Porzellan aus Münster

Auch Glas wurde bemalt (Biergläser, Weinrömer und Stamper). Über das gezielte Aufkaufen älterer Porzellane (Lagerbestände, die meistens früheren Datums waren) von sächsischen (z.B. Carl Thielsch/Altwasser) und süddeutschen Porzellanfabriken (z.B. Heinrich/Selb) hinaus entwarf August Roloff eigene Formen, die er dort für sich in großen Mengen herstellen ließ. Diese Porzellane tragen seine Marke in Grün unter der Glasur. Teilweise wurde die Weißware zusätzlich mit „Entwurf von Aug. Roloff“ unter der Glasur in grüner Farbe ergänzt. Figuren wurden überwiegend von der Porzellan-manufaktur Katzhütte gekauft und bemalt, oder vom Bildhauer Möller aus München modelliert. August Roloff begann mit drei Malern seinen Betrieb.

1921 kam der erste Lehrling, Bernhard Bufé, dazu. Dieser wurde im Laufe der Jahre ein meisterhafter Maler, sowohl ein „Meister“ für das Brennen, insbesondere für die Farbe Korallerot. Werner Reize (aus Konstanz, geb. 7.8.1902, gest. 1962 in Bonn), Freund von August Roloff und Mustermaler, bestimmte sehr viele neue Dekore. In der Zeitschrift „Das schöne Münster“, 2. Jahrgang, 1. Juli 1930 ist einiges über die Teller mit den Dekoren von Hans Pape und Joos Jaspert zu lesen. Der Autor Hermann Stuff geht in dem Artikel ganz besonders auf den Zeitgeist ein. Eine Porzellanausstellung auf dem Paulinen-Schlösschen in Wiesbaden habe Roloff den ersten innerdeutschen Erfolg gebracht. Dabei standen seine Wappenteller im Mittelpunkt.

Als August Roloff am 9.10.1931 verstarb, übernahm der damalige Prokurist Fritz Henze gleich die Leitung der Manufaktur. Mit der Einheirat des Schwiegersohnes Ludwig Wiesner wurde dieser dann entlassen, weil Wiesner die Führung des Betriebes übernahm. In den Kriegsjahren hielt Porzellanmalermeister Otto Fuldauer, der als Holländer nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde, den Betrieb aufrecht. Otto Fuldauer war vorher in Dieringhausen (Wuppertal) bei der Porzellanmalerei Spitzer beschäftigt und kam 1938 zu Roloff. Beide Malereien zeigen in einigen Mustern Ähnlichkeiten. Später kam Edith Wiesner, geb. Roloff nach ihrer Ausbildung als Porzellanmalermeisterin dazu. Der Betrieb wurde im Jahre 1944 durch Bombeneinwirkung zerstört. Die Kriegsschäden betrugen 146.841,91 DM. Die großen Auslandsverluste infolge des Kriegsausganges beliefen sich auf 63.000,– DM. Die Weißware anderer Porzellanmanufakturen aus dem süddeutschen Raum, die von der Fa. Roloff sonst bemalt wurde, galt nicht als lebenswichtig und wurde somit nicht durch die Zonengrenzen gelassen.

In den Nachkriegsjahren wurden deshalb Töpfer aus den westfälischen Orten Hamm und Ochtrup geholt, um Haushaltsgeschirr für den täglichen Gebrauch herzustellen. Töpfermeister Josef Schörösch, der bei der Töpferei Paul Adolf Schäfer in Telgte arbeitete, kam 1948 zu Roloff (später hatte er seine eigene „Münsterische Töpferstube“ an der Bolandsgasse im damaligen Pelsterhaus). Die Formen wurden teils auf der Töpferscheibe gedreht oder gegossen. Es wurden besonders für Steingut geeignete Dekore entworfen oder bisherige übernommen. Wenig später wurden alte Muster abgewandelt und als neue angeboten.

Nach dem Krieg war das Verkaufsge-schäft in einer Baracke am Hansa-platz untergebracht. Porzellane aus dieser Zeit wurden mit dem sogenannten „Altgold“ versehen. Der Wiederaufbau an Gebäude, Öfen und Maschinenanlagen wurde bis auf die Wiedererstellung des alten Bodenraumes durchgeführt. Im Jahre 1949 wurde die Firma August Roloff in eine OHG umgewandelt, deren Gesellschafter waren die Witwe Ida Roloff und Edith Wiesner geb. Roloff, Grevener Straße 138, Münster/Westf.. Jetzt gab es auch wieder ein Verkaufsgeschäft in der Stadt.

porzellanselb

Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold