Max Krehan und die Bauhaus-Töpferei Dornburg
Töpfermeister, Werkstattleiter und stiller Motor der Bauhaus-Keramik
Dornburg als Standort
Auf der Suche nach einem Standort für die Keramikwerkstatt des Bauhauses erfuhr Walter Gropius 1920 von dem alten Marstall in Dornburg. Das Gebäude nahe den Dornburger Schlössern stammt aus dem 18. Jahrhundert und war für die Nutzung als Töpferei hervorragend geeignet. Hier betrieb Max Krehan (1875–1925) bereits eine Keramikwerkstatt. Er war bereit, die handwerkliche Ausbildung der Bauhaus-Studenten zu übernehmen.
Krehan zur Seite stellte Gropius den Bildhauer Gerhard Marcks als Formmeister. Damit vereinten sich handwerkliches Können und künstlerische Leitung zu einem einzigartigen Ausbildungsmodell, das die Entwicklung der Bauhaus-Keramik entscheidend prägte.
Ausbildung und Schüler
Viele der bedeutendsten und für die Entwicklung der Keramik des 20. Jahrhunderts einflussreichsten Künstler absolvierten ihre Ausbildung bei Marcks und Krehan. Zu ihnen zählen Theodor Bogler, Wilhelm Löber, Marguerite Friedlaender, Lydia Driesch-Foucar, Franz Rudolf Wildenhain, Otto Lindig und Werner Burri. Bis zur Schließung des Bauhauses in Weimar 1925 entstand in Dornburg eine neue Gefäßästhetik von außergewöhnlichem Rang, in der Experiment und Tradition sich nicht ausschlossen.
Nach Krehan
Nach Krehans frühem Tod 1925 führte Otto Lindig die Werkstatt in Bauhaus-Tradition weiter. Am neuen Bauhaus-Standort in Dessau wurde keine Keramikwerkstatt mehr eingerichtet, da sich das Bauhaus stärker der industriellen Produktion zuwandte. Dornburg blieb jedoch bestehen und wurde nach 1949 von der Familie Körting übernommen, die dort bis heute töpfert.
Das Bauhaus-Erbe vor Ort
Die Dornburger Töpferei ist heute die letzte noch am originalen Ort erhaltene Werkstatt des Bauhauses. Besucher erleben hier das Schaffen und Leben der Bauhäusler hautnah. Originale Arbeitsgeräte wie die Gipsdrehscheibe, an der Bogler und Lindig ihre designprägenden Modelle schufen, bieten einen einzigartigen Einblick in die Arbeitsweise. Im modernen Anbau werden Werke gezeigt, die hier entstanden sind, und die Geschichte der Werkstatt wird umfassend dokumentiert.

