Porzellanindustrie Fichtelgebirge

<a href="https://porzellan-selb.de/adalbert-zoellner/">Porzellanindustrie im Fichtelgebirge</a> – Geschichte, Wandel und Zukunft

Die Porzellanindustrie im Fichtelgebirge – Tradition trifft auf Wandel

Das Fichtelgebirge, gelegen im Nordosten Bayerns, ist nicht nur geologisch eine bedeutsame Region, sondern auch historisch tief mit der Entwicklung der deutschen Porzellanindustrie verbunden. Was einst mit kleinen Manufakturen begann, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem industriellen Schwergewicht mit internationalem Ruf.

Rohstoff, Lage und Pioniergeist

Ausschlaggebend für die frühe Ansiedlung der Porzellanproduktion war das Vorkommen von Kaolin – einem weißen, tonartigen Gestein, das für die Porzellanherstellung unverzichtbar ist. Die geographische Nähe zu Holzvorräten, Wasserläufen und später auch zu Bahnlinien machte die Region besonders geeignet für eine aufstrebende keramische Industrie.

Die großen Namen: Hutschenreuther, Rosenthal, Arzberg

Im 19. Jahrhundert begann die industrielle Fertigung in größerem Maßstab. Die Städte Selb, Arzberg, Mitterteich und Hohenberg wurden zu Zentren der Porzellanproduktion. Traditionsfirmen wie Hutschenreuther und Rosenthal prägten nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern machten das „Weiße Gold“ aus Bayern international begehrt.

Strukturwandel und Brüche

Die goldenen Jahre der Porzellanindustrie lagen zwischen dem späten 19. Jahrhundert und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Doch mit dem zunehmenden globalen Wettbewerb, steigenden Lohnkosten und einem veränderten Konsumverhalten geriet die Branche ab den 1970er Jahren unter Druck. Zahlreiche Werke mussten schließen oder ihre Produktion ins Ausland verlagern.

Erinnerungskultur und Neuausrichtung

Trotz des Niedergangs blieb das Erbe der Porzellanindustrie lebendig. In ehemaligen Fabrikhallen entstanden Museen, Ausstellungen und Bildungszentren. Insbesondere das Porzellanikon als Spezialmuseum führt Besuchern die historische Bedeutung der Porzellanproduktion im Fichtelgebirge eindrucksvoll vor Augen.

Zwischen Tradition und Zukunft

Die Region steht heute exemplarisch für die Herausforderungen traditioneller Industrien: Wie gelingt der Spagat zwischen Bewahrung und Innovation? Das Fichtelgebirge hat gezeigt, dass Stolz auf handwerkliches Erbe und kritische Reflexion der Vergangenheit keine Gegensätze sein müssen. Der Fortbestand dieser Kultur hängt davon ab, wie entschlossen Zukunft gestaltet wird: durch Ausbildung, neue Geschäftsmodelle und Qualitätsbewusstsein.

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Porzellan im Fichtelgebirge
Porzellan im Fichtelgebirge
Porzellanfabrik Thomas Waldershof
Porzellanfabrik Thomas Waldershof
Zeitleiste: Porzellanindustrie im Fichtelgebirge

Zeitleiste – Porzellan im Fichtelgebirge

1814 – Kaolin am Steinberg

Die Entdeckung von Kaolin bei Hohenberg begründet die Voraussetzungen für Porzellanproduktion in der Region.

1822 – Gründung Hutschenreuther

Carl Magnus Hutschenreuther gründet in Hohenberg die erste Porzellanmanufaktur im Fichtelgebirge.

1857 – Industrieller Aufstieg Selbs

Lorenz Hutschenreuther baut in Selb eine neue Fabrik auf – Beginn der industriellen Porzellanära.

1877 – Gründung Porzellan Tettau

In Tettau wird eine neue Porzellanfabrik gegründet, die für Qualität und Exportorientierung steht.

1879 – Gründung Rosenthal

Philipp Rosenthal startet seine Produktion. Die Marke Rosenthal wird weltbekannt für Design und Innovation.

