Keramikerinnen des 20. Jahrhunderts
Beate Kuhn (1927–2015) gilt als eine der einflussreichsten Keramikerinnen der deutschen Nachkriegszeit. Ihre Werke bewegen sich zwischen angewandter Kunst und skulpturalem Ausdruck – oft verspielt, rhythmisch und von einer musikalischen Leichtigkeit durchzogen. Sie war Mitbegründerin der Gruppe „Keramische Werkstatt Margaretenhöhe“ und prägte die künstlerische Studiokeramik in Deutschland maßgeblich. Ihr Umgang mit dem Material Ton war weder industriell noch rein traditionell – vielmehr verstand sie Keramik als Ausdruck individueller Haltung und formaler Disziplin. Die Gefäßform wurde bei ihr nicht negiert, sondern erweitert – hin zum Objekt.
Die Zusammenarbeit mit Rosenthal
In den 1970er-Jahren trat Rosenthal an Beate Kuhn heran – mit dem Ziel, ihre Handschrift in die Rosenthal Studio-Line einzubinden. Rosenthal hatte zu dieser Zeit bereits Kooperationen mit Künstlern wie Tapio Wirkkala, Victor Vasarely und Otto Piene begonnen, um die Grenzen zwischen Kunst und Porzellanindustrie neu auszuloten.
Beate Kuhns Zugang war jedoch grundlegend anders. Sie lieferte keine flächigen Dekore oder bemalten Serienobjekte, sondern ging an die Form selbst – und zwar radikal. Ihre Objekte für Rosenthal waren keine alltäglichen Geschirrstücke, sondern reduzierte, spannungsvolle Studien über das Verhältnis von Innen und Außen, von Wölbung und Einschnitt.
Vasen und skulpturale Objekte
Im Zentrum der Zusammenarbeit standen vor allem Vasen und plastische Formen. Diese Objekte waren teils streng zylindrisch, teils organisch bewegt – oft asymmetrisch, mit gezielt gesetzten Einschnitten, Einschnürungen oder Rillen. Typisch ist Kuhns Fähigkeit, durch einfache Eingriffe Dynamik zu erzeugen – ohne die Grundform zu zerstören. Rosenthal setzte ihre Entwürfe in limitierter Stückzahl um. Viele ihrer Studio-Line Objekte wurden aus feinem Biskuitporzellan gefertigt, dessen matte Oberfläche hervorragend mit Kuhns stillem Formenrepertoire harmonierte. Das Spiel mit Licht und Schatten trat dadurch in den Vordergrund.
Eine stille, aber prägende Stimme
Anders als ihre Zeitgenossen, die plakativere Kunstwerke lieferten, arbeitete Beate Kuhn leise, subtil und präzise. Ihre Rosenthal-Objekte fanden vor allem unter Kennern Anklang – Sammler, die weniger nach dekorativem Effekt suchten, sondern nach formaler Tiefe. Es ist diese Zurückhaltung, die ihre Werke bis heute so modern erscheinen lässt.
Beate Kuhns Zusammenarbeit mit Rosenthal ist ein Beispiel für eine seltene künstlerische Allianz: Hier traf industrielle Porzellanproduktion auf die Sensibilität einer Keramikerin, die jede Form als autonome Aussage verstand. Ihre Objekte für Rosenthal sind rar, begehrt und Ausdruck einer Haltung, die auch heute – in einer lauten, schnelllebigen Designwelt – wohltuend still wirkt.
Wer war Beate Kuhn?
Beate Kuhn (1927–2015) zählt zu den bedeutendsten deutschen Keramikerinnen der Nachkriegszeit. Ihre Arbeiten sind formal reduziert, aber ausdrucksstark. In Zusammenarbeit mit Rosenthal entstanden plastisch geformte Vasen und Porzellanobjekte mit hohem künstlerischem Anspruch – meist in unglasierter Biskuitporzellan-Ausführung.
Diese Werke wurden in limitierten Studio-Auflagen realisiert – gedacht für Sammler, Galerien und Liebhaber moderner Keramikästhetik.
- Skulpturale Vasen, oft asymmetrisch oder gerillt
- Hergestellt in weißem Biskuitporzellan
- Form statt Dekor – keine Bemalung, keine Drucke
- Teil der Rosenthal Studio-Line (1970er / 1980er Jahre)
- Oft mit eingeprägter Künstlervermerk oder Studio-Line Bodenmarke
Ankauf – Beate Kuhn × Rosenthal
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- Studio-Line Vasen nach Entwurf Beate Kuhn
- Limitierte Design-Editionen mit typischer Formensprache
- Skulpturen oder Gefäße aus der Rosenthal-Zeit
- Biskuitporzellan ohne Glasur, mit zurückhaltender Signatur
- Auch beschädigte Stücke oder Objekte mit Altersspuren sind prüfenswert
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Jetzt Beate-Kuhn-Objekt anbietenBeate Kuhn (1927–2014) Rosenthal Kunstabteilung
Keramikerin zwischen Porzellan, Skulptur und Rosenthal-Kunstabteilung
Rosenthal – Beate Kuhn ab 1950
Beate Kuhn zählt zu den prägenden deutschen Keramikerinnen der Nachkriegszeit. Ihr Werk führt vom funktionalen Porzellan zu organisch-skulpturalen Formen, die Gefäß und Plastik miteinander verbinden. In den frühen 1950er-Jahren arbeitete sie für die Rosenthal Kunstabteilung Selb, wo experimentelle Kleinserien und frei modellierte Vasen/Schalen entstanden. Charakteristisch sind asymmetrische Silhouetten, spannungsvolle Öffnungen, dünnwandige Körper und eine klare, ruhige Farbigkeit.
