Kommunisten

Man muss sich die Arbeitsverhältnisse damals wohl so ähnlich vorstellen wie jetzt in China: Aus dem ländlichen Raum zugewanderte Arbeiter produzieren zu Hungerlöhnen Sachen, die sie sich selbst niemals leisten können. Sieht man die kunstvoll verzierten Porzellane von damals in den Museen, kann man sich kaum vorstellen, unter welchen Entbehrungen die edlen Stücke hergestellt wurden.

In der Zeit der Weimarer Republik besserten sich die Arbeitsbedingungen dank der Sozialgesetze zwar, aber die wirtschaftliche Lage der Fabriken hatte sich deutlich verschlechtert, weil im Ersten Weltkrieg die Absatzmärkte in Amerika, Süd-, Ost- und Nordeuropa größtenteils weggefallen waren. Eine hohe Arbeitslosigkeit war die Folge. Die Not und Verzweiflung nach der Weltwirtschaftskrise lässt sich an den Wahlergebnissen ablesen. Im November 1932, bei der letzten freien Reichstagswahl vor der Nazizeit, kam die Kommunistische Partei in Selb auf 30 Prozent der Stimmen, die SPD erreichte 18 Prozent, während Hitlers NSDAP auf 41 Prozent kam. Die Kommunisten errangen in jener Zeit in Selb bayernweit ihre besten Ergebnisse.

Bessere Arbeitsbedingungen

Albrecht Bald, der 1946 in Rehau geboren wurde, kennt die Arbeitsbedingungen der Porzelliner nicht nur aus seinen Forschungen, sondern auch aus Familienerzählungen. Sein Großvater war Modelleur, seine Großmutter arbeitete ebenfalls in der Fabrik. Der Großvater gehörte damit zur Porzelliner-Aristokratie, denn Modelleure und Maler hatten deutlich bessere Arbeitsbedingungen. Sie konnten es sich in den Hoch-Zeiten der Porzellanindustrie sogar leisten, montags blau zu machen. Im 19. Jahrhundert hat das der Fabrikherr toleriert. Nach dem Ersten Weltkrieg hätte man das aber als Vertragsbruch bewertet, erzählt Bald. Im Grunde waren mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs bereits die Zeiten der Hochkonjunktur in der Porzellanindustrie vorbei.

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