A. Schmidt, Lehmann & Co. – Ofenfabrik in Velten
Eine der bedeutendsten Ofenfabriken der „Ofenstadt Velten“ – gegründet 1872
Gründung & Entwicklung
Die Firma A. Schmidt, Lehmann & Co. wurde 1872 in Velten, Brandenburg gegründet. Sie entwickelte sich rasch zu einem der größten Hersteller von Ofenkacheln und Baukeramik im Deutschen Kaiserreich. Velten wurde durch die Konzentration dieser Betriebe bald als „Ofenstadt“ bekannt.
1899 entstand das repräsentative Hauptgebäude in der Wilhelmstraße – ein imposanter Ziegelbau mit Satteldach, Fabrikhallen, Kesselhaus, Schornstein und Nebengebäuden. Das gesamte Ensemble ist heute denkmalgeschützt.
Bedeutung in der Ofenstadt Velten
Um 1894 erreichte Velten den Höhepunkt seiner industriellen Entwicklung: 34 Ofenfabriken produzierten gleichzeitig. A. Schmidt, Lehmann & Co. zählte zu den bedeutendsten. Mehr als 2.000 Beschäftigte arbeiteten damals in der Branche, die überwiegend für Berlin produzierte – jede Mietskaserne war mit mindestens einem Kachelofen ausgestattet.
Die Fabrik war zudem Gründungsmitglied des Verbandes der Veltener Ofenfabriken und spielte eine tragende Rolle bei der Organisation und Normierung der Industrie.
Galerie – Fabrikgebäude A. Schmidt, Lehmann & Co.
In der folgenden Galerie sehen Sie historische und aktuelle Aufnahmen des Fabrikgebäudes von A. Schmidt, Lehmann & Co. in Velten. Sie vermitteln einen Eindruck von der Architektur, den Produktionsstätten und der kulturhistorischen Bedeutung des Ensembles.
Produkte & Marken
- Kachelgrundofen Typ G
- Kachelherd Typ H
- Kachelwarmluftofen Typ W
Neben den Serienmodellen produzierte die Firma zahlreiche Sonderanfertigungen. Teilweise waren diese Öfen mit kunstvoll gestalteten Reliefkacheln ausgestattet. Zudem stellte man Werbekeramik und Souvenirs her – z. B. ein bemalter Aschenbecher um 1900, der heute in Museen erhalten ist.
Exportmärkte
Die Produkte von Schmidt, Lehmann & Co. wurden weltweit exportiert: Skandinavien, Russland, Westeuropa und Nordamerika gehörten zu den wichtigsten Absatzmärkten. Veltener Kachelöfen galten als Qualitätsprodukte und waren international gefragt.
Ofen- und Keramikmuseum Velten
Seit dem 6. Juli 1994 ist das historische Fabrikgebäude Sitz des Ofen- und Keramikmuseums Velten (OKM). Auf rund 900 m² Ausstellungsfläche werden hier gezeigt:
- über 4.000 Ofenkacheln, Ofenteile und Modelle (16.–20. Jahrhundert)
- rund 2.000 dekorative und funktionale Keramiken
- Musterbücher, Fotos und Archivalien
Das Museum ist Ausgangspunkt der Deutschen Tonstraße und dokumentiert die Geschichte der Ofenindustrie bis in die Gegenwart.
Das Unternehmen heute
Bis etwa 2016 wurden im Werk noch Ofenkacheln produziert. 2018 übernahm der Museumsverein das Ensemble für rund 1,4 Mio. Euro, um es langfristig als Kulturdenkmal zu sichern.
Heute besteht die Firma als A. Schmidt, Lehmann & Co. GmbH fort. Geschäftsführer ist Rolf Schmidt. Das Unternehmen verbindet Tradition mit modernen Lösungen in der Bau- und Ofenkeramik.
Velten – die Ofenstadt
1894 arbeiteten hier 34 Ofenfabriken – Zentrum der deutschen Ofenkachelindustrie
Gründe für den Aufstieg
Velten entwickelte sich im 19. Jahrhundert zur Ofenstadt. Hauptgründe waren die reichhaltigen Tonlagerstätten der Region, die sich durch ihre hohe Qualität und Feuerfestigkeit besonders für die Herstellung von Ofenkacheln eigneten. Hinzu kam die unmittelbare Nähe zur Hauptstadt Berlin, wo durch das starke Bevölkerungswachstum ein enormer Bedarf an Kachelöfen entstand. Jedes Berliner Wohnhaus war mit mindestens einem Kachelofen ausgestattet – und die meisten stammten aus Velten.
Ofenfabriken in Velten
Im Jahr 1894 erreichte die Veltener Ofenindustrie ihren Höhepunkt: 34 Fabriken waren in Betrieb und beschäftigten über 2.000 Arbeiter. Zu den wichtigsten Herstellern gehörten:
- A. Schmidt, Lehmann & Co. (gegründet 1872, mit repräsentativem Hauptgebäude von 1899, heute Museum)
- C. Kellermann & Co.
- Max Biegon & Co.
- Gebrüder Urmersbach
- H. Müller & Söhne
- Wilhelm Schmidt & Co.
- Buchwald & Co.
- Gebr. Hille
- F. W. Fiedler
- F. W. Wichmann
- Julius Nitzsche
- H. W. Meyer
Daneben existierten viele kleinere Betriebe, die teilweise nur regional tätig waren, aber in der Summe zum Ruf Veltens als „Ofenstadt“ beitrugen.
Exportmärkte
Die Kachelöfen aus Velten fanden nicht nur in Berlin und Brandenburg Absatz. Viele Fabriken exportierten ihre Produkte nach Skandinavien, Russland, Westeuropa und Nordamerika. Veltener Kachelöfen galten international als Qualitätsprodukte und wurden in großbürgerlichen Wohnungen ebenso eingebaut wie in öffentlichen Gebäuden.
Bedeutung & Nachwirkung
Velten erlangte durch die Konzentration von 34 Ofenfabriken den Beinamen „Ofenstadt“. Bis heute erinnert das Ofen- und Keramikmuseum Velten an diese Ära. Es befindet sich im ehemaligen Fabrikgebäude von A. Schmidt, Lehmann & Co. und dokumentiert die Geschichte der Tonwarenindustrie und Ofenkacheln vom 16. bis ins 20. Jahrhundert.