Rosenthal als Glas Hersteller
Der Bereich Glas war ein relativ junger Zweig innerhalb der Rosenthal Gruppe. Anfang der 50iger Jahre begann man, Glas in die Kollektion aufzunehmen. Zunächst wurden fremdproduktionierte Gläser veredelt, bald jedoch erkannte man, dass diese nicht den formalen Ansprüchen der Rosenthal Studio-Linie genügen, denn das Glas sollte zum Porzellan passen. Deshalb ging man zur Eigenproduktion über.
Eigenproduktion & Entwicklung
Später war Rosenthal einer der bedeutendsten Hersteller für mundgeblasenes und handwerklich gefertigtes Glas in der Bundesrepublik Deutschland. Fertigungsstätten in Bad Soden und in Amberg realisierten die Idee von Künstlern und Designern. Keimzelle der Rosenthal Glas Produktion ist die Glas Versuchshütte in Selb, die zum Rosenthal Design Zentrum gehört. Hier erarbeiten hochqualifizierte Glasmachermeister zusammen mit den Entwerfern neue Serien und Geschenkartikel, die dann später in den beiden Werken hergestellt werden.
Tradition & Innovation
Rosenthal hat sich in den Jahren vor allem auf die Wiederentdeckung und Weiterentwicklung alter Glasmachertechniken spezialisiert. Diese oft verschollenen Verfahren ermöglichen in modifizierter Form den Gestaltern völlig neue Perspektiven im Glas Design. Ein Beispiel dafür war die Vasen- und Schalenserie Galaxis, bei der eine seltene venezianische Technik in unsere Zeit übertragen wird. Das schwarze Glas wurde erst in einem langen Faden gezogen und dann in einer von Rosenthal speziell entwickelten Technik in die transparente Grundform eingearbeitet. Dadurch wurde eine dynamische, grafisch wirkende Struktur erreicht.
Dorothy Hafner
Geboren wurde Dorothy Hafner 1952 in den USA. Sie lebt und arbeitet mitten im Herzen von New York, in Manhattan – dem Non-Plus-Ultra in Sachen Großstadt. Hier sprudelt das Leben vor Vitalität, hier zeigt sich der Zauber der Zeit. N.Y. – the right city für eine so springlebendige Persönlichkeit wie Dorothy Hafner. Sie nimmt die quirlige Metropole als Inspiration, macht Kunst und Keramik, bannt Großstadt-Poesie auf Porzellan. Ihre meist limitierten Avantgarde-Kollektionen sind in ganz Amerika gesuchte Sammlerobjekte. Dorothy Hafners neueste New Yorker Impressionen für Rosenthal: Century New Wave. (Quelle: Dialog zwischen Form und Farbe, 1987)
Björn Wiinblad
Björn Wiinblad, 1918 in Kopenhagen geboren, begann 1957 die Zusammenarbeit mit der Rosenthal AG in Selb. Er startete im Werk Bahnhof Selb, wo unter anderem die Form Zauberflöte entstand. Bis zur Verlagerung ins Werk Rotbühl schuf er viele kleine und große Kostbarkeiten, die die Handschrift seiner unverwechselbaren Bildsprache tragen. Wiinblads Zusammenarbeit mit Rosenthal wurde zu einem wichtigen Kapitel in der Verbindung von internationalem Design und deutscher Porzellan- und Glaskunst.
Glasfabrik Amberg – Rosenthal & Walter Gropius
Die Glasfabrik Amberg in der Oberpfalz ist ein bedeutendes Beispiel für die Verbindung von Industrie, Architektur und Design. Errichtet wurde sie von der Rosenthal AG, die in den 1960er-Jahren ihr Produktionsspektrum über Porzellan hinaus auf Glas ausweitete. Für den Entwurf konnte niemand Geringeres als der Bauhaus-Mitbegründer Walter Gropius gewonnen werden. Damit wurde die Glasfabrik Amberg zu einem Symbol moderner Industriearchitektur in Deutschland.
Entstehung & Hintergrund
Rosenthal erkannte bereits Anfang der 1950er-Jahre die Bedeutung von Glas als Ergänzung zum Porzellan. Zunächst ließ das Unternehmen Gläser fremdproduzieren und veredeln. Doch bald zeigte sich, dass diese nicht den hohen Ansprüchen der Rosenthal Studio-Linie genügten. Deshalb entschied man sich für eine eigene Glasproduktion – und baute die moderne Glasfabrik Amberg.
Amberg wurde aufgrund seiner industriellen Tradition und Infrastruktur als Standort gewählt. Mit der neuen Fabrik wollte Rosenthal die perfekte Verbindung von Porzellan und Glas schaffen – funktional, ästhetisch und formal aufeinander abgestimmt.
Architektur von Walter Gropius
Der Bau der Glasfabrik Amberg wurde von Walter Gropius entworfen, einem der wichtigsten Architekten der Moderne. Als Gründer des Bauhauses vertrat Gropius die Idee, dass Architektur, Kunst und Industrie Hand in Hand gehen sollten. Sein Entwurf für Amberg verband klare Funktionalität mit einer modernen, repräsentativen Formensprache. Damit wurde die Fabrik nicht nur ein Produktionsort, sondern auch ein architektonisches Statement der Rosenthal AG.
Typisch für Gropius sind die strengen, aber harmonischen Linien, große Glasflächen und die Einbindung in die Umgebung. Mit der Glasfabrik Amberg setzte er einen weiteren Meilenstein in der Industriearchitektur der Nachkriegszeit.
Bedeutung für Rosenthal & die Region
Die Glasfabrik Amberg ermöglichte Rosenthal, Glas und Porzellan aufeinander abzustimmen und als Gesamtkonzept anzubieten. Künstler und Designer arbeiteten eng mit der Fabrik zusammen und entwickelten exklusive Glasprodukte, die international Beachtung fanden. Für die Region Oberpfalz bedeutete die Fabrik neue Arbeitsplätze und ein kulturelles Aushängeschild.
Gleichzeitig unterstrich die Architektur von Walter Gropius Rosenthals Anspruch, nicht nur hochwertige Produkte, sondern auch visionäre Industriearchitektur zu schaffen. Damit wurde die Glasfabrik Amberg zu einem Ort, an dem sich Kunst, Industrie und soziale Verantwortung verbanden.
Innovation & Nachwirkung
Bis heute gilt die Glasfabrik Amberg als ein Beispiel für die gelungene Symbiose von Industriearchitektur und Designgeschichte. Rosenthal konnte durch die Fabrik seine Position als innovatives Unternehmen weiter festigen. Zudem bleibt die Verbindung mit Walter Gropius ein Beleg dafür, dass Rosenthal weit über die reine Produktion hinaus dachte: Industrie sollte Teil einer kulturellen Vision sein.
Literatur & Quellen
Zusammengestellt nach Veröffentlichungen zur Geschichte der Rosenthal AG, zur Industriearchitektur von Walter Gropius sowie regionalgeschichtlichen Dokumentationen zur Glasfabrik Amberg.