Ferdinand Liebermann zählt zu den prägenden Bildhauern der frühen Rosenthal-Kunstabteilung. Geboren in Judenbach (Thüringen), wuchs er in einem Umfeld auf, in dem Modellierei und Kleinplastik alltäglich waren. Früh geschult in der formalen Strenge der Industrie- und Kunstgewerbeschulen, verfeinerte er sein Repertoire an der Akademie in München. Um 1909/10 trat er mit Entwürfen für Rosenthal in Selb in Erscheinung – zu einem Zeitpunkt, als die Kunstabteilung systematisch künstlerische Handschriften in Porzellan übertrug und damit den Anschluss an Jugendstil und frühe Art-Déco-Strömungen suchte.
Liebermanns Handschrift ist klar modelliert, mit sicherer Linienführung und einem Hang zu bewegten, bisweilen humorvollen Szenen. Typisch sind dynamische Tanz- und Sportsujets, allegorische Kleinplastiken sowie mythologische Gruppen. In den 1910er und 1920er Jahren entstanden zahlreiche Modelle, die bis heute den Sammlermarkt prägen: etwa „Straußenritt“, „Schreck“, „Lausige Geschichte“, „Faschingstrubel“, „Tennisspielerin“, „Windsbraut“, „Capriccio“ (Knabe/Faun auf Steinbock), „Froschkönig (Aus fernem Märchenland)“, „Faun mit Krokodil“ und verschiedene Putti- und Tierdarstellungen. Viele Entwürfe wurden sowohl in unbemalter Ausführung als auch mit polychromen Dekoren gefertigt; Varianten sind daher häufig, was eine genaue Bestimmung nach Modellnummern und Marken sinnvoll macht.
Ankauf Ferdinand Liebermann Figuren
Wir kaufen Porzellanfiguren von Ferdinand Liebermann aus der Rosenthal Kunstabteilung an. Besonders gesucht sind:
- Straussenritt
- Schreck
- Faun mit Krokodil
- Philosophischer Disput
- Faun mit Trauben
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Jetzt Angebot anfordernInhaltlich bewegt sich Liebermann zwischen eleganter Bewegung (Tanz, Sport), ironischer Alltagsbeobachtung (kleinformatige humorvolle Figuren) und klassizistisch geprägter Mythologie (Faun-Motive, antikisierende Tänzerinnen). Seine Figuren sind oft klar gegliedert, vermeiden übermäßige Detailüberladung und setzen stattdessen auf präzise Proportionen und eine pointierte, manchmal karikierende Geste. Für Rosenthal war das anschlussfähig an internationale Tendenzen, zugleich aber markentypisch genug, um Wiedererkennbarkeit zu sichern.
Neben der Kleinplastik arbeitete Liebermann später vermehrt monumentaler (Bau- und Brunnenplastik, Porträtköpfe). Seine Position im NS-Kunstbetrieb ist historisch belastet; gleichwohl wird sein Werk im Porzellanbereich vor allem formal-ästhetisch rezipiert. Für Sammler zählt die frühe Rosenthal-Phase: Modelle der 1910er/20er mit Selb-Marken, modellierten Signaturen und plausiblen Formnummern. Wichtig sind Zustand und Authentizität: Bruch- und Restaurationszonen liegen häufig an fragilen Partien (Finger, Tierbeine, Accessoires). Originale Oberflächen zeigen feine Glasurverläufe ohne trübe Mattierung; Überfeuer-Retuschen oder dicke Kaltfarben sind Warnsignale. Bei polychromen Varianten lohnt der Blick auf Dekorqualität und Standsicherheit der Signaturen (Position, Schriftbild, Tiefenschärfe).
