Rosenthal-Stiftung – Position der Stärke
Im Jahr 1968 sorgte der Porzellanunternehmer Philip Rosenthal für Aufsehen, als er beschloss, seinen Anteil an der von seinem Vater gegründeten Rosenthal AG nicht seinen Kindern, sondern einer Stiftung zu vermachen. Unter der Überschrift „Position der Stärke“ wurde in der Presse breit über diese ungewöhnliche Entscheidung berichtet. Sie spiegelte Rosenthals Haltung wider, dass Vermögen nicht allein vererbt, sondern zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden solle.
Beweggründe von Philip Rosenthal
Rosenthal, selbst einst als Werbekaufmann in einer US-amerikanischen Porzellanfirma tätig, baute das Familienunternehmen nach 1950 zu einem der größten Porzellanhersteller der Welt aus. Seine Stiftungsidee verfolgte das Ziel, die Bildungsreserve der Gesellschaft gegen überkommene Vorurteile und elitäres Denken zu mobilisieren. Rosenthal betonte, die Industrie brauche jeden fähigen Menschen, nicht nur die Söhne von Generaldirektoren oder Großaktionären.
Er erklärte: „Unsere Industrie braucht jeden, der zur Führung taugt, und ich glaube nicht, dass es unter den Söhnen von Arbeitern weniger Begabte geben soll als unter den Sprösslingen von Generaldirektoren.“
Inhalt & Ziel der Stiftung
Die „Stiftung zur Förderung des industriellen Führungsnachwuchses durch die Ausbildung von Arbeiterkindern“ sollte gezielt junge Menschen aus nicht-privilegierten Familien fördern. Rosenthal wollte damit deutlich machen, dass nicht jedes talentierte Kind von Arbeitern auf dem Bildungsweg scheitern darf. Sein Stiftungskapital – mehrere Millionen D-Mark – stellte er dafür bereit.
Familienhintergrund & Reaktionen
Rosenthal hatte zu diesem Zeitpunkt fünf Kinder: Francesca, Sheelagh, Julia, Turpin und Toby. Während er ihnen nicht den direkten Anteil am Unternehmen überließ, betonte er seine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Dieser Schritt stieß auf große Aufmerksamkeit und löste Diskussionen über Erbschaft, Verantwortung und Unternehmerethik aus.
Seine Frau Lavinia unterstützte diese Entscheidung. Das Ziel war klar: Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sollten Vorrang vor traditioneller Vermögensweitergabe haben.
Bedeutung & Vermächtnis
Mit der Rosenthal-Stiftung setzte Philip Rosenthal ein Zeichen weit über sein eigenes Unternehmen hinaus. Er zeigte, dass unternehmerische Verantwortung nicht nur im wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch in der Förderung von Chancengleichheit und Bildung besteht. Damit nahm er eine Vorreiterrolle in der deutschen Unternehmenslandschaft der 1960er Jahre ein.
Sein berühmter Satz „Zukunftsfähig ist, was sozial ist“ fasst seine Haltung treffend zusammen. Diese Idee bleibt bis heute Teil des Rosenthal-Vermächtnisses.
Literatur & Quellen
Artikel aus der Zeitschrift Deutschland, 1968: „Industrie – Rosenthal-Stiftung: Position der Stärke“.