Ferdinand Liebermann (1883–1941)

Ferdinand Liebermann zählt zu den prägenden Bildhauern der frühen Rosenthal-Kunstabteilung. Geboren in Judenbach (Thüringen), wuchs er in einem Umfeld auf, in dem Modellierei und Kleinplastik alltäglich waren. Früh geschult in der formalen Strenge der Industrie- und Kunstgewerbeschulen, verfeinerte er sein Repertoire an der Akademie in München. Um 1909/10 trat er mit Entwürfen für Rosenthal in Selb in Erscheinung – zu einem Zeitpunkt, als die Kunstabteilung systematisch künstlerische Handschriften in Porzellan übertrug und damit den Anschluss an Jugendstil und frühe Art-Déco-Strömungen suchte.

Liebermanns Handschrift ist klar modelliert, mit sicherer Linienführung und einem Hang zu bewegten, bisweilen humorvollen Szenen. Typisch sind dynamische Tanz- und Sportsujets, allegorische Kleinplastiken sowie mythologische Gruppen. In den 1910er und 1920er Jahren entstanden zahlreiche Modelle, die bis heute den Sammlermarkt prägen: etwa „Straußenritt“, „Schreck“, „Lausige Geschichte“, „Faschingstrubel“, „Tennisspielerin“, „Windsbraut“, „Capriccio“ (Knabe/Faun auf Steinbock), „Froschkönig (Aus fernem Märchenland)“, „Faun mit Krokodil“ und verschiedene Putti- und Tierdarstellungen. Viele Entwürfe wurden sowohl in unbemalter Ausführung als auch mit polychromen Dekoren gefertigt; Varianten sind daher häufig, was eine genaue Bestimmung nach Modellnummern und Marken sinnvoll macht.

Ankauf Ferdinand Liebermann Figuren

Wir kaufen Porzellanfiguren von Ferdinand Liebermann aus der Rosenthal Kunstabteilung an. Besonders gesucht sind:

  • Straussenritt
  • Schreck
  • Faun mit Krokodil
  • Philosophischer Disput
  • Faun mit Trauben

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Inhaltlich bewegt sich Liebermann zwischen eleganter Bewegung (Tanz, Sport), ironischer Alltagsbeobachtung (kleinformatige humorvolle Figuren) und klassizistisch geprägter Mythologie (Faun-Motive, antikisierende Tänzerinnen). Seine Figuren sind oft klar gegliedert, vermeiden übermäßige Detailüberladung und setzen stattdessen auf präzise Proportionen und eine pointierte, manchmal karikierende Geste. Für Rosenthal war das anschlussfähig an internationale Tendenzen, zugleich aber markentypisch genug, um Wiedererkennbarkeit zu sichern.

Neben der Kleinplastik arbeitete Liebermann später vermehrt monumentaler (Bau- und Brunnenplastik, Porträtköpfe). Seine Position im NS-Kunstbetrieb ist historisch belastet; gleichwohl wird sein Werk im Porzellanbereich vor allem formal-ästhetisch rezipiert. Für Sammler zählt die frühe Rosenthal-Phase: Modelle der 1910er/20er mit Selb-Marken, modellierten Signaturen und plausiblen Formnummern. Wichtig sind Zustand und Authentizität: Bruch- und Restaurationszonen liegen häufig an fragilen Partien (Finger, Tierbeine, Accessoires). Originale Oberflächen zeigen feine Glasurverläufe ohne trübe Mattierung; Überfeuer-Retuschen oder dicke Kaltfarben sind Warnsignale. Bei polychromen Varianten lohnt der Blick auf Dekorqualität und Standsicherheit der Signaturen (Position, Schriftbild, Tiefenschärfe).

Zur Datierung hilft die Kombination aus Markentyp (Selb-Bavaria u. a.), Form-/Modellnummern und bekannten Produktionsfenstern einzelner Modelle. Bei häufig variierenden Titelbezeichnungen (z. B. deutsch/englisch, Händlertitel) sollte man nach Motivkern, Modellnummer und Signatur gehen. Preislich spannt sich der Bogen von erschwinglichen Kleinplastiken bis zu aufwendigeren Gruppen in vier- bis teils fünfstelligen Bereichen, je nach Seltenheit, Zustand, Variante und Provenienz. Für eine belastbare Bewertung sind Vergleichsverkäufe, exakte Modellidentifikation und Zustandsberichte entscheidend.

Auszug Figuren Rosenthal

Aspekt Details
Geburts-/Sterbedaten 1883–1941; Ausbildung Sonneberg/München
Rolle bei Rosenthal Prägende Entwürfe für die Kunstabteilung ab ca. 1909/10
Stilmerkmale Klare Modellierung, Dynamik, Humor; Jugendstil bis frühes Art Déco
Typische Sujets Tanz & Sport, Allegorien, Faun-/Mythologie, Putti & Tiere
Bekannte Modelle Straußenritt; Schreck; Lausige Geschichte; Faschingstrubel; Tennisspielerin; Windsbraut; Capriccio; Froschkönig; Faun mit Krokodil
Varianten Unbemalt & polychrom; Dekorvarianten je nach Ausformung
Marken/Signaturen Rosenthal Selb-Marken; modellierte/gravierte Signaturen; Form-/Modellnummern
Datierungshilfen Kombination aus Marke, Modellnummer, Produktionsfenster
Zustand & Risiken Filigrane Partien bruchgefährdet; Kaltfarbe/Überfeuer prüfen
Markt Kleinplastik bis große Gruppen; Wert nach Seltenheit, Zustand, Variante
Figur / Titel Entwurf / Modelljahr Anmerkungen
Straußenritt (Ostrich Ride) 1908–1914 (Modell K75) Sign. „Ferd. Liebermann“; Rosenthal Kunstabteilung Selb
Schreck ca. 1915–1920 Kleine humorvolle Figur
Tennisspielerin ca. 1910 (Modell K86) Frühe Ausformung um 1912 belegt
Lausige Geschichte 1910 (Modell 62) Serie „Allegorien“
Philosophischer Disput ca. 1920 (Modell 25) Feine Mimik / Kleinplastik
Brotneid (Junge mit Pinguin & Krabbe) 1910 (Form K84) Kleinformat; unterglasur polychrom
Zwei Prinzessinnen 1919 Polychrome Variante nachweisbar
Windsbraut um 1915 Beliebtes Sammlerstück
Griechische Tänzerin 1918 Mehrere Dekorvarianten
Spanische Tänzerin (Carmen) 1910 (Modell K70) Frühe Kunstabteilung
Faun mit Krokodil um 1924 Mythologische Tierkampfgruppe
Faun mit Trauben 1910er–1920er Klassisches Faun-Motiv
Froschkönig (Aus fernem Märchenland) 1919 Märchenmotiv
Capriccio (Knabe/Faun auf Steinbock) um 1910–1914 Auch „Boy on Ibex“
Faschingstrubel 1914 (Modell 95) Dynamische Doppelgruppe
Clown 1910 (Ausform. teils ab 1928) Modell K92; Varianten
Blumenjunge (Flower Boy) 1913 (Modell K234) Poetische Kleinplastik
Hohe Schule um 1910 (Modell K41, Zuschreibung) Reiterdarstellung; Zuschreibung
Putto & Affe (Entlausungsszene) ca. 1910 Häufig zugeschrieben
Mann mit zwei Papageien frühe 1910er (Zuschreibung) Selten dokumentiert
Tarantella In Bildnachweisen geführt
Erwischt ca. 1910–1920 Humorvolle Figurengruppe
Hohe Jagd um 1920 Jagd-/Jägerszene, selten

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.