In Arzberg waren als Arbeiter und Angestellte und im Handwerk 3727 tätig. Davon waren mehr als zwei Drittel (2486 Personen) in der Porzellanindustrie beschäftigt. Wenn man diese Zahl mit den vorhin genannten Verhältniszahlen vergleicht, so ergibt sich, dass wenigstens ein Drittel der Gesamtbevölkerung von Arzberg irgendwie vom Porzellan lebt. Arzberg kann also füglich durchaus als eine Porzellanstadt betrachtet werden. Gerade in der Porzellanindustrie ging nun der Wiederaufbau verhältnismäßig rasch wieder vor sich. Porzellan war eines der ersten Erzeugnisse, die nach dem Kriege wieder ins Ausland wanderten. Dem Arzberger Porzellan kam dabei neben seiner Qualität auch besonders der Umstand zustatten, dass die Industrie schon immer gute Beziehungen zu Nordamerika gepflegt hatte. Die Auswanderungen, die vor bald 100Jahren aus Arzberg dorthin erfolgt waren, machten sich in diesen wie in anderen Fällen reich bemerkbar. Das dankbare Gedenken an die ehemalige Heimat, das die Nachkommen jener Auswanderer ihren Verwandten und überhaupt der alten Vaterstadt bewahrt hatten, soll nie vergessen werden.
Die Carl Schumann Porzellanfabrik AG hatte 1953 9 Rundöfen und 2 elektrische Kobalt-Herdwagenöfen im Betrieb. Sie beschäftigte rund 1000 Angestellte und Arbeiter, davon 55 % männliche. Moderne Aufzüge, fugenlose Stein Holzfußboden und geschlossene Übergänge von einem Bau zum anderen wurden eingerichtet und die Industriegleise erweitert. Nach 1945 wurde auch ein Neu- bzw. Anbau mit Kohlenbunker, Glasurstuben, Gießerei und Weißlager errichtet. Dadurch entstand eine schöne geschlossene Front gegen die Bahn. Auch das Musterlager wurde neu gestaltet. Mehr als 50 % der Produktion werden exportiert und zwar in sämtliche Länder der Erde mit Ausnahme der von Sowjetrussland beherrschten Staaten.
Die Firma ist zwar aus wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen längst in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, sie trägt aber dennoch weiterhin durchaus den persönlichen Charakter des Geistes, der in ihrem Gründer lebte, ganz besonders im Verhältnis der Leitung zu den Mitarbeitern. Die Porzellanfabrik Arzberg, Zweigniederlassung der Porzellanfabrik Kahla, hatte bei Kriegsende 12 Rundöfen in Betrieb. Einen Teil des Weißbetriebs zerstörte der Fliegerangriff des 19. April 1945. Er wurde vollständig neu wieder aufgebaut, wobei auch die übrigen Teile mit einbezogen wurden. Die Belegschaft ist auf rund 1000 Personen angewachsen. Die Fabrik hatte sich schon vor dem Krieg auf bessere Qualitätsporzellane glatter, zeitloser Formen um- gestellt und führte jetzt diese Linie in Entwürfen von Dr. Gretsch-Stuttgart weiter.
Das Zweigwerk der Schumann Arzberg der Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther AG., Hohenberg, hatte vor dem Krieg hauptsächlich als Lieferant des Stammwerkes gedient. Die schweren Verwüstungen, die die Kriegsgefangenen nach dem Zusammenbruch in ihr angerichtet hatten und durch die unter anderem auch alle Formen und Modelle zerstört worden waren, bedingten eine Umstellung. Das Werk wurde auf eigene Füße gestellt und dabei durchwegs modernisiert. So entstand 1948/49 eine neue Tunnelofenanlage mit hellen, gesunden Arbeitsräumen.
Das Roh gas für den Betrieb der Tunnelöfen liefert eine eigene Gasgeneratoren Anlage. Die Gesamtbelegschaft betrug Ende der 60er Jahre 340 Beschäftigte. Im Rahmen dieser Fabrik wurde nach dem Krieg die 1945 durch die Sowjetzonenregierung enteignete Zahnfabrik von Radebeul in Sachsen, eine der größten Deutschlands, neu aufgebaut. Obwohl schlechtweg alles neu geschaffen werden musste, kann sie auf Grund des Ansehens, das ihre Erzeugnisse genossen, bereits wieder 200 Mann beschäftigen. Auch die „Porzellanfabrik Schlottenhof“ erweiterte ihre Anlage durch einen Neubau und verbesserte ihre innere Einrichtung. Sie beschäftigte Ende der 50er Jahre an drei Öfen etwa 200 Personen.