Horst Kerstan

Horst Kerstan – Kandern & Moderne Keramik

Zwischen Schwarzwald, Japan und der Tradition Richard Bampis – ein Leben für das Steinzeug

Biografie

Horst Kerstan (1941–2005) zählt zu den wichtigsten deutschen Studiokeramikern nach 1945. Auf der Frankfurter Messe 1958 lernte er den Künstler und Keramiker Richard Bampi kennen und wurde dessen Schüler.

Von 1959 bis 1962 absolvierte Kerstan eine Töpferlehre in Kandern. Anschließend ging er nach Italien und absolvierte ein Praktikum bei Bitossi Ceramiche in Montelupo Fiorentino bei Florenz, ehe ihn der bereits erkrankte Bampi 1963 zurückholte. Nach dem Tod seines Meisters 1965 erwarb Kerstan dessen Haus und Werkstatt in Kandern und machte sich 1967 nach der Meisterprüfung selbstständig.

1971 wurde er Mitglied der Académie internationale de la céramique in Genf, 1984 Mitglied der Gruppe 83. Bis 1993 bildete er Lehrlinge und Gesellen aus – zu seinen Schülern gehörten u. a. Jan Kollwitz und Uwe Löllmann.

Horst Kerstan war von 1966 bis 1986 in erster Ehe mit Waltraud Liebeneiner verheiratet, in zweiter Ehe von 1994 bis zu seinem Tod mit der Keramikerin Beatrix Sturm-Kerstan, die bis zu ihrem Tod 2023 im Böscherzenweg 3 in Kandern lebte und arbeitete.

Stil & Handschrift

Kerstans Gefäße sind von einer archaisch-modernen Spannung geprägt: strenge, klare Grundformen, belebt durch lebendige Glasuren. Er arbeitete vorwiegend mit hochgebranntem Steinzeug, experimentierte mit Asche- und Seladonglasuren und nutzte Gas- wie Holzbrand. Seine Werke oszillieren zwischen Gebrauch und Kunstobjekt, zwischen kontemplativer Ruhe und dynamischer Oberfläche.

Japanische Einflüsse

Entscheidende Impulse erhielt Kerstan durch Studienaufenthalte in Japan. Begegnungen mit Shōji Hamada und der Keramiktradition von Mashiko führten ihn zur Zen-buddhistischen Haltung: das Gefäß als Ausdruck von Einfachheit, Authentizität und Stille. Dieser Einfluss prägte seine Teekeramiken ebenso wie seine großformatigen Vasen.

Kandern – ein Zentrum der Keramik

Mit der Übernahme der Bampi-Werkstatt setzte Kerstan die Tradition des Kanderner Steinzeugs fort. Seine Werkstatt wurde zu einem Treffpunkt für Keramiker, Sammler und Studierende. Kandern erhielt dadurch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine neue internationale Ausstrahlung.

Bedeutung & Rezeption

Kerstan gewann zahlreiche internationale Preise, u. a. bei den Biennalen in Faenza, und ist in bedeutenden Sammlungen vertreten: Keramikmuseum Westerwald, Museum für Angewandte Kunst Köln, Museen in Japan und den USA. Sein Werk steht für die Verbindung von deutscher Steinzeugtradition und ostasiatischer Ästhetik. Bis heute sind seine Gefäße begehrte Sammlerobjekte.

Nach seinem Tod im Jahr 2005 führte Beatrix Sturm-Kerstan die Keramikwerkstatt bis 2023 weiter. Die dort gefertigten Gefäße – Becher, Teeschalen, Schüsseln, Platten, Schalen, Dosen und Vasen – entstanden frei auf der Drehschreibe. Verwendet wurde ein Steinzeugton aus dem Westerwald, der in der Kanderner Werkstatt eigenhändig aufbereitet wurde.

Weiterführend

Vertiefende Informationen zu zentralen Persönlichkeiten und Gruppen der deutschen Studiokeramik finden Sie hier:

➔ Zum Artikel „Richard Bampi“ ➔ Zum Artikel „Gruppe 83“

Marken – Horst Kerstan

Vier Signatur-Varianten aus Kandern

Horst Kerstan Marke
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