Hubert Griemert (1910–1990)
Hubert Griemert – Lehrer, Glasurmeister und Wegbereiter der modernen Keramik
Hubert Griemert wurde 1905 in Keula/Thüringen geboren. Seine umfassende Ausbildung begann an der Kunstgewerbeschule in Hildesheim und setzte sich fort in Frohburg bei Kurt Feuerriegel sowie an der renommierten Staatlichen Keramischen Fachschule in Bunzlau. Diese Jahre prägten seine spätere Laufbahn entscheidend, denn hier vereinte sich technisches Know-how mit künstlerischer Formbildung.
Griemert studierte zudem an der Burg Giebichenstein in Halle/Saale bei wichtigen Vertretern des Bauhauses wie Marguerite Friedlaender, Gerhard Marcks und Friedrich Wildenhain. Diese Einflüsse bestimmten nachhaltig seine Arbeit – sowohl ästhetisch als auch in seiner Haltung zur Lehre und Gestaltung. Bereits in den 1930er-Jahren entstand seine charakteristische Formensprache: reduziertes Volumen, klare Kontur, funktionale Proportionen. Werke wie die Mokkakanne von 1931/32 zeigen seinen Hang zur sachlich-eleganten Gestaltung und kontrollierten Glasurführung.
Nach 1945 baute er eine eigene Werkstatt in Schötmar/Lippe auf und wurde bald darauf Leiter der Meisterklasse an der Staatlichen Werkschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen. Zwischen 1954 und 1970 prägte er dort als Lehrer und Glasurtechniker eine ganze Generation junger Keramiker. Seine Experimente mit Matt- und Glanzglasuren, darunter die berühmte „türkisblaue“ Glasur oder das klare, fast leuchtende Laeger-Blau, gelten als wegweisend.
Griemert war nicht nur Keramiker, sondern auch Theoretiker. Seine Lehren verbanden ästhetische Klarheit mit technischer Präzision. Die von ihm bevorzugte „Glasurkunst“ zielte auf eine zufällige Perfektion – ein bewusst geführtes Spiel mit Feuer, Material und Form. Er formulierte dies als „Gesetz des Zufalls“, das auf künstlerischem Können basiert.
Sein Wirken wurde vielfach ausgezeichnet: Er erhielt u. a. Goldmedaillen in Paris, Prag und Brüssel, mehrere Staatspreise sowie den Ehrenpreis der Deutschen Keramischen Gesellschaft. Seine Keramiken tragen das Stempelzeichen „HG“, oft ergänzt durch die Marken der Burg Giebichenstein oder der Werksschule Höhr-Grenzhausen. Auch nach 1970 blieb er aktiv, veröffentlichte zahlreiche Fachartikel und lehrte bis ins hohe Alter – ein Leben im Dienst der keramischen Kultur, das bis heute nachwirkt.
Jahr | Station / Ereignis |
---|---|
1905 | Geboren in Keula / Thüringen |
1921–1925 | Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Hildesheim |
1925–1927 | Lehre bei Kurt Feuerriegel, Frohburg |
1927–1929 | Studium in Bunzlau, Staatl. keram. Fachschule |
1930–1933 | Studium auf Burg Giebichenstein bei Friedlaender, Marcks, Wildenhain |
1947–1954 | Eigene Werkstatt in Schötmar (Lippe) |
1954–1970 | Leiter der Meisterklasse Höhr-Grenzhausen |
1971–1990 | Wohnhaft in Lauf a. d. Pegnitz; Lehrtätigkeit, Publikationen |
Objekt | Entstehungszeit | Material / Technik | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Mokkaservice (Kanne + Zuckerdose) | 1931/32 | Roter Ton, Kupferschmelzglasur, oxidierend gebrannt bei 1140 °C | Ohne Signatur, formreduziert, detailbetont |
Topf (Gefäßform) | 1935/36 | Brauner Scherben, Zink-Kalkglasur | Marke HG, Burg Giebichenstein & Premarkung |
Krugform („Türkisblaue Glasur“) | 1960er Jahre | Reduktiv gebrannte Glasur, Laeger-Blau übertroffen | Leuchtkraft, Glasurverlauf „Zufallsästhetik“ |
Bedeutung & Marktwert
Während Trude Petri mit „Urbino“ einen international anerkannten Designklassiker schuf, stehen Griemerts Arbeiten für die Balance aus künstlerischer Bildsprache und Manufakturtradition. Auf dem Sammlermarkt erzielen vollständige Services oder signierte Einzelstücke beider Künstler Preise von 400 bis über 3.000 Euro, je nach Zustand und Ausführung.
Petri & Schütz – Designklassiker der KPM Berlin
Trude Petri und Sigmund Schütz gestalteten ikonische Porzellanobjekte wie „Urbino“ und „Arkadia“. Ihre Arbeiten verbinden klassische Form mit künstlerischem Anspruch.
Gesucht: Vollständige Services, signierte Vasen, frühe Ausführungen mit originalem KPM-Stempel oder Ateliermarke.
Objekt anbieten
Trude Petri & Hubert Griemert – Moderne Klassiker der KPM Berlin
Die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) hat im 20. Jahrhundert zwei stilprägende Künstler hervorgebracht: Trude Petri und Hubert Griemert. Beide wirkten im Spannungsfeld zwischen klassischer Formensprache und zeitgenössischem Gestaltungswillen – und prägten das Erscheinungsbild der Berliner Porzellanproduktion bis heute.
Trude Petri (1906–1998)
Trude Petri trat 1929 in die KPM Berlin ein und wurde rasch zur führenden Gestalterin der Manufaktur. Ihr international bekanntestes Werk ist das Service „Urbino“, das 1931 entworfen wurde und noch heute produziert wird. Es basiert auf der Idee reiner, vollendeter Geometrie: Kugel, Kegel, Zylinder. Petri arbeitete eng mit dem Bauhaus-Umfeld und entwarf nicht nur Tafelgeschirr, sondern auch Formvasen und Einzelstücke im Geist der Neuen Sachlichkeit. Ihr Stil ist reduziert, funktional und zugleich elegant. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. auf der Triennale in Mailand.
Kriterium | Trude Petri | Sigmund Schütz |
---|---|---|
Lebensdaten | 1906–1998 | 1910–1998 |
Position bei KPM | Entwerferin ab 1929 | Entwerfer |
Bekanntestes Werk | Service „Urbino“ (1931) | Service „Arkadia“ (1960er) |
Gestaltungsstil | Geometrisch, sachlich, Bauhaus-beeinflusst | Klassisch, reliefiert, erzählerisch |
Typische Objekte | Tafelservice, Vasen, Bauhaus-Dekore | Reliefvasen, Platten, figürliche Arbeiten |
Marktwert (ø) | 500–3.000 € (Service, Einzelstücke) | 400–2.000 € (je nach Ausführung) |