Psychiater diagnostizierten wirklich eine Geistestrübung. 1936 wurde der damals 81jährige Firmengründer entmündigt und unter Vormundschaft gestellt. Um aber auch länger zurückliegende bindende Entschlüsse des entthronten Generaldirektors für nichtig erklären zu können, baten Rosenthals Gegner den damaligen Leiter der Münchner Psychiatrischen und Nervenklinik, Professor Bumke, um ein Gutachten. Bumke fasste alle früheren medizinischen Gutachten in dem Urteil zusammen, dass Rosenthal „infolge schwerer, durch Arterienveränderungen komplizierter Altersveränderungen des Gehirns“ schon seit dem 12. März 1934 fortlaufend geschäftsunfähig gewesen sei. Damit waren Rosenthals Pläne, den Ariseuren mit Hilfe seines Stiefsohnes ein Schnippchen zu schlagen, zunichte gemacht.
Das als GmbH ausgeklammerte Werk Bahnhof Selb, das Rosenthal über Udo Frank der Familie erhalten wollte, wurde zwangsweise der Aktiengesellschaft einverleibt. Wenig später musste die Familie ihr gesamtes Rosenthal-Aktienpaket (1,417 Millionen Mark Nennwert) laut „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ verkaufen. Die Aktien landeten – zum Teil auf Umwegen – bei der Bayrischen Hypotheken- und Wechsel-Bank, die noch heute das grösste Rosenthal-Aktienpaket besitzt. Das Gutachten des Professors Bumke, das den Geheimrat Philipp Rosenthal völlig mattsetzte, datierte vom 15. Februar 1937.
Sechs Wochen später starb der 82jährige in einem Bonner Sanatorium. Seine mit Kunstschätzen geschmückte Villa „Haus Rasten“ in Berg am Starnberger See war bald ebenso verwaist wie sein grosser Rennstall. Die damals 47jährige Witwe des Verstorbenen, Maria Rosenthal, verlegte ihren Wohnsitz nach Cannes an die französische Riviera, wo sie einen alten französischen Aristokraten, den Grafen de Beurges, heiratete.