Gründung der Porzellanfabrik Jakob Zeidler in Selb-Plössberg 1864
Eine Fabrik, sie hat ihr eigenes Leben, so auch die Porzellanfabrik Jacob Zeidler & Co. In Selb-Plössberg: Das Leben der Porzellanfabrik Jacob Zeidler liest sich wie eine typische „Vita“ des 19. und 20. Jahrhunderts. Es beginnt mit der Eröffnung einer Bahnlinie vom bayerischen Hof in das böhmische Asch, von dort weiter nach Eger mit Anschluss nach Prag. Am 1. November 1865 wird der Bahnhof in Selb-Plössberg, einer Ansiedlung vor den Toren der Stadt Selb, eröffnet.
Jacob Zeidler entscheidet sich angesichts der blühenden Porzellanfabrik von Lorenz Hutschenreuther, statt der ursprünglich geplanten Gaststätte eine Porzellanfabrik zu gründen. Bereits im Spätherbst 1867 wird die Produktion aufgenommen. Steinkohle kommt über die Bahn aus Mitteldeutschland, Braunkohle sowie das qualitätsvolle Zettlitzer Kaolin aus dem benachbarten Böhmen, der Versand der Ware erfolgt ebenso zügig auf der Schiene.
Mit Hilfe aus dem benachbarten Thüringen, Sachsen und Böhmen requirierter Facharbeiter und aus der Region rekrutierter angelernter Arbeitskräfte nimmt das Unternehmen einen nur von kurzen Konjunkturkrisen überschatteten Aufstieg. Besonders intensive Bauphasen fallen in die Jahre zwischen 1870 und 1875. Der Bedarf an Arbeitskräften bringt die Notwendigkeit der Schaffung von neuem Wohnraum mit sich.
1879 beziehen die ersten Porzelliner die noch heute existenten Arbeit- erwohnhäuser auf der anderen Seite der Bahnlinie. In einer Periode nie zuvor gekannten Wachstums seit 1890 wächst die Fabrik Gebäude um Gebäude durch Erweiterungen und Aufstockungen, neue Ofenanlagen. 1914 finden sich hier insgesamt 10 Rundöfen sowie ein kleinerer Kiesofen zur Aufbereitung der Hartrohstoffe Feldspat und Quarz. 400 Mitarbeiter sind jetzt hier beschäftigt. Der Arbeiterwohnungsbau geht voran, aber auch eine Fabrikantenvilla, jedoch bescheidenerer Ausführung ist vorhanden.