Turpin Rosenthal

Turpin Rosenthal – Unternehmer im Porzellan

Turpin Rosenthal ist ein Mitglied der bekannten Rosenthal-Familie und steht in der Tradition einer der bedeutendsten deutschen Porzellandynastien. Während Namen wie Philip Rosenthal international große Bekanntheit genießen, ist Turpin Rosenthal vor allem durch seine Rolle in der Leitung und Entwicklung der Könitz Porzellan GmbH in Thüringen in Erscheinung getreten.

Unternehmerische Tätigkeit

Als Geschäftsführer der Könitz Porzellan GmbH war Turpin Rosenthal maßgeblich daran beteiligt, das Unternehmen strategisch neu auszurichten. Unter seiner Leitung wurden die Kollektionen weiterentwickelt und die Marke als innovativer Hersteller von Bechern und Geschenkartikeln etabliert. Damit gelang es ihm, ein traditionsreiches Unternehmen erfolgreich in die Moderne zu führen und auf internationalen Märkten zu positionieren.

Engagement in der Porzellanbranche

Turpin Rosenthal verstand sich als Brückenbauer zwischen Tradition und Innovation. Neben Könitz engagierte er sich in der Weiterentwicklung von Marken, die ihre Wurzeln in der klassischen Porzellankunst hatten. So setzte er Impulse für Design, Funktionalität und eine stärkere internationale Vernetzung der deutschen Porzellanwirtschaft.

Verbindung zu Selb und der Familie Rosenthal

Wie andere Mitglieder der Familie blieb auch Turpin Rosenthal der Porzellanstadt Selb eng verbunden. Anlässlich filmischer Dokumentationen und Veranstaltungen erinnerte er an das Lebenswerk seines Vaters und an die Bedeutung der Rosenthal AG als eine Ikone deutscher Porzellankunst. Diese Verbindung zur Heimat und zur Familiengeschichte war stets ein Teil seiner Identität.

Bedeutung & Nachwirkung

Turpin Rosenthal steht beispielhaft für eine Unternehmergeneration, die Traditionen wahrt und gleichzeitig neue Wege geht. Mit seiner Arbeit bei Könitz Porzellan und seinem Engagement für die Erinnerungskultur der Rosenthal-Familie leistete er einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand und zur Weiterentwicklung der deutschen Porzellanindustrie.

Literatur & Quellen

Zusammengestellt aus regionalen Presseberichten (u.a. Frankenpost) sowie Unternehmensinformationen zur Könitz Porzellan GmbH.

Turpin Rosenthal – Erfolgsgeschichte in Könitz

Könitz – Mit dem Namen Rosenthal verbindet man in diesen Tagen (Speichersdorf) vorwiegend schlechte Nachrichten. Das gilt aber nur, wenn man die Firma Rosenthal in Selb betrachtet, denn es gibt auch ausnehmend Positives zu berichten. Dazu muss man nach Thüringen sehen, genauer nach Könitz, einem Ortsteil von Unterwellenborn im Kreis Saalfeld-Rudolstadt. Dort hat Turpin Rosenthal, der älteste Sohn von Philip Rosenthal, in den vergangenen Jahren seit 1993 eine Porzellanfirma aufgebaut, die auf ihrem Gebiet Marktführer in Europa ist – wahrscheinlich sogar weltweit.

Trennung von Kahla

Könitz-Porzellan hat sich auf Becher spezialisiert, seitdem Turpin Rosenthal im Dezember 1993 in das Unternehmen eingestiegen ist. Zu DDR-Zeiten gehörte es zum VEB Kahla. Nach der Wende wurde es privatisiert und als Kahla in Insolvenz ging, aus dem Kombinat herausgelöst. Rosenthal kaufte die Betriebsgebäude für 20.000 Mark und übernahm die Schulden. Vorher hatte er das Selber Unternehmen Rosenthal in den USA vertreten und war danach eine Zeit lang US-Repräsentant von Ikea.

„Ich wollte wieder zurück nach Europa und etwas Eigenes aufbauen. Ich hatte nur zwei Bedingungen: nicht nach Ostdeutschland und nicht in die Porzellanbranche.“ Doch wie es so ist, wenn man Rosenthal heißt, boten ihm die Banken alle Porzellanfirmen an, die auf der Kippe standen. Bei Könitz griff er zu, obwohl die Firma eigentlich keine Chance hatte, denn ihr fehlten sowohl ein Markenname als auch ein marktfähiges Produkt.

Eine Million Becher pro Monat

„Ich habe Könitz nicht als Porzellan-Unternehmen gesehen, sondern als Mono“, berichtet Rosenthal. Er spezialisierte sich auf bedruckte Kaffee- und Teebecher, wie sie in jedem Haushalt und Büro stehen. Heute produziert Könitz pro Monat eine Million Becher, jeden Tag entstehen zwischen 15 und 30 neue Designs. Im Musterraum bekommt man eine Ahnung von der Bandbreite: Becher mit Goldmustern nach Gustav Klimt ebenso wie Becher mit Geburtstagswünschen oder Oberflächen ähnlich einem Golfball.