1892 – Thomas Porzellan

Fritz Thomas gründet in Marktredwitz eine Porzellanfabrik, die später von Rosenthal übernommen wird und modern-jugendliche Designs liefert.

1907 – Haviland in Waldershof

Als französisch-deutsche Kooperation bringt Haviland aus Limoges seine Produktion nach Waldershof – mit Fokus auf hochwertiges Hotelporzellan.

1920–1960 – Blütezeit

Die Region zählt zu den weltweit bedeutendsten Porzellanzentren. Zehntausende Arbeitsplätze entstehen.

1970er – Strukturwandel

Globalisierung, sinkende Nachfrage und steigende Kosten führen zur ersten Schließungswelle.

1990er – Verlagerungen & Schließungen

Viele Werke schließen oder verlagern ins Ausland. Beschäftigtenzahlen sinken rapide.

2006 – Eröffnung Porzellanikon

Mit dem Porzellanikon in Selb und Hohenberg wird das Erbe der Industrie museal bewahrt.

Heute – Design, Sammlermarkt & Erinnerung

Porzellan aus dem Fichtelgebirge lebt weiter in Manufakturen, Museen und bei Liebhabern weltweit.

Die Porzellanindustrie im Fichtelgebirge prägte über mehr als zwei Jahrhunderte nicht nur die Wirtschaft der Region, sondern auch ihre kulturelle Identität. Was als handwerkliches Gewerbe begann, entwickelte sich mit dem industriellen Aufschwung im 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige in Nordostbayern. Die Region rund um Selb, Arzberg, Marktredwitz, Tettau und Hohenberg wurde zum Synonym für hochwertiges Porzellan „Made in Germany“.

Besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Porzellanindustrie im Fichtelgebirge ein Stabilitätsanker. Sie bot Zehntausenden von Menschen sichere Arbeitsplätze, bildete Generationen von Fachkräften aus und schuf ein regionales Selbstverständnis, das stark mit Begriffen wie Präzision, Tradition und Gestaltungskunst verbunden war. Neben klassischen Haushaltswaren produzierte man auch technisches Porzellan, Hotelporzellan, Sammlerstücke und später auch Designobjekte in Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern. Die Arbeit in den Betrieben war hart und präzise. Facharbeiter in der Masseaufbereitung, Brennmeister, Porzellanmalerinnen und Graveure wurden oft schon in jungen Jahren ausgebildet. Viele Familien waren über Generationen hinweg in der Branche tätig – das stärkte die regionale Verbundenheit und die Loyalität zur jeweiligen Marke.

Mit dem Strukturwandel der 1970er- bis 1990er-Jahre geriet die Porzellanindustrie im Fichtelgebirge jedoch unter massiven Druck. Der Konkurrenzdruck aus dem Ausland, insbesondere aus Asien und Osteuropa, führte zu Werksschließungen, Verlagerungen und einem dramatischen Rückgang der Arbeitsplätze. Große Marken wie Rosenthal oder Hutschenreuther durchliefen Eigentümerwechsel und strategische Neuausrichtungen.

Heute ist die Porzellanindustrie im Fichtelgebirge ein Symbol für den industriellen Wandel in Deutschland: vom Massensektor hin zu Nischenprodukten, Premiumdesign und kulturellem Erbe. Institutionen wie das Porzellanikon, kleine Manufakturen sowie ein aktiver Sammlermarkt sorgen dafür, dass das Wissen und die Tradition nicht verloren gehen. Gleichzeitig wird Porzellan aus der Region wieder verstärkt mit Themen wie Nachhaltigkeit, Handwerk und lokalem Design in Verbindung gebracht.

Traditionsmarken aus Selb und Arzberg – Das Herz der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge

Die Städte Selb und Arzberg gelten bis heute als Herzstücke der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge. Über viele Jahrzehnte hinweg wurden hier Marken geschaffen, die national wie international für höchste Qualität, innovatives Design und industrielle Exzellenz standen – und zum Teil bis heute stehen.

