Gothaer Porzellan

Die Gothaer Porzellanmanufaktur – Geschichte einer thüringischen Tradition

Vom Gründungsjahr 1757 bis zum Ende der Produktion 1883: Entwicklung, Persönlichkeiten und der Weg vom regionalen Produkt zum gesuchten Sammlerobjekt.

Gründung und frühe Jahre (1757–1772)

Die Gothaer Porzellanmanufaktur wurde 1757 vom Hofbeamten Wilhelm von Rotberg (1718–1795) als erste Porzellanmanufaktur auf thüringischem Boden gegründet. In den ersten fünfzehn Jahren blieb die Produktion mangels Arkanumkenntnis experimentell. 1772 stießen drei erfahrene „Porzelliner“ hinzu: die Maler Christian Schultz und Johann Georg Gabel (1740–1810) sowie der Modelleur Johann Adam Brehm (†1813). Schultz, zuvor an der KPM Berlin, wird die Vervollkommnung von Masse und Glasur in den 1770er-Jahren zugeschrieben.

Produktionsschwerpunkt und künstlerische Ausrichtung

Die figürliche Produktion spielte nur eine Nebenrolle und konzentrierte sich auf Biskuitporzellan. Im späten 18. Jahrhundert dominierten Figuren nach Modellen des Hofbildhauers Friedrich Wilhelm Doell (1750–1816) mit antiken Themen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlagerte sich der Fokus auf Porträtplaketten und Büsten.

Der kunstsinnige Herzog August und die Blütezeit

Noch vor seinem Regierungsantritt 1802 erwarb Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822) die Manufaktur. Bereits zuvor war von Rotberg zum Präsidenten der Herzoglichen Kammer aufgestiegen und hatte die Leitung abgegeben. 1782 übernahm ein Konsortium aus fünf Künstlern – darunter Schultz – und dem Kaufmann Ernst Friedrich Arnoldi den Betrieb. Schultz leitete die Produktion, Arnoldi den Vertrieb. In den späten 1780er Jahren erreichte die Qualität der Gothaer Erzeugnisse das Niveau von Meissen und Berlin.

Erfolg und wirtschaftliche Bedeutung

Nach Rotbergs Tod (1795) erneuerte seine Witwe den Pachtvertrag. Ein Schreiben an Herzog Ernst II. belegt den Erfolg: jährlich flossen 6 000 Reichstaler Fremdwährung ins Land, 35 Personen fanden Arbeit. Diese Phase markierte die wirtschaftliche und künstlerische Blütezeit der Manufaktur.

Die Familie Henneberg und das Ende der Produktion

Über drei Generationen führte die Familie Henneberg die Manufaktur. Nach dem Tod von Johann Christian Henneberg (1860) übernahm sein Sohn August, verstarb jedoch 1881. 1883 verkauften die Erben an die Brüder Simson (Suhl). Absatzprobleme führten zur Einstellung der Zier- und Gebrauchsporzellanproduktion; es wurden Küchengeräte gefertigt – das Ende von über 150 Jahren Gothaer Porzellan.

Museale Bedeutung

Um 1900 wuchs das Interesse an Gothaer Porzellan. Karl Purgold, Direktor des Herzoglichen Museums (1890–1934), erwarb zahlreiche Stücke. Heute umfasst die Sammlung des Schlossmuseums Friedenstein über 1 000 Objekte und dokumentiert die Vielfalt und Qualität der Gothaer Produktion.

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