Haas & Czjzek

Geschichte der Porzellanfabrik Haas & Czjzek in Schlaggenwald Böhmen

Das erste porzellanähnliche Geschirr in Böhmen wurde im Dorf Rabensgrün bei Schlaggenwald und zwar vom Besitzer des Bauernhofes Nr. 1 Haberditzel erzeugt. Als Fuhrmann war er nach Sachsen und Thüringen gekommen und hatte dort von der Erzeugung des Porzellans gehört. Da in der Nähe seines Heimatdorfes, im Dorfe Gabhorn, eine weisse Tonerde gefunden wurde, machte er sich daran mittels derselben Porzellan zu erzeugen. Für sein Vorhaben zu wenig bemittelt, gründete er eine Gewerkschaft und gewann einen gewissen Johann Gottlieb Sonntag aus der Fabrik Rudolstadt als wissenden Arbeiter, als Arkanisten, wie man solche Leute damals zu nennen pflegte.

Einer von der Gewerkschaft war der Schlaggenwalder Bürger Bergmeister Johann Georg Paulus. Er kam auf den Gedanken, selbstständig vorzugehen. Auch er gewann zunächst seine Hilfskraft in der Person des Johann Georg Reumanns aus Hildburghausen. Nach dem sie drei Monate hindurch geprobt, stellten sie nach Einholung der kreisamtlichen Erlaubnis im Zechgrunde bei Schlaggenwald in einem aufgelassenen Sichelhammer den ersten Brennofen auf. Das war im Mai 1792. Sie sind die Begründer der ersten – wie wir sehen werden – lebensfähigen Porzellanfabrik in Böhmen.

Timeline – Haas & Czjzek (Nová Role / Neurohlau)

1792 – Gründung
Beginn der Porzellanproduktion in Neurohlau (Nová Role) – einer der frühesten Großbetriebe der Karlsbader Porzellanregion.
frühes 19. Jh. – Produktpalette
Aufbau einer breiten Palette an Tafel-, Kaffee- und Teeservices sowie Accessoires; Etablierung im Inlandsmarkt.
Mitte 19. Jh. – Technik & Rohstoffe
Modernisierung von Öfen und Masseaufbereitung; sichere Kaolin- und Quarzversorgung aus der Region stärkt die Qualität.
1860–1880 – Export
Wachsende Ausfuhren in die Donaumonarchie, nach Deutschland und nach Übersee; Ausbau von Formenbestand und Dekoren.
1890er – Markenprofil
Schärfung des Markenauftritts (H&C / Neurohlau); Serien für Handel, Hotel & Gastronomie gewinnen an Bedeutung.
1900–1914 – Stil & Design
Einfluss von Jugendstil und Späthistorismus: neue Serviceformen, Reliefs und Dekore; stärkere Zusammenarbeit mit Entwerfern.
1918–1938 – Zwischenkriegszeit
Stabilisierung im neuen tschechoslowakischen Markt; Rationalisierung der Produktion, Export bleibt tragende Säule.
1939–1945 – Kriegsjahre
Umstellungen in Programm und Fertigung; Rohstoffknappheit und Reglementierungen prägen den Betrieb.
ab 1945 – Neuordnung
Verstaatlichung und Eingliederung in die staatliche Porzellanstruktur; Weiterführung des Standorts im Verbund der Karlsbader Werke.
1960er–1980er – Serien & Automatisierung
Ausbau automatisierter Prozesse; Großserien für Hotel/Gastro sowie Exportprogramme prägen das Profil.
1990er – Marktöffnung
Reorganisation unter Wettbewerbsdruck; Portfolio-Bereinigung, Re-Branding und neue Vertriebskanäle.
2000er – Kontinuität & Wandel
Marke/Standort in wechselnden Unternehmensstrukturen; Tradition des Neurohlauer Porzellans bleibt identitätsstiftend.

Bei den ersten Bränden hatten sie kein Glück. Durch die Ungeschicklichkeit eines Zimmermanns geriet der Ofen in Brand und das hineingegossene Wasser verdarb das Geschirr. Aber Paulus lies sich nicht entmutigen. Es wurde ein neuer grösserer Ofen aufgestellt und darin diesmal neben kleineren Sachen wie Kaffeeschalen, Zuckerdosen ein ganzes Tafelservice eingesetzt.