Zur Datierung hilft die Kombination aus Markentyp (Selb-Bavaria u. a.), Form-/Modellnummern und bekannten Produktionsfenstern einzelner Modelle. Bei häufig variierenden Titelbezeichnungen (z. B. deutsch/englisch, Händlertitel) sollte man nach Motivkern, Modellnummer und Signatur gehen. Preislich spannt sich der Bogen von erschwinglichen Kleinplastiken bis zu aufwendigeren Gruppen in vier- bis teils fünfstelligen Bereichen, je nach Seltenheit, Zustand, Variante und Provenienz. Für eine belastbare Bewertung sind Vergleichsverkäufe, exakte Modellidentifikation und Zustandsberichte entscheidend.
Auszug Figuren Rosenthal
Aspekt | Details |
---|---|
Geburts-/Sterbedaten | 1883–1941; Ausbildung Sonneberg/München |
Rolle bei Rosenthal | Prägende Entwürfe für die Kunstabteilung ab ca. 1909/10 |
Stilmerkmale | Klare Modellierung, Dynamik, Humor; Jugendstil bis frühes Art Déco |
Typische Sujets | Tanz & Sport, Allegorien, Faun-/Mythologie, Putti & Tiere |
Bekannte Modelle | Straußenritt; Schreck; Lausige Geschichte; Faschingstrubel; Tennisspielerin; Windsbraut; Capriccio; Froschkönig; Faun mit Krokodil |
Varianten | Unbemalt & polychrom; Dekorvarianten je nach Ausformung |
Marken/Signaturen | Rosenthal Selb-Marken; modellierte/gravierte Signaturen; Form-/Modellnummern |
Datierungshilfen | Kombination aus Marke, Modellnummer, Produktionsfenster |
Zustand & Risiken | Filigrane Partien bruchgefährdet; Kaltfarbe/Überfeuer prüfen |
Markt | Kleinplastik bis große Gruppen; Wert nach Seltenheit, Zustand, Variante |
Figur / Titel | Entwurf / Modelljahr | Anmerkungen |
---|---|---|
Straußenritt (Ostrich Ride) | 1908–1914 (Modell K75) | Sign. „Ferd. Liebermann“; Rosenthal Kunstabteilung Selb |
Schreck | ca. 1915–1920 | Kleine humorvolle Figur |
Tennisspielerin | ca. 1910 (Modell K86) | Frühe Ausformung um 1912 belegt |
Lausige Geschichte | 1910 (Modell 62) | Serie „Allegorien“ |
Philosophischer Disput | ca. 1920 (Modell 25) | Feine Mimik / Kleinplastik |
Brotneid (Junge mit Pinguin & Krabbe) | 1910 (Form K84) | Kleinformat; unterglasur polychrom |
Zwei Prinzessinnen | 1919 | Polychrome Variante nachweisbar |
Windsbraut | um 1915 | Beliebtes Sammlerstück |
Griechische Tänzerin | 1918 | Mehrere Dekorvarianten |
Spanische Tänzerin (Carmen) | 1910 (Modell K70) | Frühe Kunstabteilung |
Faun mit Krokodil | um 1924 | Mythologische Tierkampfgruppe |
Faun mit Trauben | 1910er–1920er | Klassisches Faun-Motiv |
Froschkönig (Aus fernem Märchenland) | 1919 | Märchenmotiv |
Capriccio (Knabe/Faun auf Steinbock) | um 1910–1914 | Auch „Boy on Ibex“ |
Faschingstrubel | 1914 (Modell 95) | Dynamische Doppelgruppe |
Clown | 1910 (Ausform. teils ab 1928) | Modell K92; Varianten |
Blumenjunge (Flower Boy) | 1913 (Modell K234) | Poetische Kleinplastik |
Hohe Schule | um 1910 (Modell K41, Zuschreibung) | Reiterdarstellung; Zuschreibung |
Putto & Affe (Entlausungsszene) | ca. 1910 | Häufig zugeschrieben |
Mann mit zwei Papageien | frühe 1910er (Zuschreibung) | Selten dokumentiert |
Tarantella | — | In Bildnachweisen geführt |
Erwischt | ca. 1910–1920 | Humorvolle Figurengruppe |
Hohe Jagd | um 1920 | Jagd-/Jägerszene, selten |