Service „Fortschritt“ – Kaestner Porzellan Zwickau
Mit dem Service „Fortschritt“ setzte die Porzellanfabrik Friedrich Kaestner G.m.b.H. aus Oberhohndorf bei Zwickau einen klaren gestalterischen Akzent in einer Zeit des Umbruchs. Bereits 1928 hatte das Unternehmen, wie es selbst betonte, „in klarer Erkenntnis der notwendig kommenden Umwälzung in Kultur und Politik“ den spielerischen, oft überladenen Geschmack des damaligen „modernen“ Stils hinter sich gelassen. Stattdessen wandte man sich einer neuen Formensprache zu: edel, schlicht, von klaren Linien und frei von oberflächlicher Dekoration. Diese Ausrichtung erhielt die programmatischen Namen „Reform“ und „Fortschritt“ und sollte in den folgenden Jahren die gestalterische Identität der Manufaktur prägen.
Kaestner reklamierte für sich, der deutschen Porzellanindustrie diesen neuen, zurückhaltenden und dennoch zeitgemäßen Stil gegeben zu haben – und betonte, dass Staatsmanufakturen und andere Privatbetriebe erst später diesem Weg folgten. Die Investitionen in Gestaltung, Modellbau und Dekorentwicklung waren hoch, doch sie zahlten sich aus: Die Schöpfungen der Manufaktur fanden in einem anspruchsvollen Publikum Anklang, das keine bizarr-verspielte Massenware, sondern hochwertige, formal durchdachte Gebrauchsgeschirre suchte.
Das Service „Fortschritt“ verkörpert diesen Anspruch in besonderer Weise. Professor Hennig, der namhafte Gestalter hinter dem Entwurf, entwickelte das Service aus einer Gesamtidee heraus. Jedes einzelne Teil – Kanne, Tasse, Untertasse, Zuckerdose, Milchkännchen – fügt sich harmonisch ins Ensemble, ohne dass ein Element fremd wirkt. Fließende Linien verbinden die Formen: So nimmt der Henkel einer Kanne die Bewegung der Schnaupe auf, führt sie weiter und lässt sie elegant auslaufen. Diese organische Gestaltung ist weit entfernt von schematischer Reißbrettarbeit; sie ist plastisch empfunden und wirkt aus einem Guss.
Als Kontrast zu den bewegten Formen wählte man beim „Fortschritt“ strenge, geometrisch klare Dekore. Besonders der in Grau, Silber und Gold ausgeführte Dekor unterstreicht die Linienführung, ohne sie zu überlagern. Die Farbgebung ist mit Zurückhaltung eingesetzt, um die reine Form zu betonen. So entsteht ein Gleichgewicht zwischen plastischer Gestaltung und dekorativer Akzentuierung.
Für Kaestner war das „Fortschritt“ mehr als nur ein neues Service – es war ein gestalterisches Statement. Es zeigte, dass modernes Gebrauchsporzellan nicht experimentell-überladen sein muss, um zeitgemäß zu wirken. Vielmehr konnte es durch Klarheit, Qualität und kulturelle Haltung überzeugen. Damit richtete sich Kaestner gezielt an eine „geistig und kulturell hochstehende Verbraucherschaft“, die sich ihrer ästhetischen und kulturellen Verantwortung bewusst war.
Heute gilt das Service „Fortschritt“ als ein Beispiel für die Verbindung von funktionaler Eleganz, künstlerischer Disziplin und handwerklicher Präzision – und als Zeugnis einer Epoche, in der Porzellan aus Zwickau internationale Maßstäbe setzen wollte.




ARTHUR HENNIG
Wieder einmal hat Professor Hennig für die Porzellanfabrik Friedrich Kaestner G.m.b.H., Oberhohndorf bei Zwickau, ein Kaffee- und Teeservice geschaffen, das gleichermaßen die Aufmerksamkeit der Fachwelt wie auch des Publikums auf sich ziehen dürfte. Wie bei seinen bisherigen Entwürfen ging der Künstler von einer klaren Gesamtvorstellung aus, die alle Teile des Services durchdringt und aus den einzelnen Formen ein in sich stimmiges, abgerundetes Ensemble formt. Jedes Stück ist harmonisch so durchgearbeitet, dass „nichts aus dem Rahmen fällt“ – jede elegant fließende Linie ergibt sich zwanglos aus dem Ganzen.
Der in Grau, Silber und Gold gehaltene Dekor, wie auf unserer Abbildung zu sehen, ist mit wohltuender Zurückhaltung gestaltet. Diese dezente Farbgebung unterstreicht die Eleganz der Form, ohne sie zu überlagern, und lässt die klaren Proportionen sowie den harmonischen Schwung der Silhouette voll zur Geltung kommen. Das Service „Fortschritt“ verbindet damit gestalterische Geschlossenheit mit feiner dekorativer Akzentuierung – ein Beispiel zeitgemäßer Formkultur, das sowohl in modernen als auch klassischen Interieurs Wirkung entfaltet.
*Schaulade 1928
FORTSCHRITT SERVICE
Das Service „Fortschritt“ ist in seiner Gesamtheit als harmonische Einheit konzipiert – jedes Teil ist von Anfang an im Zusammenhang mit den anderen gedacht. Ein anschauliches Beispiel: Von der Schnaupe zieht sich eine elegant geschwungene Linie bis zum Henkel, der nicht als angesetztes Element wirkt, sondern diese Linie selbstverständlich aufnimmt, fortführt und sanft auslaufen lässt. Die Formen sind fern jeder schematischen Reißbrettkonstruktion und stattdessen plastisch und organisch empfunden. Einen reizvollen Kontrast zu den fließenden, bewegten Körpern bilden die strengen, geometrisch klaren Dekore. Diese neuen Geschirre sind keine bloßen Experimente, sondern stellen eine willkommene künstlerische Bereicherung der bestehenden Geschirrformen dar.

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📩 Jetzt Ankauf anbietenDer „Bestand“ hängt hier in allem Teilen unzergliederbar zusammen, ist von vornherein zusammen-gedacht. Ein Beispiel: Von der Schnaube geht eine schön geschwungene Linie bis zum Henkel, der keinen „Ansatz“ mehr hat, sondern diese Linie einfach aufnimmt, fortführt und wieder verlaufen läßt. Diese Formen sind fern von jeder schematischen Reißbrettarbeit ganz plas-tisch empfunden. Sehr apart wirken auf den schwingenden Körpern als Gegensatz die strengen, geometrisch einfachen Dekore. Nicht als Experimente sind diese neuen Geschirre zu werten, sie bedeuten vielmehr eine willkommene künstlerische Bereicherung der schon bestehenden Geschirrformen.