Porzellanfabrik Scheibe-Alsbach

Porzellanfabrik Scheibe-Alsbach – Thüringer Figurentradition

Die Porzellanfabrik Scheibe-Alsbach, gegründet im Jahr 1835 im gleichnamigen Ort im Thüringer Wald, zählt zu den bedeutenden Namen der deutschen Porzellangeschichte. Vor allem ihre figürlichen Darstellungen – Rokoko-Szenen, Musikergruppen, Tänzer und Paare – machten das Unternehmen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Mit detailreicher Modellierung und kunstvoller Bemalung wurden die Produkte zu begehrten Exportartikeln und sind bis heute wertvolle Sammlerstücke.

Gründung & frühe Jahre

Die Fabrik wurde 1835 von G. H. Macheleid gegründet – einem Nachfahren der berühmten Familie Macheleid, die schon in Sitzendorf zur frühen Porzellanentwicklung beigetragen hatte. Der Standort Scheibe-Alsbach profitierte von der Nähe zu Rohstoffen und einem Netz erfahrener Porzellanarbeiter aus der Region. Schon in den ersten Jahrzehnten spezialisierte sich die Manufaktur auf Figuren und Zierporzellan, was ihr bald internationale Anerkennung einbrachte.

Blütezeit & Export

Im 19. Jahrhundert baute Scheibe-Alsbach seinen Ruf kontinuierlich aus. Besonders beliebt waren die Rokoko-Repliken nach Vorbildern aus Meißen, darunter Musiker- und Tanzgruppen, Paare und kleine Gesellschaftsszenen. Mit der Industrialisierung wurden die Produkte zunehmend auch nach England, Frankreich und in die USA exportiert. Um 1910 verstärkte die Fabrik ihre Ausrichtung auf den amerikanischen Markt und fertigte zahlreiche Figuren im Stil des 18. Jahrhunderts, die dort auf große Nachfrage stießen.

Die Figuren zeichneten sich durch eine besonders feine Bemalung und detailreiche Modellierung aus. Viele Modelle orientierten sich an Entwürfen bekannter Bildhauer wie Kaendler und unterstrichen die hohe Qualität thüringischer Porzellankunst.

20. Jahrhundert & DDR-Zeit

Das 20. Jahrhundert brachte sowohl Krisen als auch neue Chancen. Nach dem Ersten Weltkrieg verzeichnete die Fabrik zunächst Absatzprobleme, konnte sich aber in den 1920er Jahren erholen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion eingeschränkt, nach 1945 jedoch unter sowjetischer Verwaltung wieder aufgenommen. In der DDR wurde Scheibe-Alsbach als VEB Porzellanfiguren Scheibe-Alsbach verstaatlicht und in die Kombinatsstrukturen integriert. Der Schwerpunkt lag weiterhin auf figürlichen Darstellungen, die als Exportware Devisen einbrachten.

Niedergang & Nachwirkung

Nach der Wiedervereinigung 1990 trafen viele traditionelle Thüringer Porzellanbetriebe Absatzkrisen. Auch Scheibe-Alsbach konnte sich auf den internationalen Märkten nicht dauerhaft behaupten. Trotz Modernisierungsversuchen musste die Produktion eingestellt werden. Die Marke überlebte jedoch im Bewusstsein von Sammlerinnen und Sammlern, die die kunstvollen Figuren weiterhin schätzen.

Heute erzielen vor allem Vorkriegsmodelle mit Originalbemalung auf Auktionen nicht mehr die erhofften Preise. Typische Szenen sind Musikergruppen, Rokoko-Paare, Kindergruppen und Tierfiguren. Damit bleibt Scheibe-Alsbach ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der thüringischen Porzellanindustrie.

Literatur & Quellen

Zusammengestellt nach regionalgeschichtlichen Publikationen zur Porzellanfabrik Scheibe-Alsbach, Katalogen aus der Zeit um 1900 sowie Sammlerliteratur zu Thüringer Figurenporzellan.

Timeline – Porzellanfabrik Scheibe-Alsbach

Meilensteine einer thüringischen Figurenmanufaktur

1835 – Gründung der Porzellanfabrik Scheibe-Alsbach durch G. H. Macheleid.
19. Jahrhundert – Spezialisierung auf figürliches Porzellan, darunter Rokoko-Szenen und Musikergruppen.
1910 – Starker Fokus auf den US-Markt, Produktion von Figuren im Meissener Stil für den Export.
1945 – Unter sowjetische Verwaltung gestellt, Neubeginn nach dem Krieg.
1953 – Verstaatlichung als VEB Porzellanfiguren Scheibe-Alsbach, Integration in DDR-Kombinate.
1990 – Absatzkrise nach der Wiedervereinigung, Einstellung der Produktion.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.