Mehr als Reich – Philip Rosenthal

Es fällt auf, dass der zu breitem Lachen, legerem Gebaren und freundlichen Scherzen neigende Vorstands-vorsitzende der Rosenthal Porzellan AG sich als Chef kaum anders verhält als im Haus: aufmerksam, bestimmt, manchmal in sich versinkend, aber rasch in der Entscheidung und sehr locker, ohne Steifheit. Geduldig hört er sich lange und begeistert umständliche Erzählungen seiner Designer oder Formenentwerfer an, erkundigt sich nach dem Umsatz per Quadratmeter irgendwelcher Porzellanverkaufsläden, schiesst mitten im Gespräch mit Pfeil und Bogen auf eine grosse Zielscheibe an einer Wand des Büros und weist den Besucher immer wieder auf den idealistischen Zug der Studio Line ein. Er ist ein moderner Mann, der auch reich sein will.

Er ist ein Mann des Erfolgs, und will es auch sein. Aber der Stachel in ihm, die Unruhe, die ihn nach Frankreich, in die Fremdenlegion, nach England und nach Deutschland und Selb getrieben hat – die ihn nämlich getrieben hat, etwas Eigenes zu leisten, kein Nachfolger zu sein und sich immer wieder Anerkennung zu verschaffen, auch bei sich selbst – diese Unruhe treibt, ihn noch jetzt. Es kann sein, sagt er, dass etwas was von unten wie Erfolg aussieht, von weiter oben gesehen noch gar keiner ist! Und Sprichwörter: „Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden! Die Macht und das Geld sind Dinge, die man brauchen muss, um etwas durchzusetzen. Aber man darf sie nicht achten, denn sie selbst sind nichts!“ Wie auch immer – er ist mehr als reich.

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