Margarete Heymann-Loebenstein – Gründerin der Haël-Werkstätten
Eine Pionierin der Bauhaus-Keramik: Avantgardistische Serien, mutige Farben und die Verbindung von Kunst & Industrie.
Einführung
Margarete Heymann-Loebenstein (1899–1990) war eine der bedeutendsten Keramikerinnen der Zwischenkriegszeit. Als Gründerin der Haël-Werkstätten Marwitz schuf sie avantgardistische Seriengeschirre im Geist des Bauhauses. Ihr Werk verbindet klare Geometrie mit kräftigen Glasuren – ein Brückenschlag zwischen Kunst und industrieller Produktion.
Biografie
Geboren am 10. August 1899 in Köln, studierte Margarete Heymann an den Kunstgewerbeschulen in Köln und Düsseldorf, später ab 1917 am Bauhaus in Weimar bei Lyonel Feininger, Gerhard Marcks und Walter Gropius. 1923 gründete sie zusammen mit ihrem Mann Gustav Loebenstein und dessen Bruder die Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik in Marwitz bei Velten.
Nach dem Tod ihres Mannes führte sie die Werkstätten erfolgreich allein weiter. Mit farbintensiven Dekoren, klarer Formensprache und modernen Serien fand ihre Keramik große Resonanz – auch international, mit Exporten bis nach England und in die USA.
1933 änderten sich ihre Lebensumstände dramatisch: Als jüdische Unternehmerin wurde sie unter dem NS-Regime entrechtet. 1934 mussten die Haël-Werkstätten schließen. Sie emigrierte nach England, wo sie in Staffordshire das Atelier „Greta Pottery“ gründete und später bei Minton arbeitete. Nach 1948 widmete sie sich verstärkt der Malerei.
Margarete Heymann-Loebenstein starb am 11. November 1990 in London.
Werk und Bedeutung
Die Keramiken der Haël-Werkstätten zeichnen sich durch geometrische Grundformen, kräftige Farbglasuren und eine für die 1920er-Jahre außergewöhnliche Modernität aus. Neben funktionalem Geschirr entstanden auch Zierkeramiken mit expressiven Dekoren.
Heute gelten ihre Entwürfe als Ikonen der Bauhaus-Keramik. Originale sind begehrte Sammlerobjekte und stehen für die weibliche Avantgarde der angewandten Kunst im 20. Jahrhundert.
Timeline – Margarete Heymann-Loebenstein
Wichtige Lebens- und Werkstationen der Keramikerin
Verwandte Themen – Bauhaus & Nachfolge
Zur Einordnung der Haël-Werkstätten und ihrer Nachfolger:
Marken – Haël-Werkstätten Marwitz (1923–1934)
Typische Bodenmarken der Haël-Werkstätten kennzeichnen Formserien und Dekore der 1920er-Jahre. Häufig in Kombination mit Dekor-/Formnummern und Exportstempeln. Für die Datierung stets Form, Glasur und Provenienz mitprüfen.