Ein neues Unheil stellte sich ein. Ein Sturmwind trieb Rauch und Flammen in den Ofen zurück und man musste ihn ausgehen lassen. Ein zweiter Brand wurde versucht. Aber dieses doppelte Brennen hielten die grossen Kapseln nicht aus, das kleinere Geschirr dagegen gelang vorzüglich. Paulus hatte aber auch mit Widerständen seiner Mitbürger zu kämpfen und zwar einmal wegen der angeblichen grossen Feuergefahr und dann wegen des zu grossen Verbrauches von Brennholz, der wie die braven Bürger fürchteten, den Preis desselben allzuhoch für die arme Bevölkerung hinauftreiben würde. Und das Kreisamt gab den beschwerdeführenden Magistrate recht! Nichtsdestotrotz kommt Paulus um Erhalt eines Privilegiums bittlich ein und übermittelt dazu in verschiedenen Grössen Kaffeekannen und Tassen, Milchtöpfchen, Zuckerdosen und Tabaksdosen und -köpfe.

Die Entscheidung der Behörden sowohl des Landesguberniums, als auch des Hof Kommerzien Rates war eine ungünstige; was die letztere Stelle anbelangt, so war dieselbe wohl von der Absicht geleitet, der Wiener Porzellanmanufaktur einen lästigen Mitbewerber vom Leib zu halten. Wegen dieser Abweisung, die auch der Sonntag Gesellschaft, der Nachfolgerin des Haberditzl’schen Unternehmens auf eine ähnliche Eingabe zuteil geworden war, löste sich diese auf, während Paulus rüstig weiter arbeitete, allerdings nur gemeines Geschirr erzeugend. Zumeist waren es Tabakspfeifen und auch diese nur aus einer Masse, die nicht genügend gereinigt war. Rauch und Ruß beim Brennen machten die Ware noch schlechter und häufig mißlang der Brand überhaupt. Rechtsstreitigkeiten taten das Übrige und so musste Paulus Tatkraft endlich erlahmen. Seine Unternehmungen kam 1799 zum Verkaufe.

Zeittafel – Haas & Czjzek (Nová Role / Neurohlau)

Jahr Ereignis
1792Gründung der Porzellanfabrik in Neurohlau (Nová Role).
frühes 19. Jh.Aufbau breiter Tafel-, Kaffee- und Teeservice-Programme.
Mitte 19. Jh.Modernisierung von Öfen & Masseaufbereitung; Rohstoffsicherheit.
1860–1880Exportausbau (Donaumonarchie, Deutschland, Übersee).
1890erMarkenprofil „H&C / Neurohlau“; Hotel- & Gastroserien gewinnen Gewicht.
1900–1914Stileinflüsse (Jugendstil); neue Formen, Reliefs, Dekore.
1918–1938Stabilisierung im tschechoslowakischen Markt; Rationalisierung.
1939–1945Kriegsbedingte Programm- & Produktionsumstellungen.
ab 1945Verstaatlichung; Eingliederung in das Netz der Karlsbader Werke.
1960er–1980erAutomatisierung; Großserien für Export & Gastro.
1990erReorganisation, Re-Branding, neue Vertriebskanäle.
2000erKontinuität des Standorts innerhalb wechselnder Strukturen.

Errichtet von der internationalen Handelsbank in Österreich in Wien und Ludwig Pröscholdt, Fabrikant in Dallwitz, und Camill Schwalb, Fabrikant in Fischern (bei Karlsbad). Die Statuten wurden am 12.3.1918 in Wien genehmigt. Der Zweck dieser Aktiengesellschaft war:
Die Errichtung, Erwerbung und Pachtung oder Verpachtung von Porzellan-, Glas-, Steingut- und Ziegelfabriken, von Ton- und Kaolinlagern, von Schlämmereien, Kaolin- und Kohlenwerken sowie überhaupt die Errichtung, Erwerb und Pachtung von Fabriksunternehmungen, die gleiche oder ähnliche Ware erzeugen und insbesondere sich mit Industrien befassen, die für die obgenannten Industrien als Hilfsindustrie in Betracht kommen.

