Zwischen 1708 und 1709 wird in Dresden das erste europäische Porzellan entwickelt / größtes Porzellanmuseum der Welt / Jubiläumsjahr 300 Jahre europäisches Porzellan von 2008 bis 2010. Vor 300 Jahren träumte der sächsische Kurfürst August der Starke wie viele seiner Herrscherkollegen von unermeßlichen Schätzen, von Diamanten, Brillanten, von Silber und Gold. Doch Augusts Gold war weiß, zart, fast durchsichtig und mit feinem Dekor bemalt. Es kam aus Japan oder China, was man damals alles „indianisch“ nannte, und es war durch aufwendige Produktion und lange Transportwege fast unbezahlbar.
August der Starke war versessen auf das Porzellan. Seinen Goldschmied Johann Melchior Dinglinger beauftragte er, „das schöne Goldne mit Edelstein versetzte Thee Service“ so zu gestalten, dass die goldenen Tassen emailliert und bemalt den Eindruck von Porzellan erweckten. Das 1703 geschaffene Service ist heute eines der Prunkstück im „Grünen Gewölbe“, der königlichen Juwelensammlung. Zwei Jahre zuvor hatte August den 19-jährigen Apothekerlehrling und Alchimisten Johann Friedrich Böttger (1682-1719) von Wittenberg nach Dresden bringen lassen. Böttger, der versprach, aus unedlen Metallen Gold herstellen zu können, wurde nämlich vom preußischen König verfolgt.
- Geschirre aus der Pfeiferzeit 1924-1930
- Börner Service
- Neuer Ausschnitt, Indische Malerei
- Service 1001 Nacht, HeinzWerner
- Service Peitschenhieb, Henry van de Velde
- Service Wellenspiel
- Service Kumitate, Ludwig Zepner
- Figuren, Service, Peter Strang
- Figuren, Zier- und Kunstporzellan aus der Zeit des Jugendstils und Art Deco
- Figuren, Service aus der Zeit von 1710 bis heute
August der Starke und die sächsischen Adligen hofierten zunächst den vermeintlichen Goldmacher, der zeitweise sogar im Schloss residierte. Dessen Versuche scheiterten allerdings. Da halfen auch die bezeugten Stoßgebete des Sachsenherrschers nichts. Der sächsische Gelehrte Ehrenfried Walter von Tschirnhaus lenkte daher Böttgers Erfinderdrang hin zum weißen Gold. Niemand sollte von Böttgers Experimenten erfahren. Und so ließ August den Alchimisten während der schwedischen Belagerung 1706 auf die sichere Festung Königstein bringen.
Am 22. September 1707 nahm Böttger die Arbeit in der Jungfernbastei unterhalb der heutigen Brühlschen Terrasse auf. Die Gewölbe der Dresdner Festungsanlagen sind heute teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Räume selbst aber wurden bei der Bombardierung des Belvederes verschüttet. Auf der Terrasse erinnert eine Porzellanstele an Böttcher. Hier in der Tiefe der Festungsanlage besuchte August der Starke das Labor. Böttger führte den ersten erfolgreichen Probebrand vom 15. Januar 1708 aus weißem Porzellan vor. Noch im gleichen Jahr gründete Böttger die erste sächsischen Fayancefabrik in der Hauptstraße in Dresden-Neustadt. Dort perfektionierte er seine Versuche, und 1709 stellte er seine Erfindung offiziell vor:
„Es sind drey Sachen, durch welche die Begierde der Menschen sonderlich auffgemundert werden, dießes oder jenes zu begehren, welches sie sonsten zu ihrem nöthigen Gebrauch noch wohl entrathen könnten“, erklärte Böttger August und den sächsischen Ministern: ,,alß erstlich die Schönheit, zum anderen die Rarität und drittens die mit beyden verknüpfte Nutzbarkeit. Solche drey Qualitäten machen die Sache angenehm, kostbar und nöthig“. Und stolz fügte Böttger hinzu: „Alle drey Eigenschaften besitzen die hier vorgestellten Gefäße.“
Am 23. Januar 1710 teilte August der Starke der Welt in vier Sprachen, deutsch, französisch, niederländisch und italienisch, mit, dass er in Dresden eine Porzellanmanufaktur gegründet habe. Doch wie sollte August das Geheimnis von der schon damals beliebten Wirtschafts-spionage schützen? Ein Ort musste gefunden werden, groß genug, um die Manufaktur und Wohnungen der zukünftigen Angestellten aufzunehmen und sicher genug, dass niemand ohne Erlaubnis ein- und ausgehen konnte. Man fand diesen Ort noch im gleichen Jahr 1710 in der Albrechtsburg im nahegelegenen Meißen. Somit nennt sich das Meissner zu Recht „Europas erstes Porzellan“.
Lange hielt das Monopol allerdings nicht: ehemalige Mitarbeiter machten ihr Wissen zu Geld. Und schnell schossen die Porzellanmanufakturen in ganz Europa wie Pilze aus dem Boden: 1718 in Wien, 1726 in Schweden. Unweit der Albrechtsburg befindet sich heute im Triebischtal die Meissner Porzellanmanufaktur mit den beiden Schauwerkstätten, der Schauhalle und dem Werksverkauf. Sie ist heute eines der beliebtesten Dresdner Ausflugsziele.
Die ersten Stücke waren ganz den asiatischen Vorbildern verpflichtet. Viele Dresdner Bildhauer versuchten sich an dem neuen Material. Johann Joachim Kaendler (1706-1775) entwickelte neue Formen, Johann Gregorius Höroldt (1696-1775) wurde zum ersten bedeutenden europäischen Porzellanmaler. Bereits 1710 wurde das weiße Porzellan auf der Leipziger Messe verkauft. Und was tat August mit dem Erlös? Natürlich kaufte er Porzellan. Denn 1717 beschloss der Sachsenherrscher, das heutige „Japanische Palais“ in ein Porzellanschloss umzuwandeln. Das Geld für dieses riesige Unterfangen reichte kaum. August verkaufte gar 600 seiner besten Soldaten an seinen preußischen Konkurrenten Friedrich Wilhelm I., der daraus sein Dragonerregiment formierte. Im Gegenzug erhielt der Sachsenherrscher 151 ostasiatische Porzellane. Die größten Stücke, gefertigt zwischen 1662 und 1722 in China, zieren heute als „Dragonervasen“ die Dresdner Porzellansammlung.