Porzellanausstellung

Selbstverständlich ist, dass neben der Porzellanindustrie eine Reihe Hilfsindustrien in Selb entstanden sind. In erster Linie muss hier die Maschinenindustrie genannt werden, die durch die Firmen Netzsch und Zeidler, die keramische Maschinen in hervorragender Qualität herstellen, vertreten sind. Nicht allein die Selber Porzellanindustrie wird von diesen Maschinenfabriken versorgt, weit darüber hinaus liefern sie ihre Spezialmaschinen an die keramische Industrie des In- und Auslands. Ausser den Maschinenfabriken sind in Selb und Umgegebung die Baufirmen zu erwähnen, die die umfangreichen Fabrikgebauten aufgeführt haben, und hauptsächlich renommierte Ofenbaufirmen, die durch ihre alterprobten Ofenkonstruktionen nicht allein die örtliche Porzellanindustrie gefördert, sondern wiederum weit über die Grenzen Selb hinaus, die für die Porzellanfabriken geeigneten Ofenbauten ausgeführt haben.

Eine weitere Hilfsindustrie stellen die Sägewerke und Holzwollfabriken dar, die Holz, Bretter, Planken, Holzwolle und Kisten liefern. Eine grosse Anzahl Agenturen vermitteln den Bezug der von ausserhalb kommenden Rohstoffe und Rohmaterialien, Farben, Gold etc. für die Porzellanindustrie, so dass ausser der eigentlichen Porzellanarbeiter- und -angestelltenschaft noch eine bedeutende Anzahl der Bewohner der Stadt Selb als mit der Porzellanindustrie eng verknüpft bezeichnet werden muss. Weiterhin müssen die Buchdruckereien Erwähnung finden, die Preislisten, Reklameartikel und Bürobedarfsartikel für die Porzellanfabriken herstellen und endlich die Transport- und Speditionsfirmen, welche die Fertigware in alle Welt verschicken.

Die lebhafte Propaganda, die in der gesamten deutschen Tagespresse für diese Ausstellung betrieben wurde, hat keinesfalls zuviel versprochen. Wohl jeder, der Selb in diesen Tagen besucht hat, ist überrascht worden durch die Eigenart dieser Ausstellung, die vollkommen aus dem Rahmen aller bisherigen Ausstellung herausgefallen ist. Das ist bedingt durch die gegebenen Verhältnisse. Aber wie aus diesen zum Teil sehr widrigen Umständen ein Unvergleichbares aufgebaut werden konnte, das muss die höchste Anerkennung aller finden, die Sinn haben für das Schöne und die Interesse daran haben, auf angenehme Weise und tiefgründig unterrichtet zu werden.

Der Schauplatz der Ausstellung ist das erst vor wenigen Jahren erstellte Gebäude der Staatlichen Fachschule für Porzellanindustrie in Selb. Es liegt ausserhalb der Stadt, so dass ein Spaziergang von immerhin fünf bis zehn Minuten notwendig ist, die Ausstellung zu erreichen. Aber dieses Bemühen findet Belohnung. Schon der Weg zur Ausstellung zeigt, wie sehr diese Veranstaltung Angelegenheit des ganzen Städtchens ist. Die Ausstellung, die mit der Fünfjahrhundert Feier der Stadt Selb zusammenfällt, ist ein Ereignis, an dem alle Bewohner teilnehmen, denn sie alle hängen ja direkt oder indirekt auf‘s engste mit der Porzellanindustrie zusammen. So ist diese Ausstellung Ausdruck des Seins und Lebens dieser Stadt, ein Zusammenfassen und Herausstellen dessen, was hier in sonst verhältnismässig weiter Abgeschiedenheit vom grossen Verkehr in der Stille wirkt und strebt.

Gewiss, das Selber Porzellan setzt sich auch sonst nach aussen ab. Es ist auf der Leipziger Messe stets in ganz hervorragender Weise vertreten; gehören doch gerade die Ausstellungsräume der Selber Fabriken mit zu den grössten und schönsten der Leipziger Messe. Das Selber Porzellan ist in hunderten, ja tausenden von Musterräumen und Schaufenstern der ganzen Welt zu sehen. Aber diese Ausstellung, diese Zusammenhäufung von Selber Porzellan ist doch etwas ganz besonderes.

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