Die Erzeugung und der gewerbsmäßige Ein- und Verkauf aller der Porzellan-, Glas- und Tonindustrie entstammenden Waren aller Art. Der Betrieb aller zur Förderung der sub a), b) angeführten Zwecke dienenden Handelsgeschäfte und Gewerbe, ferner die Erwerbung und Verwertung aller in diesem Produktions- und Handelszweige einschlägigen Patente, Lizenzen, Marken- und Musterrechte. Die Beteiligung an bereits bestehenden derartigen Unternehmungen und Erwerbung von Aktien oder Anteilscheinen derselben. Die Errichtung oder Erwerbung von Kantinen oder dergleichen der Erleichterung der Verpflegung von Personal und Arbeitern dienenden Anstalten. Sitz: Karlsbad. Aktienkapital: 10.000.000 K. (Oepiag – Österreichische Porzellanindustrie A.G.).

Die Käufer waren Frau Luise Greiner aus Gera im Vogtlande und ihre Kinder Moritz und Friederike, die schon in ihrer Heimat Porzellan erzeugt hatten. Sie bauten bessere Öfen und brachten eine bessere Ware zustande, aber sie befassten sich nur mit gewöhnlichem Kaffeegeschirr. Der Betrieb kam wieder ins Stocken, Rechtsstreitigkeiten, allerlei Verluste und die immerwährenden Kriege, verhinderten den Aufschwung.

Die Tochter Friedericke hatte der in Schlaggenwald ansässigen Arzt Georg Lippert geheiratet, und als Louise Greiner starb, kaufte er von den Erben die Fabrik um 8050 Gulden in Bankozetteln und trat mit dem Bergmeister Wenzel Haas in Gesellschaft. Damit kam der Aufschwung in den Betrieb; es gelang, geschickte Arbeiter aus Meißen heranzuziehen und die bisherigen Übelstände zu beseitigen. Am 14. Mai 1812 erhielt die Fabrik endlich die förmliche Landesbefugnis und am 4. Juli besuchte Kaiser Franz mit seiner Tochter Maria Louise das Unternehmen.

Nun ging es bald aufwärts, dass auf dem Hauptplätzen der damaligen Monarchie wie Wien, Prag, Brünn, Linz, Temesvar, Niederlagen errichtet und Ausstellungen wie die in Prag beschickt werden konnten. Die Fabrik erhielt die bronzene und später die silberne Medaille. So konnten die beiden Männer an ihrem Lebensabend stolz auf ihr Werk sehen.

Wenzel Haas übergab seinen Anteil an der Fabrik 1827 seinem Sohn August. Lippert wirkte bis 1840 in dem Unternehmen, in diesem Jahre trat sein Schwiegersohn, der Bergmeister Johann Möhling an seine Stelle. Eine Zeitlang arbeiteten die beiden zusammen, aber alsbald kam es zu Zerwürfnissen und Möhling verkaufte 1846 seinen Anteil an seinen Gesellschafter um 140.000 Gulden. Die Fabrik umfasste damals zehn Gebäude, drei Brennöfen und dreiundvierzig Dreherscheiben. Es waren 206 Arbeiter beschäftigt.

1867 übergab August Haas seine Fabrik an seinem Sohn Georg, den nachmaligen Freiherr Haas von Hasenfels und seinen Neffen Hans Czjzek, später Hans Czjzek Edler von Smidaich. Ausgerüstet mit reichen Fachkenntnissen und grosser Arbeitskraft brachten die beiden neuen Inhaber in vereintem, jahrzehntelangem Schaffen das Unternehmen durch Vergrösserungen und Verbesserungen auf technischem Gebiete, zu hervorragender Bedeutung und schliesslich selbst zu Weltruf. Die Fabrik Schlaggenwald wurde im Laufe der Jahre grösstenteils auf bessere Tafelserviceware umgestellt und besitzt 1925 zehn Rundöfen, einen Kobaltofen und beschäftigt nahezu 600 Arbeiter. Durch die Tatkraft der beiden Inhaber gelang es im Laufe der Jahre die Fabrikate nahezu auf allen Märkten der Weilt einzuführen. 1914 starb Georg Freiherr von Hasenfels, während Hans Czjzek Edler von Smidaich hochbetagt seinen Lebensabend in Wien verbrachte.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.