Selb – Weltbekannt durch Rosenthal und Hutschenreuther

Selb wurde nicht umsonst als „Porzellanstadt“ bekannt. Mit der Gründung von Lorenz Hutschenreuther im Jahr 1857 entwickelte sich die Stadt rasch zum industriellen Zentrum. Hutschenreuther etablierte sich als Hersteller klassischer Porzellanwaren mit hoher Alltagstauglichkeit – darunter Kaffeeservices, Speisesets und Dekore, die heute zu begehrten Sammelobjekten zählen. Weltweite Berühmtheit erlangte Selb jedoch vor allem durch die Marke Rosenthal, gegründet 1879 von Philipp Rosenthal. Mit einem kompromisslosen Anspruch an Qualität und einer offenen Haltung gegenüber moderner Kunst und Gestaltung setzte Rosenthal Maßstäbe. Ab den 1950er-Jahren arbeitete das Unternehmen mit führenden Designern und Künstlern wie Walter Gropius, Bjørn Wiinblad und später auch Jasper Morrison zusammen. Die Linie Rosenthal studio-line wurde zu einem Aushängeschild für deutsches Designporzellan.

Arzberg – Funktionalität trifft Design

Die Stadt Arzberg steht für eine andere Facette der Porzellankultur. Die Marke Arzberg Porzellan, gegründet 1887, legte den Fokus früh auf funktionales, alltagstaugliches Geschirr mit klarer Formensprache. Die Zusammenarbeit mit Designern wie Hermann Gretsch, der das berühmte Modell „Form 1382“ entwarf, brachte Arzberg internationale Anerkennung. Bis heute gilt diese Form als Paradebeispiel für gutes Design im Sinne des Bauhaus-Gedankens. Auch spätere Modelle wie „Form 2000“ von Heinrich Löffelhardt oder die farbenfrohen Dekore von Peter Schmidt trugen zur gestalterischen Vielfalt bei. Arzberg Porzellan wurde dadurch zu einer Brücke zwischen industrieller Serienfertigung und anspruchsvollem Design.

Marken mit Strahlkraft

Ob Rosenthal, Hutschenreuther oder Arzberg – diese Traditionsmarken aus Selb und Arzberg verkörpern die Glanzzeit der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge. Sie stehen für Handwerkskunst, Fortschrittsdenken und den kulturellen Einfluss einer Region, die weit über ihre geografischen Grenzen hinaus Wirkung zeigte. Heute sind viele dieser Namen Teil großer Markenverbünde oder Speziallinien – doch ihr Ursprung, ihr Stil und ihr Einfluss bleiben untrennbar mit dem Fichtelgebirge verbunden.

Designchronik – Arzberg Designporzellan

Designchronik – Arzberg Designporzellan

Form 1382

1931 – Hermann Gretsch

Ein Meilenstein des funktionalen Designs. Klare Linien, keine Dekoration. Noch heute im Sortiment und Inbegriff des Bauhaus-Porzellans.

Form 2000

1954 – Heinrich Löffelhardt

Weicher, moderner als 1382, dennoch funktional. Markantes Beispiel für Nachkriegsdesign mit organischer Formgebung.

Form 2200

1970 – Peter Schmidt

Kompakter, jugendlicher Entwurf mit vielen farbigen Dekoren. Beliebt in Hotellerie und Alltagsnutzung.

Form Cult

1997 – Designbüro Lindinger + Lindinger

Puristisch, reduziert, modular. Klare Kanten, elegantes Weiß – für die moderne Küche gedacht.

Form Daily

2001 – Arzberg Designteam

Praktisch und preiswert, für junge Haushalte entwickelt. Fröhlich-bunte Dekore und kompakte Formate.

Form Tric

2002 – Michael Sieger

Farbenfroh, stapelbar, mikrowellengeeignet – Design trifft Alltagstauglichkeit. Einer der Verkaufsschlager ab den 2000ern.

Visuelle Einblicke in die Porzellanindustrie

„Fichtelgebirge und Porzellan“ – Kurz-Doku zur Region und ihrem industriellen Erbe:

„Das Porzellanikon in Selb – Ein Denkmal der Porzellanindustrie“ – Museale Technik & Arbeitswelt:

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.