Ausstellungen im Jubiläumsjahr 2010

300 Jahre Porzellan in Europa

Unter mehreren Versionen, die sich um die Deutung des Begriffes Porzellan bemühten, dürfte die Annahme, das Wort leitete sich vom Italienischen her und sei auf das lateinische PORCELLUS = Schweinchen zurückzuführen, die größte Wahrscheinlichkeit besitzen. Als PORCELLUS bezeichnete man im alten Rom eine zur tropischen Familie der Vorderkiemer gehörende Schnecke. Ihr porzellanartig aussehendes Gehäuse stand vermutlich Pate bei der Namensgebung für das neue abendländische Produkt, das – beraten von dem bereits mit der Glasbereitung vertrauten königlich-sächsischen Physiker Tschirnhaus – der Goldmacher Johann Friedrich Böttger im Jahre 1709 auf der Jungfernbastei in Dresden erfand.

Mit dem Erfolg Böttgers war auch in Europa die Lösung eines technischen Problems geglückt: den Kaolin durch Zusatz von Flussmitteln zum Sintern zu bringen und transparent werden zu lassen. Die heute gebräuchlichen Massemischungen bestehen hauptsächlich aus Kaolin, Quarz und Feldspat, wobei stets der weißbrennende Kaolin dominiert. Durch ihn erhält das Porzellan seine charakteristischen Merkmale. So wurde Porzellan zur jüngsten und elegantesten keramischen Entdeckung Europas.

Frühe Entwicklung & kultureller Kontext

Auch in China vollzog sich die Kunst der Porzellanfertigung über die Vorstufen des gebrannten Tons und Steinzeugs. Bereits in der Bronzezeit um 1350 v. Chr. entstanden porzellanähnliche Gefäße. Um 1350 n. Chr. erreichte die Technik in Asien ihren Höhepunkt mit den berühmten blau-weißen Kobaltdekor-Gefäßen. Diese wurden in Schiffsladungen nach Europa exportiert und lösten dort ein regelrechtes „Porzellanfieber“ aus.

In Europa jedoch gelang der Durchbruch erst Johann Friedrich Böttger. Am 15. Januar 1708 dokumentierte er das erfolgreiche Brennen einer weißen, durchscheinenden Scherbe. Am 23. Januar 1710 verkündete August der Starke die Gründung der „Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur“. Am 6. Juni 1710 wurde die Albrechtsburg in Meißen zur ersten europäischen Produktionsstätte für Porzellan.

Der Stein der Weisen – Mythos Manufaktur Meissen

Im Jubiläumsjahr 2010 erstrahlte die Albrechtsburg Meissen erneut im Glanz des Porzellans. Die Ausstellung „Der Stein der Weis(s)en – 300 Jahre Mythos Manufaktur Meissen“ erinnerte am historischen Ort an die Anstrengungen und Leistungen der „unsichtbaren Manufaktur“. Eigens zum Jubiläum kehrten ausgewählte Stücke der frühen Meissener Porzellane an den Ort ihrer Schöpfung zurück.

Die Ausstellung thematisierte die Albrechtsburg als erste Produktionsstätte des europäischen Porzellans und machte durch Exponate, multimediale Inszenierungen und Interaktionen die „unsichtbare Manufaktur“ von 1710 bis 1863 wieder lebendig. Ein interaktives Modell zeigte die komplexen Funktionszusammenhänge, während Besucher virtuell selbst in die Rolle Böttgers schlüpfen und eine eigene Rezeptur für Porzellan ausprobieren konnten.

Von Leipzig in die Welt – Europas erstes Porzellan

Ein weiterer Höhepunkt des Jubiläumsjahres war die Ausstellung „Von Leipzig in die Welt – 300 Jahre Meissener Porzellan auf der Leipziger Messe“. August der Starke präsentierte 1710 erstmals auf der Leipziger Ostermesse das Europäische Porzellan – ein Ereignis von zukunftsweisender Bedeutung.

Die Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zeigte nicht nur die Geburtsstunde des Meissener Porzellans, sondern auch seine Entwicklung über drei Jahrhunderte. Themen waren bedeutende Porzellankünstler, Formen, Dekore, Konkurrenten und Fälschungen. Ergänzt wurde sie durch die Fotoausstellung „Als wär’s ein Stück von mir“ des Fotografen Gerhard Weber, der über Jahre hinweg die Arbeit in der Manufaktur dokumentierte.

Bedeutung & Vermächtnis

Die Jubiläumsausstellungen 2010 zeigten eindrucksvoll, dass Porzellan nicht nur ein Werkstoff ist, sondern ein Kulturgut, das Kunst, Technik und Geschichte miteinander verbindet. Vom Mythos des „Steins der Weisen“ über die Pionierleistungen Böttgers bis zur weltweiten Verbreitung des Meissener Porzellans spiegelte das Jubiläum drei Jahrhunderte europäischer Kultur- und Kunstgeschichte wider.

Literatur & Quellen

Originaltext: „Ausstellungen im Jubiläumsjahr 2010 – 300 Jahre Porzellan in Europa“. Kataloge zur Ausstellung „Der Stein der Weisen – Mythos Manufaktur Meissen“. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig – Begleittexte zur Ausstellung „Von Leipzig in die Welt“.

porzellanselb

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