Otto Lindig (1895–1966)
Bauhaus-Keramiker · Dornburg · Lehrer · Entwickler der Typenware
Frühe Jahre
Geboren 1895 in Coburg, studierte Lindig zunächst Kunstgewerbe in München. 1919 wechselte er ans neu gegründete Staatliche Bauhaus in Weimar, wo er bei Johannes Itten, Lyonel Feininger und Gerhard Marcks lernte.
Keramik am Bauhaus
Ab 1920 war Lindig eine treibende Kraft in der Bauhaus-Töpferei in Dornburg/Saale, die von Gerhard Marcks und Max Krehan geleitet wurde. Dort entwickelte er zahlreiche Gefäßformen und erprobte die serielle Herstellung auf der Drehscheibe.
„Typenware“
Sein bekanntester Beitrag ist die Entwicklung der Typenware ab 1923: stapelbares, funktionales Geschirr in klarer Formensprache, das in Serie reproduziert werden konnte. Lindig verband handwerkliche Drehscheibenarbeit mit industriellen Anforderungen – ein Kernanliegen des Bauhauses.
Nach 1930
Nach der Auflösung der Bauhaus-Töpferei blieb Lindig zunächst in Dornburg tätig. Später übernahm er Lehraufträge, unter anderem an der Hochschule für Gestaltung Hamburg.
Künstlerische Haltung
Lindig verband funktionales Design, Einfachheit und klare Geometrie mit hohem Qualitätsanspruch. Sein Werk war weniger dekororientiert, sondern streng auf den Gebrauch ausgerichtet – ganz im Sinne des Bauhaus-Prinzips „Form folgt Funktion“.
Nachwirkung
Lindigs Typenware gilt heute als Ikone der Bauhaus-Keramik. Originalstücke aus Dornburg sind begehrte Sammlerstücke. Gleichzeitig ebnete er den Weg für die Entwicklung industriell gestalteter Gebrauchskeramik im 20. Jahrhundert.
Definition der Typenware
Otto Lindig (1895–1966) war einer der wichtigsten Bauhaus-Keramiker. In der Töpferei Dornburg entwickelte er zusammen mit Theodor Bogler die sogenannte „Typenware“: funktionale, stapelbare und serielle Gefäßformen, die den Bauhaus-Gedanken „Form folgt Funktion“ in der Keramik beispielhaft verwirklichten.
Was bedeutet „Typenware“?
Unter „Typenware“ verstand man eine nach Typen geordnete, serientaugliche Keramikproduktion. Dazu gehörten klar geometrische Grundkörper (Zylinder, Kugel, Konus) und standardisierte Zusatzteile wie Henkel, Deckel oder Tüllen. So entstand eine Gefäßfamilie mit variablen Kombinationen, die sowohl handwerklich drehbar als auch industriell reproduzierbar war.
Zitat zur Typenware
„Typenware meint eine standardisierte Gefäßfamilie: klare Grundformen, normierte Maße, stapelbar und kombinierbar – Gebrauchsgeschirr als moderne Alltagskeramik.“
– Bauhaus-Kontext Dornburg; vgl. Hans M. Wingler: Das Bauhaus (1962)
Praxis in Dornburg
In der Praxis wurden die Gefäße auf der Drehscheibe von Lindig und im Formbau von Bogler entwickelt. Deckel, Henkel und Ausgüsse waren als Typenteile gedacht und konnten verschiedenen Grundkörpern zugeordnet werden. Damit entstand ein flexibles, aber einheitliches Programm, das sich an die Bedürfnisse des Alltags anpasste.
Wirkung & Nachleben
Die Dornburger Typenware gilt als Schlüsselleistung der Bauhaus-Keramik. Sie beeinflusste die Entwicklung von Gebrauchskeramik im gesamten 20. Jahrhundert und ist heute in Sammlungen und Museen weltweit präsent. Originale sind begehrte Sammlerstücke, die für die konsequente Umsetzung von Bauhaus-Ideen in der Keramik stehen.
Quellenhinweis: Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung Berlin; Hans M. Wingler: Das Bauhaus – Weimar, Dessau, Berlin, 1962 u. Neuauflagen; zeitgenössische Werkstattberichte Dornburg.
Timeline – Otto Lindig (1895–1966)
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1895
Geboren in Coburg; frühe Ausbildung im Kunstgewerbe (München).
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1919
Wechsel ans Staatliche Bauhaus Weimar; Studium u. a. bei Itten, Feininger, Marcks.
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ab 1920
Bauhaus-Töpferei Dornburg/Saale (unter Gerhard Marcks & Max Krehan); Entwicklung neuer Gefäßformen.
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ab 1923
„Typenware“: stapelbares, funktionales Geschirr – serientaugliche Bauhaus-Gebrauchskeramik.
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nach 1930
Weiterarbeit in Dornburg; später Lehraufträge, u. a. an der Hochschule für Gestaltung Hamburg.
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1966
Gestorben; Nachwirkung: Bauhaus-Ikone der Keramik, Originale aus Dornburg heute gesuchte Sammlerstücke.
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Marken – Otto Lindig (bis 1930)
Otto Lindig (1895–1966), Bauhaus-Keramiker in Dornburg, nutzte verschiedene Bodenmarken bis 1930. Sie zeigen die Entwicklung von der Bauhaus-Töpferei zur individuellen Werkstattproduktion. Typisch sind die Bauhaus-Signets, Initialen „OL“ sowie geometrische Symbole, die die serielle Herstellung und seine Typenware kennzeichnen.

