Gruppe 83 – Studiokeramik zwischen Austausch und Ausstellung
Gegründet 1983 als Ausstellungs- und Arbeitsgemeinschaft freier Keramikerinnen und Keramiker
Gründung & Anliegen
Die Gruppe 83 entstand 1983 als Zusammenschluss freier Studiokeramiker, die die künstlerische Keramik in Deutschland sichtbarer machen wollten. Anstelle einer festen Vereinsstruktur verstand sich die Gruppe als Arbeits- und Ausstellungsplattform: gemeinsame Projekte, kollektive Präsentationen, Dialog mit Museen und Öffentlichkeit. Leitmotiv war die Gleichwertigkeit von künstlerischer Handschrift und materialgerechter, funktionaler Gefäßgestaltung.
Mitglieder & Arbeitsweise
Die Zusammensetzung der Gruppe war projektbezogen und konnte von Ausstellung zu Ausstellung variieren. Verbindend waren die Schwerpunkte: hochgebranntes Steinzeug, individuelle Glasuren (Asche, Seladon, Shino u. a.), Holz-, Gas- und Elektrobrände, sowie die Reflexion von ostasiatischen Einflüssen in einer europäischen Gefäßtradition. Zu den bekannten Beteiligten zählte u. a. Horst Kerstan (Kandern), dessen Werk die Verbindung von deutscher Steinzeugkultur und japanischer Ästhetik exemplarisch zeigte.
Weil die Gruppe ohne starres Mitgliederverzeichnis agierte, sind Beteiligungen teils ausstellungsbezogen überliefert; der Fokus lag auf Qualität, Austausch und Sichtbarkeit – weniger auf formaler Mitgliedschaft.
Programm: Ausstellung, Austausch, Öffentlichkeit
Kern des Programms waren Gemeinschaftsausstellungen mit klarer kuratorischer Idee: Gefäßgruppen im Dialog, Glasurserien im Vergleich, Holzbrand-Positionen u. a. Ergänzend organisierte die Gruppe Werkstattgespräche, Vorträge und Demonstrationen – oft in Kooperation mit Museen, Kunstvereinen und Hochschulen. Der Anspruch: künstlerische Keramik nicht als Kunsthandwerk-Nische, sondern als eigenständige Kunst- und Kultursprache zu vermitteln.
Ästhetik & Technik
Die Ausstellungen der Gruppe 83 loteten die Spannweite des zeitgenössischen Gefäßes aus: von streng proportionierten Zylindern und Kugelvasen bis zu expressiven Schalen mit lebendigen Aschehäuten. Materialnähe (Lehmqualitäten, Drehsignatur, Brandspuren) wurde nicht kaschiert, sondern als Teil der Aussage gezeigt. Glasuren fungierten weniger als Dekor, sondern als Haut der Form – seladonische Tiefe, Aschefluss, reduzierter Glanz.
Wirkung & Nachhall
Mit ihren kollektiven Auftritten trug die Gruppe 83 dazu bei, dass Studiokeramik in Deutschland ab den 1980er Jahren institutionell ernster genommen wurde: Museen bauten Sammlungen aus, Wettbewerbe erhielten Zulauf, die internationale Vernetzung (Japan, Italien, Frankreich) wuchs. Viele beteiligte Keramikerinnen und Keramiker prägten daraufhin Ausstellungen, Lehre und Juryarbeit – die Ideen der Gruppe wirkten in Werkstätten, Hochschulen und Sammlungen fort.