Johann Friedrich Böttger (1682–1719)
Johann Friedrich Böttger erblickt am 5. Februar 1682 in der thüringischen Kleinstadt Schleiz das Licht der Welt. Er ist Sohn des Münzmeisters Johann Adam Böttger und seiner Frau Ursula, Tochter eines Ratsmünzmeisters. Schon kurz nach der Geburt müssen die Eltern Schleiz wegen ungünstiger Arbeitsbedingungen verlassen. Bald darauf verstirbt überraschend Böttgers Vater, Böttger ist noch nicht einmal ein Jahr alt. Kindheit und Jugend verbringt er als Halbwaise in dem immer noch durch die Pest und den Dreißigjährigen Krieg geprägten Magdeburg. Der Tod des Ehemanns bringt der jungen Witwe und ihren vier unmündigen Kindern große Schwierigkeiten, die erst durch die Heirat mit dem Magdeburger Bürger und Witwer Johann Friedrich Tiemann im Jahr 1685 gelöst werden.
Tiemann, der seinerseits zwei Kinder in die Ehe bringt, arbeitet als Aufsichtsbeamter beim Festungs- und Vermessungsbauwesen. Der aufgeweckte und begabte junge Böttger kann schon früh schreiben und rechnen. Sein Stiefvater unterrichtet ihn zusätzlich in Geometrie, Festungsbaukunde und Feuerwerkerei. Auch eignet sich der junge Böttger durch den Besuch einer Sprachschule frühzeitig Kenntnisse des Lateinischen an.
Stein des Weisen & Alchemie
Auf Anregung einer befreundeten Familie lässt sich Böttgers Stiefvater davon überzeugen, ihn das Apothekerhandwerk erlernen zu lassen. Daraufhin beginnt der erst vierzehnjährige Böttger im Jahr 1696 eine Lehre bei dem renommierten Berliner Apotheker Friedrich Zorn. Der junge Lehrling zeichnet sich durch Fleiß, Wissbegier und seltene Talente aus. Vor allem sein lebendiger Sinn für Chemie sticht hervor.
Wie viele seiner Zeitgenossen erliegt auch Böttger dem verhängnisvollen Traum von der Goldherstellung. Statt Pharmazie interessiert ihn die Alchemie. Er beschäftigt sich mit den Schriften des Benediktinermönchs Basilius Valentinus und experimentiert heimlich in der Apotheke – erfolglos. Noch während seiner Lehrzeit begegnet er dem Chemiker Johann Kunckel von Löwenstjern sowie dem geheimnisvollen griechischen Mönch Lascaris, der ihm angeblich ein Stück des Steins der Weisen übergibt. Im Oktober 1701 verwandelt Böttger vor Zeugen 15 silberne Zweigroschenstücke in Gold – ob Täuschung oder Betrug bleibt unklar.
Flucht & Gefangenschaft
Die Nachricht vom „Goldmacher“ verbreitet sich schnell. Friedrich I. von Preußen fordert Böttger an seinen Hof, doch dieser flieht am 29. Oktober 1701 nach Wittenberg. Dort wird er von den Behörden festgesetzt. August der Starke, Kurfürst von Sachsen, beansprucht ihn als sächsischen Untertanen und gewinnt das Tauziehen. Am 29. November 1701 trifft Böttger unter Bewachung in Dresden ein und täuscht durch Tricks eine erneute Goldherstellung vor. In höchster Gefahr verspricht er August tonnenweise Gold.
Beginn der keramischen Experimente
In Dresden erhält Böttger ein Labor und arbeitet mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus sowie Gottfried Pabst von Ohain. Zunächst entstehen 1706 auf der Albrechtsburg das „Böttgersteinzeug“. Wegen Kriegsgefahr wird Böttger auf die Festung Königstein gebracht, wo er den Fokus auf Porzellan verlagert. 1707 kehrt er nach Dresden zurück und experimentiert gemeinsam mit Tschirnhaus und Pabst. Am 15. Januar 1708 gelingt die Herstellung von Hartporzellan – der Beginn des europäischen Porzellans. Nach Tschirnhaus’ Tod 1708 arbeitet Böttger weiter an der Perfektionierung.
Letzte Jahre & Vermächtnis
Böttger wird 1710 Administrator der neu gegründeten Meißner Porzellanmanufaktur. Am 19. April 1714 wird er nach fast dreizehnjähriger Haft freigelassen, darf Sachsen aber nicht verlassen und das Geheimnis des Porzellans nicht preisgeben. Obwohl er noch immer den „Stein der Weisen“ sucht, ist seine Gesundheit schwer geschädigt. Im Alter von nur 37 Jahren stirbt Johann Friedrich Böttger am 13. März 1719 an den Folgen chronischer Vergiftungen.
Obwohl er nicht alleiniger Erfinder des europäischen Porzellans war, gilt Böttger als einer der entscheidenden Pioniere, ohne den die „Geburt des weißen Goldes“ in Europa kaum gelungen wäre.
Literatur & Quellen
Biographische Texte zu Johann Friedrich Böttger (1682–1719). Archivunterlagen der Porzellanmanufaktur Meißen. Zeitgenössische Aufzeichnungen zu Böttgers alchemistischen Experimenten.