Hermann Hakenjos – Kunsttöpferei der Tonwerke Kandern (1913–1915)
Bindeglied zwischen der Laeuger-Ära und dem Übergang zur industriellen Produktion: Leitung der Kunstabteilung, Markenführung „MKTH“ und Weiterentwicklung der Kanderner Formensprache.
Einordnung & Rolle
Nach dem Weggang von Max Laeuger im Jahr 1913 übernahm Hermann Hakenjos die künstlerische Leitung der Kunsttöpferei in den Tonwerken Kandern (Baden). In diese Übergangszeit fällt die Konsolidierung der Laeuger’schen Formideen im Werkstattalltag und die Ausrichtung auf ein dauerhaftes, reproduzierbares Programm – bevor die Kunstabteilung später (1929) eingestellt wurde.
Kunsttöpferei 1913–1915
Unter Hakenjos wurden Laeugers Gefäßtypen und Dekorprinzipien – florale Linien, klare Silhouetten, farbbetonte Glasuren – werkstattgerecht weitergeführt. Neben Vasen, Kannen und Platten entstanden auch Wandfliesen und architekturbezogene Keramik. In dieser Phase profilierte sich die Abteilung als Kunsttöpferei innerhalb eines größeren, industriell ausgerichteten Betriebs.
Gestaltung & Marken
Für die Zuschreibung sind die Stempel entscheidend. Die wichtigsten Kanderner Marken im Umfeld Hakenjos:
- ML / MLK (mit badischem Wappen) – Laeuger-Phase bis 1913
- MKTH – Marke Tonwerke Kandern Hakenjos, 1913–1915
- KTK – Kunst-Töpferei Kandern, ab 1915
MKTH kennzeichnet die kurze, aber wichtige Übergangsleitung durch Hakenjos. Formseitig blieb die Keramik nahe an Laeugers Kanon: reduzierte Körper, betonter Hals- und Mundbereich, Dekor als begleitendes, nicht dominierendes Element; glasurseitig kräftige, aber kontrollierte Effekte.
Bedeutung
Hakenjos steht für die Verstetigung des Kanderner Programms nach Laeuger. Er verbindet die Kunsttöpferei mit den Erfordernissen eines wachsenden Werkbetriebs: reproduzierbare Modelle, verlässliche Glasurführung und eine Markenstrategie, die Sammler- und Museumsbestände bis heute datierbar macht. Damit ist er ein Bindeglied zwischen der kunstkeramischen Hochphase und der späteren Konzentration auf Grobkeramik.
Timeline – Hakenjos & Tonwerke Kandern
- 1895
Gründung der Tonwarenfabrik in Kandern; Aufbau kunstkeramischer Produktion
- 1900
Goldmedaille Paris (Max Laeuger) – internationale Wahrnehmung
- 1913
Laeuger verlässt Kandern; Hermann Hakenjos übernimmt die künstlerische Leitung
- 1913–1915
Kunsttöpferei unter Hakenjos; Stempel MKTH
- ab 1915
Marke KTK (Kunst-Töpferei Kandern); schrittweise Neuordnung
- 1929
Auflösung der Kunsttöpferei; Übergang in überwiegend industrielle Produktion
- Heute
Kandern als kunsthistorischer Bezugspunkt (Laeuger–Hakenjos) & industrieller Standort