Drei Marktsegmente bilden den Vertrieb: Becher unter eigenem Namen im Handel, Werbeartikel für Firmen wie Allianz oder Porsche und Dienstleistungen, bei denen Handelsfirmen Becher fertigen lassen und unter ihrem Namen verkaufen.

Niederlassung in Thailand & weitere Zukäufe

In den vergangenen Jahren hat Turpin Rosenthal weitere Firmen aufgebaut oder erworben: 2001 eine Niederlassung in Thailand (Konitz Asia Ltd.) für den asiatischen und amerikanischen Markt, 2006 aus der Insolvenz die Keramikmanufaktur Waechtersbach im hessischen Brachttal und im selben Jahr die Traditionsmarke Weimar im thüringischen Blankenhain. Seit neun Jahren gehört zudem ein Betrieb in Saalfeld dazu, in dem Dessins gefertigt und für Thailand vorbereitet werden.

Von den in Könitz gefertigten Produkten gehen 40 % in den Export, vor allem nach Europa. Aus Thailand exportiert Rosenthal sogar nach China. Insgesamt arbeiten rund 500 Mitarbeiter in seinen Unternehmen.

Synergien & handwerkliche Tradition

Einerseits treten Könitz, Waechtersbach und Weimar selbstständig auf, andererseits nutzen sie Synergie-Effekte. Waechtersbach liefert etwa für Jaguar schwarze Becher, während Weimar das Markenzeichen – den springenden Jaguar – in weißem Porzellan fertigt. Rosenthal schwärmt vom handwerklichen Können seiner Mitarbeiter und verweist besonders auf Weimar, wo noch Figurmacher und Porzellanmaler ausgebildet werden.

„Natürlich kauft keiner mehr eine Tänzerin, aber für kunstvolle Porzellanfiguren gibt es immer noch einen Absatzmarkt“, erklärt er. Rosenthal ist überzeugt, dass Porzellan eine Renaissance erlebt – weg von Massenware hin zu Qualität und bewusster Tischkultur.

Porzellan im Blut

Turpin Rosenthal bezeichnet sich selbst als sechste Generation einer Porzellanfamilie. Auch wenn er zunächst andere Wege ging, habe er „Porzellan im Blut“, wie er sagt. Erfolg durch eigene Leistung, nicht allein auf Basis des Familienerbes, sei für ihn eine besondere Erfahrung. Mit Könitz hat er ein Unternehmen geschaffen, das Tradition, Innovation und internationale Ausrichtung verbindet.

Timeline – Könitz Porzellan

Von den Anfängen 1909 bis zur Übernahme durch Turpin Rosenthal

1909 – Gründung einer Porzellanfabrik in Könitz mit vier Rundöfen. Erste Produkte (Tassen, Becher, Teesätze) gingen vor allem nach England.
1912 – Erweiterung wegen hoher Nachfrage. Umfirmierung zu Könitz Porzellanfabrik Gebrüder Metzel. Gewinnung vieler internationaler Märkte in den Folgejahrzehnten.
1948 – Übernahme durch die sowjetische Besatzungsmacht in die SAG Keramische Werke Hermsdorf, Produktion nur von technischem Porzellan.
1951 – Übergang in Volkseigentum, weiterhin Teil der Hermsdorfer Werke.
1954 – Wiederaufnahme der Produktion von Haushaltsporzellan unter eigener Regie.
1962 – Zusammenschluss mit Kahla zu den Vereinigten Porzellanwerken Könitz-Kahla. Einführung einer gemeinsamen Bodenmarke.
1970er – Der Name Könitz verschwindet für fast 20 Jahre aus der Bodenmarke, weitere Werke schließen sich dem Kombinat Kahla an.
1984–1985 – Investitionen führen zur modernsten Bechertaktstraße Europas. Inbetriebnahme im Dezember 1985.
1990er – Nach der Wende bleibt Könitz eines der wenigen Werke bestehen. Erweiterung des Sortiments und Wiedereintritt in internationale Märkte.
1993Turpin Rosenthal übernimmt die Könitz Porzellan GmbH. Fokus auf Becherproduktion mit neuen Designs und internationaler Vermarktung.
1994–1996 – Krisenzeit mit Auseinandersetzungen um Eigentumsrechte und Zuschüsse. Trotz Widerständen etabliert Rosenthal eine neue Geschäftspolitik.
späte 1990er – Erfolgreiche Expansion, exklusive Kollektionen (z. B. Andy Warhol, Kamasutra). Internationale Partner wie Porsche, Melitta und das MOMA New York.
Heute – Könitz ist weltweit präsent, mit Niederlassungen u.a. in USA, Australien und Thailand. Der Name steht international für Becherkompetenz und hochwertige Porzellandekore.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.