Stammbaum Philipp Rosenthal
Die Ursprünge der Familie Rosenthal reichen bis nach Werl in Westfalen zurück – ein Weg, der von Tuch- und Kolonialwarenhandel bis zur weltberühmten Porzellanmanufaktur führte.
Wurzeln in Werl
Nach diesem seinem eigenen Leitspruch lebte und handelte Philipp Rosenthal sein ganzes schöpferisches und überaus erfolgreiches Leben lang, ohne jemals von seiner Geradlinigkeit und seinen Zielvorstellungen abzuweichen. Phillipp Rosenthals Leben klingt wie ein sensationell aufgemachter Tatsachenbericht. Dabei ist die Fabel seiner Lebensgeschichte uralt. Um die Mentalität, die Motivation, die Philosophie des Firmengründers Philipp Rosenthal zu begreifen, muß man zwangsläufig nach dessen Wurzeln, oder wie man heute gerne sagt, nach den „roots“ suchen.
Nachgewiesen ist die Ansiedlung der Familie in der westfälischen Kleinstadt Werl. Dort wurde Philipp Rosenthal auch am 6. März 1855 geboren. Im Jahre 1811 wurde dort Philipp Abraham Rosenthal (geboren am 16. Mai 1774 in Westönnen bei Werl) ansässig. Mit seiner Frau Sarah, geborene Rosenberg, aus Geseke stammend, betrieb er in Werl ein Handelsgeschäft mit „Ehlen- und Spetzereywaren“, also einen Tuch und Kolonialwarenhandel und später auch eine Weberei.
Mit Porzellan hatte dieser Philipp Abraham Rosenthal aber noch nichts zu tun. Wie die Steuerlisten des westfälischen Werls zeigen, wurde das Steuerkapital im Jahre 1826 auf 3000 Thaler geschätzt. Eine damals erhebliche Summe, die ihn zum drittreichsten Geschäftsmann Werls machte.

Abraham Rosenthal
In das Webereigeschäft stieg der älteste Sohn Abraham Rosenthal (geb. 1821) ein, der Vater des späteren Firmengründers Philipp Rosenthal. Im Jahre 1849 heiratete Abraham Rosenthal seine Frau Emilie, geb. Meyer, aus Altenbüren stammend. Abraham Rosenthal war vermutlich als Erbe des Betriebes seines Vaters vorgesehen. Die Rosenthal’sche Weberei muß zu dieser Zeit ein bedeutendes Unternehmen gewesen sein, denn Abraham Rosenthal präsentierte bereits im Jahre 1850 seine Erzeugnisse auf der Leipziger Messe. In den Jahren 1854, 1855 wird er in den Gewerbesteuerlisten unter der Bezeichnung „Handel mit Schnittwaren, ziemlicher Umfang“ geführt.
Im Jahre 1856, also ein Jahr nach der Geburt Philipp Rosenthals, wechselte Abraham Rosenthal offenbar das Gewerbe und führte fortan eine „Manufaktur, Porzellan- und Glaswarenhandlung“. Seine Firma hatte wiederum einen bedeutenden Umfang.
Philipp Abraham Rosenthal
Nein, Porzellan ist in Westönnen nicht hergestellt worden. Aber die Vorfahren der bekannten Porzellanmanufaktur Rosenthal stammten aus Westönnen! Philipp Abraham Rosenthal wurde am 16. Mai 1774 in Westönnen geboren und starb 1853 in Werl. 1811 zog er nach Werl, eröffnete eine Handlung mit Tuchen und Kolonialwaren und gründete eine Baumwollweberei. Sein Sohn Abraham Rosenthal (1821–1902) erweiterte das Angebot später auch um Porzellan. Dessen Sohn Philipp gründete 1879 in Selb/Oberfranken die weltberühmte Porzellanmanufaktur.
1880 verkaufte die Familie ihre Güter in Werl und verließ die Stadt endgültig. In Westönnen jedoch wird Philipp Rosenthal bis heute geehrt.
Philipp Rosenthal – Gründung der Porzellanmanufaktur
Philipp Rosenthal, Sohn des Porzellanhändlers Abraham Rosenthal und Emilie Meyer, wurde im väterlichen Betrieb ausgebildet. Mit 18 Jahren ging er in die USA und arbeitete dort für die Importfirma Jacob Meyer Brothers. 1879 kehrte er nach Deutschland zurück und gründete eine Porzellanmalerei in Schloss Erkersreuth. Er begann mit zwei Malern und Weißporzellan von Hutschenreuther. Der Durchbruch gelang mit dem Aschenbecher „Ruhendes Plätzchen für brennende Zigarren“.
Bald beschäftigte er 60 Angestellte und verlegte das Unternehmen nach Selb, wo er 1889 eine eigene Porzellanfabrik eröffnete. 1897 wandelte er das Unternehmen in die „Philipp Rosenthal & Co. AG“ um. Der Verkaufsschlager „Maria“ wurde nach seiner zweiten Frau Maria Franck benannt. Ab 1908 produzierte Rosenthal Porzellan nach Entwürfen moderner Künstler wie Henry Moore, Hundertwasser, Salvador Dalí und Ernst Fuchs.
Späte Jahre und Entmündigung
Wegen des Ansehens des Unternehmens im Ausland wagte man es nach 1933 nicht, direkt gegen ihn vorzugehen. 1934 legte Rosenthal freiwillig den Vorsitz nieder. Durch Familienzwistigkeiten und Intrigen wurde er jedoch 1936 entmündigt und unter Vormundschaft gestellt. 1937 bestätigte ein psychiatrisches Gutachten rückwirkend seine Geschäftsunfähigkeit seit 1934. So konnte er endgültig aus allen geschäftlichen Entscheidungen verdrängt werden.