Wolfgang Stefan

Ob ihm das Wortspiel gefällt? Ich hoffe, Wolfgang Stefan hat zumindest nichts dagegen. Auch wenn’s nicht wörtlich zu nehmen ist. Zuletzt hat er an einer Brücke gebaut, hat sie aber nicht erbaut. Vielmehr hat Wolfgang Stefan die neue Brücke hinter dem Selber Rathaus mit seinem Geländer und einer Figur versehen.

INTERVIEW 1988

Wie gelingt mir nur die geistige Brücke, zu dem, was mir im übertragenen Sinne zu dem Wortspiel einfällt? Beginnen wir beim Privaten: Mann kannte sich flüchtig, kommt dienstlich in Kontakt und merkt erst, wem man da gegenüber steht. Das Gespräch beginnt bei seinen Kunstwerken, und über diese Brücke entwickelt sich die Unterhaltung weiter. Wolfgang Stefan erzählt über sein künstlerisches Tun. Ich notierte manches, und manches bleibt darüber hinaus hängen, als Auslöser für weitere Gedanken. Etwa wenn er davon spricht, „ehrlich zu sich und seiner Umgebung“ zu sein. Nicht sich selbst zu belügen nach dem Motto „Ich mach’s recht nett“.

Er beherzigt dieses Motto, als wir an einem Messeabend zusammensitzen und er unverblümt seine nicht sehr hohe Meinung über einen Mitarbeiter abgibt. Ob er einige erstaunte Gesichter am Tisch wahrgenommen hat? Brücke zu den Anderen hat er keine geschlagen, höchstens eine der Offenheit zu mir. Die Frage nach dem persönlichen Grad der Anpassung bleibt freilich im Raum stehen. Doch er hat eben seine Freiheit, nicht nur die künstlerische. Aber von der und vom dem, was Wolfgang Stefan daraus macht, soll hier die Rede sein. Dass sich sein Schaffen nicht vom Privaten trennen lässt, dass beide Sphären zusammengehen in den Kunstwerken, versteht sich von selbst.

Privates und künstlerisches Interesse sind es schliesslich auch, die seinen weiteren Werdegang beeinflussen wird. Stefan hat nach seiner Lehre als Keramikmodelleur in der Hutschenreuther Kunstabteilung seit 1983 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg Bildhauerei studiert. Und auf die Frage, was nun, danach, geschehen soll, hat er keine eindeutige Antwort. Aber eine deutliche Vorstellung davon: „Ich will jedenfalls nicht zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Platz in einem bestimmten Büro sitzen“. Das, was mit künstlerischer Freiheit wohl nur unzureichend umschrieben ist, bezieht sich nich zuletzt auf die Umgebung, in der Kunst entsteht.

Daraus schöpfte Wolfgang Stefan die Ideen für seine jüngsten Kunstwerke für Hutschenreuther: „Tierfiguren, mal ganz anders. „Ich will sie verstehen, begreifen und dann eine entsprechende Form finden, die ihr Wesen zum Ausdruck bringt.“ Wolfgang Stefans Tiere sollen glaubhaft sein – so wie er selbst sein will. Die Leute sollen von der Plastik gefordert sein, mit der Figur spielen. „Spielen“ – ich nehme’s als letztes Stichwort für ein Porträt, das unvollständig sein muss, aber einigermaßen treffend sein soll. Spielen will Wolfgang Stefan wohl auch weiterhin mit sich und seinen Talenten. „Er versucht sich noch in vielen Materialien, in vielen Themen“, meint Gunter Granget, Leiter der Kunstabteilung Hutschenreuther über Wolfgang Stefan. Er müsse seine Linie noch finden, heisst es. Soll er ruhig noch suchen. So lang’s ihm und anderen Spaß macht.

porzellanselb

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