Porzellanfabrik Sitzendorf – Ein traditionsreicher Standort
Die Porzellanfabrik Sitzendorf gehört zu den bekanntesten Manufakturen Thüringens und blickt auf eine Geschichte zurück, die bis in das Jahr 1762 reicht. Mit der Konzession des Theologen Heinrich Macheleid begann die Porzellanproduktion in dem kleinen Ort im Schwarzatal. Damit zählt Sitzendorf neben Volkstedt und Wallendorf zu den frühesten Zentren der thüringischen Porzellanindustrie. Über die Jahrhunderte hinweg prägten wechselnde Eigentümer, technische Innovationen und eine breite Palette künstlerischer Figuren und Ziergegenstände den Ruf der Fabrik.
Gründung & frühe Jahre
Nachdem Macheleid 1760 erste Versuche mit Kaolin erfolgreich abgeschlossen hatte, erhielt er 1762 von Fürst Johann Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt die Genehmigung zur Einrichtung einer Porzellanmanufaktur. Sitzendorf bot dafür gute Voraussetzungen: reichlich Holz aus den umliegenden Wäldern als Brennmaterial, lokale Arbeitskräfte und die Nähe zu Transportwegen. In den Anfangsjahren konzentrierte sich die Produktion vor allem auf Hausrat, Pfeifenköpfe und einfache Gebrauchskeramik, bevor zunehmend figürliche Arbeiten hinzukamen.
Blütezeit im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert erlebte Sitzendorf eine wahre Blütephase. Besonders bekannt wurde die Manufaktur für ihre zierlichen Gruppenfiguren, die häufig Szenen aus Rokoko, Alltag oder Musik darstellten. Diese Produkte zeichneten sich durch feine Modellierung, detailreiche Bemalung und eine hohe künstlerische Qualität aus. Mit der Industrialisierung konnte die Fabrik ihre Kapazitäten steigern und ihre Produkte weit über die Grenzen Thüringens hinaus exportieren. Sitzendorf avancierte damit zu einem wichtigen Player in der europäischen Porzellanlandschaft.
20. Jahrhundert & DDR-Zeit
Das 20. Jahrhundert brachte Höhen und Tiefen. Während die Fabrik nach dem Ersten Weltkrieg unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten litt, konnte sie in den 1920er Jahren wieder expandieren. Nach 1945 wurde sie zunächst unter sowjetische Verwaltung gestellt und später in den VEB Sitzendorfer Porzellanmanufaktur integriert. Unter den Kombinatsstrukturen der DDR konzentrierte man sich stark auf Exportprodukte, die Devisen einbringen sollten. Typisch waren weiterhin figürliche Darstellungen, insbesondere Musikergruppen, Paare und Tierfiguren.
Nach der Wende & Gegenwart
Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 begann ein neuer, aber auch schwieriger Abschnitt. Viele Porzellanmanufakturen Thüringens hatten mit Absatzproblemen zu kämpfen, so auch Sitzendorf. Trotz Bemühungen, die Tradition weiterzuführen, geriet die Fabrik mehrfach in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Heute existiert die Marke noch im Bewusstsein von Sammlerinnen und Sammlern, die die filigranen Sitzendorfer Figuren hochschätzen. Auf Auktionen erzielen seltene Stücke, vor allem aus der Vorkriegszeit, beachtliche Preise.
Literatur & Quellen
Zusammenstellung nach regionalgeschichtlichen Quellen zur Thüringer Porzellanindustrie, Archivalien zur Porzellanfabrik Sitzendorf sowie Sammlerpublikationen über figürliches Porzellan des 19. und 20. Jahrhunderts.
Timeline – Porzellanfabrik Sitzendorf
Meilensteine der traditionsreichen Manufaktur im Thüringer Wald