Ein Gestalter zwischen Klassik und Moderne
Hans Stangl (1888–1963) gehört zu den einflussreichen Porzellanbildhauern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten für Rosenthal sind gekennzeichnet durch eine harmonische Verbindung von klassischer Formensprache, zurückhaltender Eleganz und hoher handwerklicher Präzision.
Stangl war nicht nur Modellierer, sondern auch ein erfahrener Zeichner, Karikaturist und Gestalter. Diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch in seinem Werk für Rosenthal wider: Figuren, Tierplastiken, Reliefs und Gebrauchsobjekte, die bis heute sammelwürdig sind.
Zusammenarbeit mit Rosenthal
Ab den 1920er Jahren arbeitete Hans Stangl regelmäßig mit Rosenthal zusammen. Seine bekanntesten Entwürfe entstanden zwischen 1925 und 1955 und fanden sowohl in der Kunstabteilung Selb als auch in der Rosenthal-Studio-Produktion Anwendung.
Zu den herausragenden Arbeiten zählen:
- Figuren in mythologische Darstellungen
- Teller und Schalen mit Flachrelief-Dekor
- Vasen
- Tierfiguren in stilisierter Formgebung
Die Kombination aus strenger Komposition und fließender Linie macht seine Arbeiten unverwechselbar. Anders als viele seiner expressiven Zeitgenossen betonte Stangl Maß, Balance und Stillhalten – ohne den künstlerischen Ausdruck zu vernachlässigen.
Materialität & Technische Ausführung
Viele seiner Figuren wurden in feinem Biskuitporzellan oder glasiertem Elfenbeinporzellan umgesetzt. Manche Serienobjekte tragen reduzierte Dekore in Grau- oder Goldmalerei. Besonders begehrt sind heute Modelle, die als Atelierware oder in kleinen Auflagen gefertigt wurden.
Bodenprägungen wie „Rosenthal Selb-Bavaria“, „Rosenthal Kunstabteilung“ oder „Rosenthal Germany“ in Kombination mit einer Modellnummer geben häufig Aufschluss über das Herstellungsjahr und die Serie.
Stilistische Einordnung
Hans Stangl stand mit seinem Werk zwischen klassischer Bildhauerei und Art-Déco-Ästhetik. Seine Figuren wirken nie überladen, sondern konturiert, in sich geschlossen, oft fast museal. Besonders seine Tänzerinnen, Tierstudien und stillen Akte gelten als Beispiele einer formal hochwertigen, aber massenproduzierbaren Porzellankunst. Er war nicht avantgardistisch im engeren Sinne – aber meisterhaft in der Reduktion und Beherrschung des Materials.
Signierte Atelierstücke aus den 1930er bis 1950er Jahren
Viele Stücke finden sich heute in Nachlässen, gepflegten Privatsammlungen oder als Einzelobjekte mit musealer Herkunft. Hans Stangl steht für eine gestalterische Haltung, die klassische Schönheit und moderne Serienfähigkeit verbindet. Seine Arbeiten für Rosenthal sind zeitlos, ruhig und dabei künstlerisch anspruchsvoll. Sie gehören zu den Stücken, die sich sowohl ästhetisch als auch sammlerisch bewährt haben.
Literatur & Quellen
Originaltext: „Hans Stangl – Ein Gestalter zwischen Klassik und Moderne“. Archiv Rosenthal Kunstabteilung, 1920er–1950er Jahre. Fachliteratur zu Porzellanplastik der Zwischenkriegszeit und Nachkriegsmoderne. Sammlerkataloge und Auktionsdokumentationen zu Rosenthal-Figuren.