Eva Zeisel

Eva Zeisel – Von Schramberg und Hirschau nach New York

Die Keramikerin und Industriedesignerin Eva Zeisel (1906–2011) prägte die Formensprache des 20. Jahrhunderts. Ihr Weg führte von Ungarn über Deutschland und die Sowjetunion bis in die USA – mit wichtigen Stationen in Schramberg und Hirschau.

Kindheit und frühe Ausbildung

Eva Zeisel, geboren 1906 in Budapest als Éva Amália Striker, entdeckte früh ihr Interesse für Kunst und Keramik. Nach einer Ausbildung an ungarischen Töpfereien zog es sie in die deutsche Industrie, wo sie entscheidende Erfahrungen sammelte. Bereits hier zeigte sich ihre Haltung: funktionale, klare Formen mit menschlicher Wärme.

Schramberger Majolikafabrik (1928/29)

Ihre erste prägende Station war die Schramberger Majolikafabrik im Schwarzwald. Dort entwarf sie 1928/29 Gefäßformen und Dekore, die noch zwischen dekorativer Tradition und funktionaler Moderne schwankten. In Schramberg lernte sie die industrielle Keramikproduktion kennen – ein wichtiger Grundstein für ihre spätere Karriere.

Carstens Hirschau (Oberpfalz, Anfang 1930er)

In den frühen 1930er Jahren arbeitete Zeisel bei der Steingutfabrik Carstens Hirschau in der Oberpfalz. Hier entstanden Gebrauchsgeschirr-Formen mit reduzierten Dekoren und weichen Rundungen. Hirschau brachte sie in engen Kontakt mit der deutschen Steingut- und Porzellanindustrie – ein Sprungbrett für ihre Tätigkeit in der Sowjetunion.

Moskau und Leningrad (1932–1937)

1932 wechselte Zeisel in die Sowjetunion und wurde künstlerische Leiterin mehrerer Porzellanfabriken. Sie modernisierte Formen und Glasuren und passte das Sortiment an den Alltag an. 1936 wurde sie unter Stalin verhaftet und 16 Monate in Einzelhaft gehalten, bevor sie 1937 entlassen und ausgewiesen wurde.

Emigration nach England und USA

Nach kurzer Zeit in England emigrierte Zeisel 1939 in die USA. Dort begann sie ihre zweite Karriere: als Designerin für Castleton China und Red Wing Pottery sowie als Professorin am Pratt Institute in New York. Ihr berühmtestes Werk war das „Museum Service“ (1942) für das MoMA – eine organische Geschirrform, die zur Ikone des modernen Industriedesigns wurde.

Spätes Werk und Bedeutung

Eva Zeisel blieb bis ins hohe Alter aktiv, entwarf noch in den 2000er-Jahren Geschirr, Möbel und Glasobjekte. Sie starb 2011 in New York im Alter von 105 Jahren. Ihre Bedeutung liegt in der Verbindung von europäischer Tradition und amerikanischer Moderne. Die frühen Arbeiten in Schramberg und Hirschau gelten heute als seltene Zeugnisse einer jungen Designerin, die zu einer der einflussreichsten Keramikerinnen des 20. Jahrhunderts wurde.

Timeline – Eva Zeisel

  • 1906: Geburt in Budapest
  • 1928/29: Schramberger Majolikafabrik
  • 1930er: Carstens Hirschau (Oberpfalz)
  • 1932–1937: Arbeit und Verhaftung in der Sowjetunion
  • 1939: Emigration in die USA
  • 1942: „Museum Service“ für das MoMA
  • 2011: Tod in New York mit 105 Jahren

porzellanselb

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