Ab den späten 1950er-Jahren verschiebt sich der Schwerpunkt zunehmend zur freien Skulptur. Museen und Sammler schätzen Kuhns Arbeiten für ihre zeitlose Materialsprache und die handwerkliche Präzision. Die frühen Entwürfe für Rosenthal markieren ein wichtiges Kapitel: Sie zeigen, wie industrielles Porzellan und künstlerische Handschrift in limitierten Reihen zusammenfinden.
Objektliste – Beate Kuhn für Rosenthal (Auswahl)
Kategorie | Serie / Objekt | Jahr | Marke / Signatur |
---|---|---|---|
Vase | Organische Freeform-Vase (z. B. Form 2646) | 1950er | „Rosenthal Kunstabteilung Selb“, „Beate Kuhn“ |
Vase | „Palettenvase“ (auktionsübliche Bezeichnung) | 1952–1953 | Grüne Rosenthal-Marke; handschriftl. Kürzel |
Schale | Schale in freier Form (dünnwandig) | 1950er | „Rosenthal Kunstabteilung Selb“ |
Künstlertasse | Künstlertasse (nummerierte Reihe; Nr. nachtragen) | 1980er | „Rosenthal studio-line“, Editionshinweis |
Relief | Relieftafel (Titel/Format ergänzen) | 1950er | Rückseitige Marke/Etikett |
Beate Kuhn – Leben und Werk einer bedeutenden Keramikerin
Eine der prägenden deutschen Keramikerinnen der Nachkriegszeit
Biographie
- 1927
in Düsseldorf geboren
- 1946
Abitur
- 1947–1949
Studium der Kunstgeschichte an der Universität in Freiburg i. Br.
- 1949–1951
Besuch der Werkkunstschule in Wiesbaden, Keramik bei Paul Dresler, E. Opitz, A. Starke – Abschluss der Gesellenprüfung
- 1951–1953
Studium an der Werkkunstschule Darmstadt, Keramik bei Fr. Th. Schroeder
- 1953–1957
Mitarbeit bei der Porzellan-Manufaktur Rosenthal in Selb
- 1953–1956
eigene Werkstatt mit Karl Scheid in Lottstetten, Waldshut
- ab 1957
eigene Werkstatt in Düdelsheim, Kreies Büdingen, Oberhessen, Kirchgasse
- ab späte 1950er
Schwerpunkt freie Skulptur; Ausstellungen, Sammlungen
- 1980er
Beitrag zur Rosenthal-Künstlertassenreihe (studio-line)
- 2014
gestorben am 1. Dezember in Düdelsheim
Auszeichnungen
- 1955 Förderpreis der Deutschen Keramischen Gesellschaft, Düsseldorf
- 1955 Staatspreis von Baden, Konstanz
- 1955 Silbermedaille der Internationalen Keramikausstellung in Faenza
- 1960 2. Preis der Deutschen Keramischen Gesellschaft in München (Alexander-Guilleaume-Preis)
- 1962 Silbermedaille der Internationalen Keramikausstellung in Prag
- 1963 Anerkennung des Internationalen Kunsthandwerks, Stuttgart
- 1965 Goldmedaille auf der Handwerksmesse in München, Bayerischer Staatspreis
- 1967 Hessischer Staatspreis, Frankfurt
- 1968 Ernennung zum Mitglied der Académie Internationale de la Céramique, Genf
Ausstellungen
Ihre Werke wurden international gezeigt, unter anderem: 1954 Sao Paolo; 1955 Düsseldorf, Faenza; 1956 Cannes, Köln, s’Hertogenbosch; 1957 Gent, Lima, Mailand (Einzelausstellung); 1958 Dublin, Syracuse N.Y.; 1959 Gmunden/Österreich; 1960 München, Stuttgart; 1961 Hagen, New York; 1962 Bremen, Hamburg, Nizza, Ostende, Prag; 1963 Buenos Aires, Stuttgart; 1964 Ottawa; 1965 Genf, München, Nürnberg; 1966 Kiel, Mönchengladbach, Prag, Stuttgart; 1967 Eckernförde; 1968 London; 1969 Bremen, Fulda, Hoechst, Stuttgart, Syke; 1970 Bremen, Fulda, Hamburg, London; 1971 Düsseldorf, Hoechst, Köln, Oldenburg, Wiesbaden; 1972 Karlsruhe, London, Rotterdam, Hannover; 1973 Cambridge, Lausanne, Hoechst; 1974 Nagoya/Japan, Düsseldorf, Ludwigshafen/Rhein, Hamburg.
