und konnte stolz auf manche offizielle Anerkennung wie z.B. den ersten Preiss auf der Weltausstellung 1879 in Sydney hinweisen. Um die Jahrhundertwende ging die deutsche Kunstszene gegenüber Thüringer Porzellan auf Distanz.

FRAUREUTHS WIRTSCHAFTLICHER BANKROTT

Auch die Inflation hatte für die Firma verheerende Folgen. Die Fraureuther Erzeugnisse waren in dieser Zeit der totalen Geldentwertung aufgrund ihrer sehr guten Qualität für den Inslandmarkt zu teuer. Das wichtige Inlandgeschäft brach zusammen, weil sich nur noch billige Massenware geringer Qualität verkaufen liess. Albert Näser, der letzte Lagerchef der Fraureuther meinte dazu lapidar: Geld konnten wir nur noch im Ausland holen. Nachdem 1922 noch 25 Millionen Mark in Wohnungsbau und 50 Millionen Mark in die neue Geschirrfabrik investiert worden waren, geht es 1923 bergab. Der Jahresabschluss ist tiefrot. 1 044 127 RM Verbindlichkeiten.

In der Generalversammlung 1924 gerät Singer in die Schusslinie der Kritik. Mit dem Hinweis, er habe bei seiner kürzlichen Amerikareise das grösste Importunternehmen für seine Fabrikate gewonnen und eine Niederlassung der Porzellanfabrik Fraureuth in New York gegründet, kann er sich retten. Die Differenzen sind ausgeschoben nicht aufgehoben. Wie ein führerloses Schiff schlingert die schwer angeschlagene AG durch die schwere See eines mörderischen Konkurrenzkampfes. Die Kreditoren halten das Geld zurück; schon müssen aufgrund fehlender flüssiger Betriebsmittel grössere Aufträge abgelehnt werden. 1925, die deutsche Wirtschaft hat sich relativ gut von der Inflation erholt, legt Fraureuth die Tunnelöfen still. Mittlerweile hat das Unternehmen 510 000 RM Steuerschulden.

Am 30. September 1925 scheidet Generaldirektor Singer aus dem Vorstand aus. Im Dezember zerschlagen alle Hoffnungen, dass Unternehmen durch Ausgabe neuer Aktien sanieren zu können. Im Januar 1926 wurde Konkurs angemeldet. Gerichtsvollzieher verteilten Kuckucks im Werksgelände. Zum 31. März 1926 wurde dem gesamten kaufmännischen und technischem Personal gekündigt. Fraureuth war Notstandsgebiet geworden. Über 300 Arbeiterfamilien sahen sich gezwungen, ihre alte Heimat zu verlassen. Viele wanderten nach Bayern ab. Über die AG wird die Geschäftsaufsicht durch Rechtsanwalt Leisewitz verhängt. Diverse Versuche, die Firma wieder flott zu machen, scheiterten.

KONKURS FRAUREUTH

Am 26. Oktober 1926 berichtet der Sprechsaal: Die in grosser Notlage befindlichen Lohngläubiger erhielten zunächst 50% ihrer bevorrechtigten Forderungen. Als der frühere Generaldirektor Singer im Frühjahr 1927 Forderungen in Höhe von 150.000 RM im Wege der Klage geltend macht, ist sogar der Konkurs in Frage gestellt. 1927 wurden die letzten Lagerbestände verscherbelt. Die Konkursmasse war längst Spekulationsobjekt geworden. Fraureuth war auf dem Sprung zum Grosskonzern zusammengebrochen. Dem Greizer Konkursverwalter Rechtsanwalt Dr. Drahota oblag es, das Buch der Fraureuther Porzellanfabrik endgültig zu schliessen.

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