Die Bauhaus-Töpferei Dornburg (1919–1933)
Ein kurzer, aber prägender Abschnitt in der Geschichte der deutschen Keramikmoderne.
Die Bauhaus-Töpferei in Dornburg an der Saale war eine der ersten produktiven Werkstätten des 1919 gegründeten Staatlichen Bauhauses Weimar. Zwischen 1919 und 1933 entwickelte sich hier ein experimentelles Zentrum für Keramik, das in enger Verbindung mit den Ideen des Bauhauses stand: die Rückkehr zum Handwerk, die Verbindung von Kunst und Handwerk sowie die Erprobung neuer Formen für den modernen Alltag. Obwohl die Werkstatt nur knapp 14 Jahre bestand, hatte sie einen nachhaltigen Einfluss auf die europäische Keramikgeschichte.
Gründung und frühe Jahre (1919–1922)
Im Dezember 1919 gründete Walter Gropius das Bauhaus in Weimar und berief den Bildhauer und Keramiker Gerhard Marcks als Formmeister sowie den Töpfermeister Max Krehan als technischen Leiter. Im Mai 1920 wurde die Werkstatt in die stillgelegte Töpferei Marschalls in Dornburg verlegt. Dort begann man mit einfachsten Mitteln, auf der Scheibe zu drehen, zu glasieren und erste Formen zu entwickeln. Marcks legte besonderen Wert auf die geschlossene Form und das Zusammenspiel von Form und Glasur, während Krehan die handwerkliche Seite vermittelte. Marcks’ pädagogisches Motto lautete: „Disziplin, Dienst, Gemeinschaft“ – eine Leitlinie, die das Arbeiten und Leben der Schüler prägte.
Die ersten Arbeiten wirkten noch unbeholfen und primitiv, entwickelten sich jedoch bald zu klaren, zweckmäßigen Gefäßen: Becher, Krüge, Kannen und Teller, die mit schlichten Glasuren in Blau, Grün oder Gelb versehen wurden. Ergänzt wurden diese Dekore durch den Kannenmaler Georg Mallmann. Bereits 1922 legten Otto Lindig und Theodor Bogler ihre Gesellenprüfung ab und beteiligten sich fortan an der Ausbildung.
Blütezeit und Typenware (1923–1930)
Die große Bauhaus-Ausstellung in Weimar 1923 markierte einen Höhepunkt. Dort wurden die berühmten Bauhaus-Kannen von Theodor Bogler präsentiert, die zum Sinnbild der Bauhaus-Keramik wurden. Ab 1923 übernahm Otto Lindig die Leitung der Werkstatt, während Bogler weiterhin Entwürfe beitrug. Unter Lindigs Führung entstanden zahlreiche neue Formen – Becher, Schüsseln, Vasen und Kannen – die sich deutlich von den traditionellen Vorstellungen entfernten.
Lindig entwickelte die sogenannte Typenware: stapelbares, funktionales Geschirr für den täglichen Gebrauch. Diese Gefäße waren schlicht und zweckmäßig – frühe Vorformen industrieller Serienproduktion. Damit verband die Bauhaus-Töpferei Handwerk mit Industrie, ohne ihre künstlerische Eigenständigkeit zu verlieren. Gropius schrieb programmatisch: „Müssen wir uns von der Maschine scheiden? Nein, wir müssen uns mit ihr verbünden!“
Auch in der Gestaltung setzte sich eine neue Klarheit durch. Glasuren waren zurückhaltend: meist Blau, Grau, Ocker oder Craquelé-Effekte. Die Objekte standen für die ästhetische Verkörperung der Bauhaus-Idee, die Marcks in ihnen sah: Einfachheit, Disziplin und die Verbindung von Form und Funktion.
Schließung und Nachwirkung (1930–1933)
1930 wurde die Dornburger Werkstatt in die Verwaltung des Bauhauses überführt. Mit der Schließung des Bauhauses in Dessau 1932 und der Übersiedlung nach Berlin kam auch die Keramikwerkstatt an ihr Ende. 1933 wurde sie endgültig geschlossen.
Trotz der kurzen Existenz hatte die Bauhaus-Töpferei einen enormen Einfluss. Sie brachte eine ganze Generation bedeutender Keramiker hervor: neben Lindig und Bogler u. a. Marguerite Friedlaender, Werner Burri, Rudolf Wildenhain und Else Mögelin. Sie alle entwickelten die Impulse aus Dornburg weiter und prägten die Keramikkunst in Deutschland und im Ausland nachhaltig.