Werkbeschreibung
Beate Kuhn trat 1954 zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Damals zeigte sie auf der Frankfurter Messe ihre Vasen, Bildteller und Geschirre zusammen mit Karl Scheid. Alle Objekte waren in ihrer damaligen Stilrichtung mit Glasurmalerei vollständig bedeckt. Dabei ist die zuerst aufgetragene, fast schwarze Glasur dort weggekratzt, wo in einem weiteren Arbeitsgang mit dem Pinsel mehrere farbige Glasuren aufgetragen sind. Es sind völlig asymmetrisch angelegte Dekorationen, oft mit figuralen Elementen, wobei Augen und Köpfe besonders stark betont sind.
So erweisen sich die zunächst abstrakt erscheinenden Zeichnungen als abstrahierte, figürliche Malerei, und auch die Gefäße selbst sind mitunter als Figur zu verstehen. In den 1960er Jahren wandte sich Beate Kuhn immer mehr den klar erkennbaren, figürlichen Kompositionen zu. Jedoch blieb in ihnen noch genug verfremdende Stilisierung, da alle Figuren- und Vegetativmotive aus Drehelementen aufgebaut, zusammengesetzt oder herausgeschnitten sind. Sie schaffte auf diese Weise Bildkompositionen mit bestimmbaren Bildinhalten. Das große Wandrelief im Hetjensmuseum, Düsseldorf, ist dafür ein gutes Beispiel.
Doch schon seit ungefähr 1965 hat ihre Vorliebe zur Montage von Dreheilen sich parallel hierzu völlig neuen abstrahierenden Gruppenkonzeptionen zugewandt. Mit immer neuen Einfällen schaffte sie bis heute Fantasiebilder aus gedrehten Einzelteilen, die sie zu kleinen und großen Gebilden zusammenfügt. Ihre Aufgabenbereiche sind Gefäßplastiken, Baukeramik und Reliefs.
Für die Oberflächenfärbung verwendete Beate Kuhn stets Glasuren, die sie mit dem Pinsel oder als eine erste Grundierung mit der Spritzpistole auftrug. Alle angewandten Glasuren, bisher sind es 70, hat sie selbst entwickelt. Wurde in der Werkstatt in Lottstetten im Elektroofen bei 1040 °C gebrannt, so brennt sie, seit sie ihre Werkstatt in Düdelsheim bezogen hat, einen weißen Steinzeugscherben bei 1260 °C. Aber erst 1964 hat sie das Brennen bei 1040 °C eingestellt. Seit 1970 verwendet sie außerdem neben rotem auch weißbrennenden, schamottierten Ton.
Literatur
Keramische Zeitschrift, 1954, S. 285; 1957, S. 269; 1960, S. 116, 319, 507; 1961, S. 67; 1965, S. 107, 404; 1966, S. 450; 1969, S. 506; 1971, S. 95. – A. Klein: Moderne deutsche Keramik. Darmstadt 1956, S. 31. – A. Totti in: Keramische Zeitschrift 1957, S. 269. – R. Flöhl, in: Deutsche Keramische Kunst d. Gegenwart. Frechen 1968, S. 55–60. – E. und H. Hohe, in: Keramos, 47, 1970, S. 49–55. – G. L. Nelson: Ceramics, A Potters Handbook. New York 1971 (3. Aufl.). – Hinder/Reimers, Moderne Keramik, 1971, S. 13, Abb. 72–76, Taf. I. – Katalog Düsseldorf 1971, S. 108–110. – Katalog Sammlung Wolf, 1972, S. 142–151. – G. Reineking von Bock: Keramik in Frechen, 1972, S. 80–83. – Katalog Meister deutscher Keramik, Düsseldorf, 1974.
Signatur
Schnecke als Stempel und Reliefmarke (1953–1956 gemeinsam mit Karl Scheid), oft parallel dazu eingeritztes K; Markentafel Nr. 160–162.
Marke – Beate Kuhn & Karl Scheid
Signatur / Stempel – Keramik

Beate Kuhn; in der Zeit 1953—1956 zusammen mit Karl Scheid
Weiterführend: Karl & Ursula Scheid – Studiokeramik aus Düdelsheim
Mehr über das Leben und Werk von Karl und Ursula Scheid – von den Anfängen in Darmstadt bis zur internationalen Anerkennung ihrer Werkstatt in Düdelsheim.
➔ Zum Artikel „Karl & Ursula Scheid“Weiterführend: Arno Lehmann & Netzwerk der Keramik
Mehr zu Arno Lehmann und verwandten Positionen der deutschen Studiokeramik – von Kandern über Düdelsheim bis zu den großen Keramikmuseen.