Keramik & Porzellan im 20. Jahrhundert
Die deutsche und europäische Keramiklandschaft des 20. Jahrhunderts war geprägt von einer Vielzahl innovativer Werkstätten und Künstlerpersönlichkeiten. Zwischen Bauhaus, Reformbewegung und klassischer Manufaktur entstanden Objekte, die bis heute Designgeschichte schreiben. Besonders prägend war die Verbindung von traditionellem Handwerk mit einer funktionalistischen Formensprache, wie sie etwa in Produkten von Otto Lindig oder den farbintensiven Glasuren von Max Laeuger zum Ausdruck kam.
Auch die Rosenthal Studio-Line oder die Majolika Karlsruhe trugen dazu bei, Kunst und Alltagsobjekte in enger Verbindung zu denken. Künstler wie Hundertwasser, Vasarely oder Beate Kuhn schufen ikonische Werke, die sowohl im musealen Kontext als auch im alltäglichen Gebrauch bestehen konnten. Diese Synthese von Kunst und Funktion ist ein Alleinstellungsmerkmal der europäischen Keramikgeschichte.
Internationale Vernetzung
Neben den Zentren in Deutschland wie Kandern, Selb, Bürgel oder Höhr-Grenzhausen spielte auch die internationale Vernetzung eine zentrale Rolle. In Vallauris (Frankreich) arbeiteten Keramiker wie Gilbert Portanier oder Pablo Picasso, die die mediterrane Keramiktradition mit moderner Kunst verbanden. Diese Netzwerke machten die Keramik zu einem internationalen Medium, das weit über regionale Märkte hinauswirkte.
Die Werkstätten entwickelten sich damit nicht nur zu Produktionsstätten, sondern auch zu Knotenpunkten künstlerischer Innovation, deren Einfluss bis heute in Design und Kunst sichtbar ist.
Timeline-Wall – Keramik 1850–Heute
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1832
Gründung Wächtersbacher Steingutfabrik.
1845
Start Werkstatt Hermann Mutz, Hamburg-Altona.
1854
Geburt J. J. Scharvogel.
1864
Geburt Max Laeuger (Kandern/Karlsruhe).
1867
Geburt Richard Mutz (Altona).
1895
Gründung Tonwerke Kandern (Baden).
1901
Gründung Majolika-Manufaktur Karlsruhe.
1904
Keramische Kunstwerkstatt Richard Mutz (Berlin) gegründet.
1915
Mutz leitet Majolika Karlsruhe (bis 1919).
1919
Gründung des Bauhauses (Weimar).
1920
Bauhaus-Töpferei Dornburg – Lindig/Typenware.
1923
Haël-Werkstätten (M. Heymann) in Marwitz.
1925
Werkstatt Richard Bampi (Kandern); Burg Giebichenstein (Friedlaender).
1926
Geburt Gilbert Portanier (Cannes).
1929
Oranienburger & Oberlausitzer Werkstätten aktiv.
1930
HB-Werkstätten (Marwitz) – Fortführung Haël-Tradition.
1931
Richard Mutz verstirbt (Gildenhall).
1937
O. D. Douglas-Hill – Goldmedaille Paris.
1948
Vallauris: „Le Triptyque“ (Portanier/Capron/Voltz).
1955
Douglas-Hill zurück in Berlin; 1958 „Lehrflug“ (Hansaviertel).
1970er
Rosenthal Studio-Line (Hundertwasser, Vasarely, Dalí, Portanier).
1985
Marguerite Friedlaender/Wildenhain verstirbt (USA).
2006
Schließung Wächtersbacher Steingutfabrik.
Heute
Sammlungen, Auktionen, Forschung – starke Marktpräsenz.