Die Entstehung von Burgau Porzellan
Die Porzellan-Manufaktur Burgau an der Saale wurde 1901 von Ferdinand Selle in Burgau bei Jena (Thüringen) gegründet. Unter der Prämisse des „modernen Stils“ entwickelte die Manufaktur Gebrauchsgeschirr, Zierporzellan sowie Mokkatassen und Gastronomiegeschirr. Die kleine, aber ambitionierte Fabrik spezialisierte sich von Beginn an auf die Herstellung von Porzellan im sogenannten modernen Stil und galt bald als Vorreiterin einer neuen gestalterischen Haltung.
Henry van de Velde & Moderne Formensprache
Bereits kurz nach der Gründung wurde der belgische Gestalter und Kunsttheoretiker Henry van de Velde auf die Manufaktur aufmerksam. Als künstlerischer Berater des Weimarer Großherzogs beeinflusste van de Velde maßgeblich die Formgebung der Produkte und trug dazu bei, dass sich Burgau Porzellan durch funktionale Klarheit und gestalterische Konsequenz auszeichnete. Es entstanden Entwürfe, die sich deutlich vom historisierenden Dekor des späten 19. Jahrhunderts absetzten und den Weg für eine moderne Formensprache ebneten.
Produktion & Serviceformen
Die Produktpalette umfasste Haushalts- und Gebrauchsgeschirr, fein ausgearbeitete Einzelstücke, Mokkatassen und Gastronomiegeschirr. Besonders charakteristisch waren klare Linien, flache Proportionen und zurückhaltende Dekore. Seiles erste Serviceformen lehnten sich an den Jugendstil an und boten zugleich geometrische Elemente. Besonders umfangreich ausgeführt wurde die Form „Geschweift“ von 1902, die in 74 Einzelteilen und 14 Dekoren erhältlich war.
Als Mitglied im Deutschen Werkbund pflegte Selle enge Kontakte zu zeitgenössischen Künstlern. So arbeiteten für Burgau u. a. Henry van de Velde, Albin Müller, Albert Gessner, Else Wenz-Vietor und Rudolf Wille.
Auszeichnungen
Die höchste Anerkennung erhielt Burgau Porzellan mit dem von Albin Müller entworfenen Tafel- und Kaffeegeschirr auf der Weltausstellung 1910 in Brüssel, das mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet wurde.
Niedergang & Verkauf
Nach dem Tod Ferdinand Seiles 1915 übernahm seine Witwe Anna Agnes Adeline Seile den Betrieb. Der Erste Weltkrieg, Inflation und Absatzschwierigkeiten führten jedoch zum Niedergang. Mitte der 1920er wurden neue Formen vorgestellt, darunter „Empire“, „Achteck“, „Wochenend“ (1928) und „Jena“ (1927), die aber nicht an frühere Erfolge anknüpfen konnten.
1929 wurde die Fabrik aus dem Handelsregister gelöscht. Formen und Rechte gingen an Ernst Bohne Söhne in Rudolstadt, wo bis 1939 Teile des Zier- und Tafelporzellans weiterproduziert wurden.
Nachkriegsgeschichte
Nach 1945 wurde die Fertigung von Haushaltsgeschirr als Reparationsleistung für die Sowjetunion wieder aufgenommen. Statt nach Stückzahl wurde nun nach Gewicht bezahlt, weshalb die Scherben dicker ausfielen. Die Produkte tragen weiterhin die Marke „PMB“.
Bedeutung & Sammlerwert
Burgau Porzellan gilt als frühes Beispiel für den Übergang vom Jugendstil zur modernen, funktionalen Gestaltung. Es steht für den Anspruch, industrielles Porzellan mit künstlerischem Design zu verbinden. Heute sind vor allem frühe Formen mit klarer Provenienz bei Sammlern gesucht und dokumentieren eine Schlüsselrolle in der deutschen Designgeschichte.
Literatur & Quellen
Originaltext: „Die Entstehung von Burgau Porzellan“. Henry van de Velde, Bericht über die Porzellanfabriken (1902). Weltausstellung 1910, Brüssel – Goldmedaille. Archivunterlagen der Porzellan-Manufaktur Burgau, 1901–1929. Fachpresse „Porzellan- und Glashandlung“, 1925.
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