Fazit
Die Bauhaus-Töpferei Dornburg war ein einzigartiges Experimentierfeld zwischen Handwerk und Industrie. In nur 14 Jahren schuf sie ein neues Verständnis für Keramik, das funktionale, serientaugliche Formen mit künstlerischem Anspruch verband. Ihre Bedeutung reicht weit über die kurze Zeit ihres Bestehens hinaus: Dornburg wurde zum Ausgangspunkt der modernen deutschen Keramik und steht bis heute für die Verbindung von Form, Funktion und Schönheit im Sinne der Bauhaus-Idee.
Timeline – Lehrer und Schüler der Bauhaus-Töpferei Dornburg
Überblick über die wichtigsten Persönlichkeiten (1920–1933)
Einführung & Hintergrund
Die thüringische Kleinstadt Dornburg an der Saale ist untrennbar mit der Geschichte des Bauhauses verbunden. Ab 1920 wurde hier die Bauhaus-Töpferei eingerichtet, nachdem Walter Gropius, Gerhard Marcks und Max Krehan die alte Marstall-Töpferei übernommen und zu einer Lehr- und Produktionswerkstatt umgestaltet hatten. Damit begann ein Kapitel, das die deutsche Keramik des 20. Jahrhunderts entscheidend prägen sollte.
Entwicklung & Lehrwerkstatt
Die Töpferei in Dornburg war keine reine Schule, sondern eine produktive Werkstatt. Unter der künstlerischen Leitung von Gerhard Marcks und der technischen Leitung von Max Krehan wurden die Schüler mit dem Handwerk der Drehscheibe, der Glasurentwicklung und der Formgestaltung vertraut gemacht. Ihr Motto lautete: „Disziplin, Dienst, Gemeinschaft“. Persönliche Ausdrucksformen traten zugunsten der kollektiven Arbeit zurück.
Bereits 1922 legten Otto Lindig und Theodor Bogler ihre Gesellenprüfung ab. Bogler entwarf die berühmte Bauhaus-Kanne, während Lindig später die Leitung übernahm und die Entwicklung der sogenannten Typenware vorantrieb: stapelbares, funktionales Geschirr, das sich für die Serienfertigung eignete.
Gestaltung & Prinzipien
Die Dornburger Gefäße zeichnen sich durch klare, zweckmäßige Formen und zurückhaltende Glasuren in Blau, Grau oder Ocker aus. Die Oberflächen waren oft mit Craquelé versehen, wodurch eine feine Netzstruktur entstand. Auf figürliche Dekore wurde weitgehend verzichtet, stattdessen stand die Einheit von Form und Funktion im Vordergrund.
Mit der Bauhaus-Ausstellung 1923 in Weimar fanden die Dornburger Arbeiten internationale Aufmerksamkeit. Sie galten als ästhetische Verkörperung der Bauhaus-Idee: Einfachheit, Funktionalität und handwerkliche Perfektion.
Typenware, Seriengedanke & Schließung
Unter Otto Lindigs Leitung (1923–1930) entwickelte sich Dornburg zu einem Zentrum der modernen Gebrauchskeramik. Die dort entstandene Typenware – Becher, Krüge, Schüsseln, Vasen – war funktional, stapelbar und maschinengerecht. Damit schuf Dornburg Vorbilder für die industrielle Serienfertigung. 1930 wurde die Werkstatt direkt dem Bauhaus unterstellt, 1932 nach Berlin verlegt und 1933 endgültig geschlossen.
Bedeutung & Rezeption
Obwohl die Bauhaus-Töpferei in Dornburg nur 14 Jahre bestand, war ihr Einfluss enorm. Sie brachte bedeutende Keramiker hervor – darunter Marguerite Friedlaender, Rudolf Wildenhain und Else Mögelin. Ihre Ideen prägen die Keramikkunst bis heute. Dornburg gilt als Geburtsstätte der modernen deutschen Gebrauchskeramik und als Musterfall für die Verbindung von Kunst, Handwerk und Industrie.
Literatur & Quellen
Walter Gropius: Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919. Ute Ackermann u. a.: Bauhaus in Thüringen, Weimar 2009. Peter Hahn: Bauhaus-Keramik Dornburg, Halle 1995. Zeitgenössische Kataloge und Archivmaterial aus der Staatlichen Bauhaus-Sammlung.
Timeline – Die Bauhaus-Töpferei Dornburg (1919–1933)
Chronologischer Überblick über die Entstehung, Entwicklung und Schließung
Ankauf moderner Keramik
Wir suchen Werke von Hubert Griemert, Richard Bampi, Hedwig Bollhagen sowie Keramiken aus Bauhaus & Dornburg
Die Moderne der deutschen Keramik wird durch herausragende Persönlichkeiten und Werkstätten repräsentiert. Gesucht werden originale Stücke aus der Bauhaus- und Nachkriegszeit – Gefäße, Services, Vasen oder Einzelobjekte mit klarer Provenienz. Besonders im Fokus stehen Werke von Hubert Griemert (Glasurmeister und Lehrer), Richard Bampi (Glasur-Avantgarde), Hedwig Bollhagen (HB-Werkstätten) sowie originale Arbeiten aus Dornburg und dem Umfeld der Bauhaus-Keramik.
