GÜNTHER UECKER
1930 in Wendorf, Mecklenburg, geboren. Studierte in Berlin und Düsseldorf. Zusammen mit Mack und Piene gehörte er zum inneren Kreis der Gruppe ZERO. Diese Gruppe hat wie kaum eine andere die Gegenwartskunst beeinflußt und geprägt. Der Nagel ist das Symbol für Günther Uecker. Mit dem Nagel schafft er Skulpturen, verfremdet er Gegenstände. Der Nagel ist für Uecker Stil, Formelement, Sprachmittel und Thema.
Ueckers Schaffen zeigt die Vielfalt eines an sich banalen Gegenstandes. In Ueckers Werk sind meist Licht und Schatten die Komponenten, die die endgültige Wirkung schaffen. Der Schöpfungsprozess ist permanent und dynamisch. Erneuert sich mit jedem Standortwechsel des Betrachters. Beim Relief „Weißer Regen“ konfrontiert Uecker zwei Dinge, die sich scheinbar ausschließen – das zerbrechliche Porzellan und den aggressiven Nagel. Er schafft aus Nagelspuren eine ruhige, disziplinierte Monostruktur, die den provokativen Gegensatz „Porzellan-Nagel“ erst auf den zweiten Blick enthüllt.
„Ich habe mich für eine weiße Zone entschieden als äußerste Farbigkeit, als Höhepunkt des Lichtes, als Triumph über das Dunkel. Eine weiße Welt ist, glaube ich, eine humane Welt, in der der Mensch seine farbige Existenz erfährt, in der er lebendig sein kann. Diese Weißstrukturen können eine geistige Sprache sein, in der wir zu meditieren beginnen.“
GÜNTHER UECKER Werdegang
GÜNTHER UECKER wurde am 13. März 1930 in Wendorf (Mecklenburg-Schwerin) geboren und verstarb am 10. Juni 2025 in Düsseldorf. Er absolvierte eine handwerkliche Lehre als Maler und Tischler, bevor er 1949 bis 1953 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wismar und anschließend bis 1955 an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee studierte. Von 1955 bis 1957 setzte er sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf fort, wo er mit Mitte Zwanzig seine ersten reliefartigen Nagelarbeiten entwickelte.
Ab 1958 arbeitete Uecker eng mit Heinz Mack und Otto Piene zusammen. 1961 war er Mitorganisator der Ausstellung „ZERO: Edition, Exposition, Demonstration“ in Düsseldorf. In diesem Kontext schuf er seine berühmten Nagelreliefs, bei denen er handelsübliche Nägel in dichten, sich rhythmisch verjüngenden und auslaufenden Strukturen an Leinwänden und Holztafeln montierte. Parallel experimentierte er mit kinetischen Lichtobjekten, bei denen drehbare Scheiben, Reflektoren und punktuelle Beleuchtung Schattenspiele erzeugten.
Von 1974 bis 1995 lehrte GÜNTHER UECKER als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. In dieser Zeit betreute er zahlreiche Meisterschüler und initiierte internationale Gastprofessuren in Südamerika, Afrika und Asien. 1998 entwarf er den Andachtsraum im Reichstagsgebäude Berlin, der eine Fläche von rund 120 m² beansprucht und erstmals seine Arbeiten im Innenraum eines Parlaments präsentierte.
Zu seinen wichtigsten Auszeichnungen zählen der Goslarer Kaiserring (1983), das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland (1985), das Große Verdienstkreuz mit Stern (2001), der Berliner Bär als B.Z. Kulturpreis (2006) sowie der Staatspreis Nordrhein-Westfalen (2015). Insgesamt erhielt er über 15 nationale und internationale Ehrungen.
Auf dem Kunstmarkt erzielte Uecker Spitzenpreise: Sein Diptychon Spirale I / Spirale II (1997, je 200 × 200 cm) brachte am 1. Juli 2014 bei Christie’s London mit 2,63 Mio. £ den bisher höchsten Auktionserlös seiner Laufbahn. Zu seinen Großprojekten zählen über 200 öffentliche Installationen und Fassadengestaltungen in Europa, Asien und Nordamerika.
Sein Œuvre umfasst mehr als 1 500 Nagelarbeiten, Installationen, Glas- und Lichtobjekte. Werke von GÜNTHER UECKER sind in führenden Museen wie dem Museum of Modern Art New York, dem Centre Pompidou Paris, der Tate Modern London und dem Museum Kunst Palast Düsseldorf vertreten. Mit seiner Verbindung von industriellem Material und poetischer Formensprache bleibt er unangefochtenes Aushängeschild der Nachkriegsavantgarde und Impulsgeber für partizipative Kunst im öffentlichen Raum.