Wiinblad und Rosenthal

Wiinblad und Rosenthal – Ein Zusammentreffen mit Folgen

Die Begegnung zwischen Philip Rosenthal und Björn Wiinblad 1957 führte zu einer fruchtbaren, jahrzehntelangen Zusammenarbeit – ein Kapitel internationaler Designgeschichte.

Ein spontaner Beginn

Als Philip Rosenthal 1957 auf einer Fahrt durch Jütland in ein kleines Geschäft kam, sah er dort Keramiken von einem unbekannten Künstler. Rosenthal war begeistert von dieser Überziehung einer ganzen Fläche mit Ornamenten, die zwar aufgelöst und auch persönlich waren, aber nie den Zusammenhalt mit der Fläche und der Form verloren. Er fragte nach der Adresse des Entwerfers und suchte ihn umgehend auf. Dieser Mann war Björn Wiinblad. Aus diesem spontanen Kontakt wuchs eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit, die bis zu seinem Tod immer wieder Neues hervorbrachte. Wiinblad wurde einer von rund 100 Künstlern und Designern, die für die Rosenthal Studio Line arbeiteten.

Björn Wiinblad Rosenthal
Björn Wiinblad – künstlerische Begegnung mit Philip Rosenthal

Björn Wiinblad – vielseitiger Künstler

Der dänische Keramiker Björn Wiinblad in Kongens Lyngby bei Kopenhagen gehörte zu den vielseitigsten Künstlern seiner Zeit. Er begann als Maler, erregte aber mit seinen unverwechselbaren, fantasievollen Keramiken internationales Aufsehen. Neben der Keramik brachten ihm Plakate, Bühnenbilder, Buchillustrationen sowie Arbeiten in Glas, Porzellan und Silber Erfolg. In Deutschland ist Wiinblad vor allem durch seine Entwürfe für Rosenthal bekannt.

Er trennte Arbeits- und Privatsphäre nicht – er lebte, wo er arbeitete, und er arbeitete, wo er lebte. Zentrum seines Schaffens war das Blaue Haus, wo seine märchenhafte, eigene Welt Gestalt annahm.

Entwürfe für Rosenthal

Wiinblad entwarf von 1959 bis 2007 verschiedene Objekte in Porzellan, Glas, Möbel und Besteck. Sein Porzellanservice „Romanze“ ist heute noch in verschiedenen Variationen bei Rosenthal erhältlich – ebenso das Service Lotus oder Die Zauberflöte (Sarastro). Er entwarf auch Kunstmöbel wie die „Vier Himmelsrichtungen“. Besonders bekannt wurden seine Serien Aladin, Sindbad und Das Zauberpferd, ausgeformt als Teller in Porzellan oder Glas.

Brief aus den USA (1965)

Björn Wiinblad schrieb 1965 aus den USA an Philip Rosenthal:

„Lieber Philipp, ich freue mich zu hören, dass Du eventuell in Amerika bist, wenn ich die Eröffnung von Sturm habe. Ich habe niemals zuvor so viele Gedanken und so viel harte Arbeit in eine einzige Sache gelegt, aber jeder hier am Theater arbeitet mit solcher Begeisterung, um mir zu helfen. (…) Der Applaus nach der Premiere von Shakespeares Sturm in Dallas galt nicht allein den Schauspielern, sondern vor allem auch den Kostümen und dem Bühnenbild von Björn Wiinblad.“

Zu seinen jüngsten Arbeiten auf diesem Gebiet zählten die Kostümentwürfe für Ludwig Holbergs Don Ranudo, die erneut seine Vielseitigkeit unter Beweis stellten.

Wiinblad Bühnenbild Wiinblad Illustration
Wiinblad Skizzen Wiinblad Arbeiten

Wiinblad als Illustrator

Der dänische Journalist Martin Hartung charakterisierte Wiinblads Zeichnungen folgendermaßen: „Das beste Beispiel für Wiinblads Ausdrucksform ist das bevorzugte Figurenmotiv: die Dame mit der spitzen Nase und den runden Wangen und dem schmollenden Mund, die wieder und wieder in seinen Kompositionen auftritt.“

Dieses Motiv, in unzähligen Variationen, zieht die Aufmerksamkeit unmittelbar auf sich. Es ist weder klassisch schön noch erotisch, aber es verkörpert universelle mädchenhafte Züge, die schwer zu definieren sind. Diese Figur wurde zum Erkennungszeichen von Wiinblads Werk. Viele Illustrationen fanden auch auf Porzellan Eingang, etwa in der Rosenthal Studio Line mit Die Zauberflöte, dem Dekor Serenade auf der Form Polygon oder dem Dekor Till Eulenspiegel.

Die Romanze

Die Rosenthal-Form Romanze von Björn Wiinblad ist inzwischen legendär. Jeder Kenner guten, zeitgenössischen Porzellans kennt dieses Service. Wenige wissen jedoch, dass Wiinblad dazu auch das passende Besteck entwarf – in versilberten, massiven und vergoldeten Varianten. Jedes Besteckteil trägt das berühmte Romanze-Relief. Ebenso schuf er passende mundgeblasene Gläser mit feinen, strohhalmartigen Stielen, die das Relief wie ein Gewebe überzieht.

Rosenthal Mythen, Märchen und Musik – Hommage Bjørn Wiinblad, Selb (2007).
Mel Byars: Design Encyclopedia, Klinkhardt & Biermann, München (1994), S. 590.
Thomas Heider, Markus Stegmann, René Zey: Lexikon Internationales Design, Rowohlt (1994), S. 362-363.
Bernd Fritz: Die Porzellangeschirre des Rosenthal-Konzerns – 1891-1979, Stuttgart (1989), S. 47-48.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.