Hubert Griemert
Gesucht werden Gefäße, Vasen, Glasurproben und Services mit dem Stempel „HG“, oft in Verbindung mit dem Burg-Giebichenstein-Zeichen. Besonders wertvoll: Arbeiten aus den 1930er Jahren und aus Höhr-Grenzhausen.
Richard Bampi
Wir suchen experimentelle Gefäßformen, asymmetrische Vasen und Stücke mit besonderen Glasuren. Sammlerwert haben insbesondere Objekte aus Kandern (1927–1965) mit Signatur „RB“.
Hedwig Bollhagen
Ankauf von Gebrauchskeramik, Services und Dekoren (Streifen, Punkte, Schachbrett) aus den HB-Werkstätten Marwitz. Auch frühe Stücke aus den 1930er Jahren oder aus der Haël-Nachfolge sind gesucht.
Bauhaus-Keramik
Gesucht werden Typenware, Kannen, Becher und Schalen aus Dornburg/Weimar (1920–1930). Besonders gefragt: Arbeiten von Otto Lindig, Theodor Bogler oder Marguerite Friedlaender.
Dornburg
Wir kaufen originale Keramiken aus der Bauhaus-Töpferei Dornburg: Gefäße mit einfacher Glasur, Craquelé oder Stücke mit nachweisbarer Provenienz aus der Werkstatt Marcks/Krehan/Lindig.
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Jetzt Ankauf anbietenVernetzung: Richard Bampi & das Netzwerk der Keramikmoderne
Von Bauhaus-Impulsen über Burg Giebichenstein bis zur Glasur-Avantgarde – hier finden Sie die thematischen Brücken rund um Richard Bampi.
Bauhaus-Keramik
Frühe Eindrücke, reduziertes Formdenken und die Idee der Typenware bilden den historischen Resonanzraum für Bampis Weg zur klaren Gefäßplastik. Zum Überblick über Personen, Werkstätten und Leitideen: Bauhaus-Keramik.
Burg Giebichenstein
Bampis Hinwendung zur experimentellen, künstlerisch autonomen Keramik steht im Dialog mit der Lehre und Praxis in Halle/Saale (Serienkompetenz, Laborarbeit, Glasurforschung). Zur Schule, den Marken (Hügelzeichen) und gesuchten Objekten: Burg Giebichenstein.
Hedwig Bollhagen (HB)
Die 1934 neu aufgestellten HB-Werkstätten (Nachfolge der Haël-Werkstätten) zeigen – wie Bampi – das Spannungsfeld von Gebrauchskeramik und künstlerischer Handschrift. Mit Fokus auf Bauhaus-naher Funktionalität und Dekorökonomie liefert HB einen Gegenpol zu Bampis späterer Glasur-Avantgarde: Hedwig Bollhagen.
Hubert Griemert
Wie Bampi legte Griemert größtes Gewicht auf Glasurforschung (Matt-/Tonenglasuren, farbige Oberflächen). Beide stehen für die Verschmelzung von strenger Form und farblicher Tiefe – zwei Positionen, die sammlerisch häufig gemeinsam betrachtet werden: Hubert Griemert.
Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe
Über Max Laeuger und die Karlsruher Schule lässt sich Bampis frühes Form- und Glasurbewusstsein verorten (Fayence-/Majolika-Referenzen, konsequente Oberflächenführung). Der Blick auf Karlsruhe ergänzt das Verständnis seiner frühen Entwicklungsphase.
Für Sammler: Querbezüge & Markt
- Form & Serie: Bauhaus-Keramik (Dornburg) → Typenware, reduzierte Gefäßfamilien.
- Schule & Marke: Burg Giebichenstein → Hügelzeichen/Marken, Lehrwerkstatt, Serien- & Unikate.
- Dekor & Alltag: HB (Bollhagen) → alltagstaugliche Formen, Streifen-/Punktdekore.
- Glasur & Experiment: Griemert/Bampi → Matt- & Hochbrandglasuren, Unikatcharakter, asymmetrische Gefäße.
Hinweis: Provenienz (Werkstattmarken, Signaturen „RB“, „HG“, Hügelzeichen etc.), Erhaltungszustand und Entstehungszeitraum (z. B. 1920er/40er) sind die preistreibenden Faktoren.