Werner Burri – Bauhauskeramiker zwischen Weimar und Marwitz
Schweizer Keramiker, Bauhäusler, Lehrer und Mitarbeiter in den Haël- und HB-Werkstätten
Frühe Jahre in der Schweiz
Werner Burri wurde 1898 in der Schweiz geboren. Zunächst begann er ein Studium als Ingenieur an der ETH Zürich. Doch er entschied sich bald gegen eine technische Karriere und wandte sich der Kunst zu. Dieser Bruch markierte den Beginn einer Laufbahn, die eng mit den Reformbewegungen der 1920er-Jahre verbunden war.
Am Bauhaus Weimar (1924–1925)
1924 trat Burri in das Bauhaus Weimar ein. Er begann in der Tischlerei, wechselte dann aber in die Keramikwerkstatt in Dornburg. Dort lernte er bei Gerhard Marcks (künstlerische Leitung) und Max Krehan (Töpfermeister). Bereits 1925 legte er die Meisterprüfung ab und wurde zu den vielversprechenden Schülern gezählt, die die Bauhaus-Ideen auf das Medium Keramik übertrugen.
Burris Bauhaus-Ausbildung war geprägt von der Verbindung von Funktionalität und Ästhetik: einfache, klare Formen, sachliche Dekore, der bewusste Verzicht auf überflüssigen Zierrat.
Burg Giebichenstein in Halle (1925–1927)
Nach der Auflösung des Bauhauses in Weimar folgte Burri seinem Lehrer Gerhard Marcks an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle. Zwischen 1925 und 1927 war er dort als Meisterschüler und Assistent tätig. Kurzzeitig leitete er sogar die Werkstatt. In Halle arbeitete Burri an der Schnittstelle von Bauhaus-Idealen und regionalen Handwerkstraditionen.
Haël-Werkstätten Marwitz (ab 1928)
1928 ging Burri zu den Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik nach Marwitz, gegründet von Grete Heymann-Loebenstein. Dort brachte er seine Bauhaus-Erfahrungen ein: klare Linien, geometrische Dekore, zweckmäßige, aber elegante Formen. Burri arbeitete in einem Umfeld, das stark von Reformideen geprägt war, und traf hier auf andere Bauhäusler wie Theodor Bogler und Charles Crodel.
HB-Werkstätten nach 1934
Nach dem Zwangsverkauf der Haël-Werkstätten an Dr. Schild 1934 blieb Burri noch eine Zeitlang in Marwitz. Er arbeitete auch für die neu gegründeten HB-Werkstätten von Hedwig Bollhagen. Dort setzte er seine Arbeit fort und half, die Bauhaus-Formensprache in die Produktion zu überführen. Gemeinsam mit Bollhagen, Bogler und Crodel prägte er die künstlerische Linie der Werkstatt in den ersten Jahren.
Keramische Handschrift
Burris Werke stehen für die **typische Bauhaus-Keramik**: sachlich, schlicht, zweckmäßig. Seine Gefäße zeigen klare Linien, reduzierte Glasuren und eine Orientierung am Gebrauchswert. Gleichzeitig vermitteln sie eine künstlerische Haltung, die von Präzision und Zurückhaltung geprägt ist. Burri verband Schweizer Handwerkstradition mit den Idealen der Bauhaus-Bewegung.
Rückkehr in die Schweiz
1936 kehrte Burri endgültig in die Schweiz zurück. Dort arbeitete er als Lehrer für Keramik und Kunsthandwerk und blieb auch als freischaffender Künstler aktiv. Er setzte weiterhin auf die Prinzipien, die er am Bauhaus erlernt hatte. So wurde er in seiner Heimat zu einem wichtigen Vermittler moderner Keramikauffassungen. Werner Burri starb 1972.
Bedeutung
Werner Burri zählt zu den wichtigen, aber weniger bekannten Bauhaus-Keramikern. Seine Laufbahn zeigt, wie stark die Ideen des Bauhauses auch außerhalb der Architektur wirkten. Als Teil der Reformkeramik prägte er die Entwicklung von Gebrauchs- und Zierkeramik in den 1920er- und 1930er-Jahren. Heute sind seine Arbeiten gefragte Sammlerstücke, die ein Stück Bauhausgeschichte in die Hände der Keramikliebhaber bringen.
Timeline – Werner Burri
- 1898 – Geburt in der Schweiz
- 1924 – Eintritt ins Bauhaus Weimar, Schüler von Gerhard Marcks & Max Krehan
- 1925 – Meisterprüfung am Bauhaus
- 1925–1927 – Tätigkeit an der Burg Giebichenstein in Halle
- 1928 – Mitarbeit in den Haël-Werkstätten in Marwitz
- 1934 – Mitarbeit bei den HB-Werkstätten für Keramik
- 1936 – Rückkehr in die Schweiz, Lehrer und Künstler
- 1972 – Tod