Kunstabteilung Hutschenreuther

AUFBAU KUNSTABTEILUNG SELB

Die Geschichte der damit gegründeten „Abteilung für Kunstporzellane“ und neu eröffneten Luxussparte war eine Erfolgsgeschichte. Die von Paul Müller begonnene Zusammenarbeit mit der Selber Fachschule für Porzellan unter Fritz Klee wurde lückenlos fortgesetzt, und schon im März 1918 stellte man in der Kunstabteilung Kunst-Maler ein. Im August des gleichen Jahres berichtet die „Keramische Rundschau“ davon, dass die Lorenz Hutschenreuther AG in der Berliner Bellevue Straße eine ständige Ausstellung von Kunstporzellanen, vorwiegend schöne Gefäße und Tierplastiken, zeige. Zu diesem Zeitpunkt verfügte man schon über mehr als 130 Modelle. Bis zur kriegsbedingten Schließung der Hutschenreuther Kunstabteilung 1945 sollten über 2000 Entwürfe von mehr als 75 Künstlern zusammenkommen, so von Constantin Holzer-Defanti, Max Esser, Paul Scheurich und Paul Börner.

DIE KUNSTABTEILUNG
LORENZ HUTSCHENREUTHER UND C.M. HUTSCHENREUTHER

In der vormaligen Porzellanfabrik Paul Müller war, wie bereits erwähnt, schon 1917 die Kunstabteilung Hutschenreuther der Lorenz Hutschenreuther A.G. ins Leben gerufen worden. Die seiner Zeit noch unter Paul Müller von Professor Fritz Klee, dem Leiter der Fachschule für Porzellanindustrie in Selb, erarbeitete Kollektion wurde 1918 noch vom damaligen Direktor der Kunstabteilung Emil Mundel, der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelte sich im wesentlichen um kleinere Gefässe, Vasen, Schalen und kleine naturalistisch aufgefasste Tierplastiken, die mit einer stark farbigen Aufglasurbemalung versehen, zum Teil noch etwas unbeholfen wirkten. Ein Teil dieser Plastiken war unter der Leitung von Fachschullehrer Veit und Schülern der Fachschule modeliert worden.

Nach der 1919/1920 verfügten Verlegung in die Abteilung B leitete das Jahr 1922 einen bedeutenden Abschnitt in der Entwicklung ein: Die Bildhauer Karl Tutter und Carl Werner, letzterer als technischer Leiter, wurden mit der künstlerischen Betreuung der Abteilung betraut. Beide gelang es schon nach kurzer Zeit, deren Leistungsfähigkeit in Bezug auf Qualität und Quanität der hier erzeugten Artikel zu steigern. Neben den meist barockisierenden Entwürfen von Karl Tutter bildeten die dem Naturalismus verhafteten Frauenakte und Pferdeplastiken Carl Werners eine gute Ergänzung. Trotzdem versäumten es beide nicht, auch freischaffende Künstler als Bildhauer für die Kunstabteilung zu gewinnen:

KÜNSTLER KUNSTABTEILUNG

Zunächst Krieger, Himmelstoss, Holzer, Heuler, Otto Haider, Voß und Fritz, später Börner, Seeger, Diller, aber auch Scheurich und Esser. Mit Scheurich und Esser zum Beispiel tauchten wie auch anderswo üblich hier Namen auf, die schon von den Manufakturen oder anderen Unternehmen her einen guten Klang hatten, Namen, die die Produktionspalette der Porzellanfabrik um gute Arbeiten zu bereichern versprachen. 1927 trat der Kunstmaler Julius von Guldbrandsen als Leiter der dekorativen Gestaltung in die Kunstabteilung ein. Ab 1924 war Max Pfeiffer, vormals Generaldirektor der staatlichen Manufaktur Meissen, als künstlerischer Berater für Lorenz Hutschenreuther tätig. Auf seine Initative kamen die Verbindungen der Lorenz Hutschenreuther AG u.a. zu Scheurich, Esser, Börner und Nick zustande. Neben einer Reihe von Plastiken und z.T. sehr aufwendig gestalteten Zierartikeln entstanden in den Zwanziger Jahren grossformatige Prunkvasen, z.T. historisierenden Stils, zum Teil mit Art Deco Dekoration und entsprechenden plastisichen Verzierungen.

Tutter beherrschte die Sprache der Formgebung, wie kaum ein anderer bei Lorenz Hutschenreuther. Seiner Phantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt, mit unermüdlichem Ehrgeiz schuf er meisterhafte Plastiken, die sehr ausdrucksstark und gut verkäuflich waren. Auch die Vielfalt seiner Entwürfe war bemerkenswert, die Palette seiner Entwürfe reichte vom schwülstigen bzw. lieblichen Puttenkerzenleuchter bis hin zur klassischen Art Deco Figur, streng stilisiert.

Künstlerische Ausbildung in Österreich, 8 Semester Studium an der Kunstschule und ein eineinhalbjähriges Privatstudium im Zeichnen und Malen bei Prof. Josef Mayr. Dann Modelleur in Tettau. Der Wechsel zur Plastik fand erst später statt.

Karl Tutter

Nach dem Ersten Weltkrieg sechs Jahre Kriegsgefangener in Ostsibirien, wo er unter der Leitung des Forschungsreisenden W.C. Arsenjew im Staatlichen Museum für Landeskunde in Chabarowsk, modellierte. 1922 kam Tutter als Bildhauer zu Hutschenreuther, er hat neben Carl Werner dazu beigetragen, dass Lorenz Hutschenreuther- Figuren weltweite Anerkennung erwarben. Karl Tutter war fast 4 Jahrzehnte für Hutschenreuther tätig, seine Arbeiten in Porzellan brachten ihm hohes Ansehen in In-und Ausland. Weiterhin wurde er als Bildhauer und Maler erfolgreich auf Kunstausstellungen (München, Bayreuth, Prag). 1941 Ehrenpreis für Plastik in Bayreuth.

porzellanselb

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