Zum Gedaechtnis an den Leiter unserer Kunstabteilung Fritz von Stockmayer herausgegeben von der Rosenthal-Porzellan AG in Selb (Bayr. Ostmark). Fritz v. Stockmayer wurde 1877 in Stuttgart als Spross einer alten Offiziersfamilie und Gelehrtenfamilie geboren. Nach einer Banklehre begab sich Stockmayer nach Paris und Palermo in ein Bankgeschaeft und kehrte mit 23 Jahren zurueck nach Stuttgart. Nach der Militaerzeit arbeitet er fuer eine Exportfirma und ging nach Abessinien (Afrika). Als der I. Weltkrieg ausbrach war Stockmayer in Kairo und ging von dort mit einem griechischen Dampfer nach Triest und von dort zurueck nach Deutschland wo er dann zum Militaerdienst eingezogen wurde. Wenige Tage danach erhielt er durch ein Dum-Dum Geschoss einen Bauchschuss, der ihn auf ein jahrelanges Krankenlager warf und ihm Beschwernisse auferlegte.
Waehrend der langen Lazarettzeit war er nie ohne Zeichenstift und Aquarellkasten, er setzte seine Versuche seiner Jugendtage fort und betrieb das Malen als reine Liebhaberei. Nach Kriegsende uebernahm Stockmayer einen Industriebetrieb im Schwaebischen, dessen Geschaefte ihm hinzureichend Zeit fuer eine Fortsetzung seiner malerischen Versuche liessen. Als ihm aber nach einem Italienaufenthalt eine befreundete Dame ihre Erfahrungen in der Porzellanmalerei mitteilte und ihm das Handwerkszeug ins Haus sandte, begann Stockmayer mit dem Bemalen weisser Porzellane. Das war der Anfang seiner Porzellanmalerei und er brach alle Bruecken zu seiner bisherigen Vergangenheit ab und unternahm das Wagnis sich alleine durch seine kuenstlerische Taetigkeit ueber Wasser zu halten.
Einzelne Fabriken wie Arzberg, Schoenwald oder Fuerstenberg waren auf ihm aufmerksam geworden und verwerteten seine Entwuerfe, allerdings meist fuer technische Vervielfaeltigung. In diesen Jahren hatte sich naemlich die bedeutendste Wendung im Leben von Fritz Stockmayer vollzogen: er war zum Leiter der Kunstabteilung der Rosenthal Werke in Selb berufen worden. Auch in der Kunstabteilung Rosenthal hatte sich wie in so manchen Betriebe – oft genug aus der Not zur Erhaltung des Unternehmens – manches eingeschlichen, was vom Standpunkt des kuenstlerischen Gewissens nicht zu verantworten war. Damit sollte aufgeraeumt werden! Stockmayer hielt sich zwar in den Fragen der Plastik heraus, dagegen unterliegt es keinem Zweifel, dass er der dekorativen Entwicklung der Kunstabteilung von Grund auf neues Leben gegeben hat.