Werkstatt Hohlt – Otto, Albrecht & Görge Hohlt
Katzbach am Inn · Nachkriegs-Studiokeramik zwischen Baukeramik, Gefäßkunst und Glasur-Experiment
Otto Hohlt (1889–1960)
1889 in St. Domingo (Westindien) geboren, Jugend in Norddeutschland. Abitur in Hannover. Ausbildung an der Kunstgewerbeschule München (bei Debschütz), danach Akademie München (Malerei bei Franz von Stuck). Studienreisen nach Italien, Frankreich, England, Ungarn.
Nach 1945 Gründung der Werkstatt Hohlt in Katzbach a. Inn mit den Söhnen Albrecht und Görge. Ausführung einer ca. 5 m hohen Keramikwand im Rathaus Hildesheim. 1960 am 1. Februar in Katzbach verstorben.
Arbeitsauffassung & Technik
Otto Hohlt strebte eine Synthese von ausgefeilter Technik und „bäuerlicher“ Bodenständigkeit an: figürliche Plastiken, Reliefplatten und Gefäße. Er arbeitete vor allem plastisch; das Drehen auf der Scheibe blieb Versuch. Glanzpunkt waren Gartenvasen und Pflanzkübel. Anfangs spielte Glasur eine untergeordnete Rolle, später setzte er sparsam Farbe auch auf Reliefs und Gefäße ein. Schamottiertes Steinzeug brannte er überwiegend bei 1200–1300 °C.
Albrecht Hohlt (1928–1960)
1928 in München geboren. Abitur am Landeserziehungsheim Marquartstein. 1946 Mitarbeit beim Aufbau der Werkstatt Hohlt. 1951 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, Bildhauerklasse (Toni Stadler); Gesellenprüfung bei Franz Eska. 1952 Italienreise, Aufenthalt an der Côte d’Azur. 1960 am 30. Dezember in Freiburg i. Br. gestorben.
Profil
„Sensibler Dreher“: Gefäße entstanden unmittelbar auf der Scheibe, klarer Formwille, reduzierte Proportionen. Frühe Experimente mit Reduktionsbrand („Scharffeuer-Reduktion“); Anerkennung für die dunkle Ochsenblut-Glasur. Brennkurve: zunächst rötliches Steinzeug (1250 °C), ab 1955 weißer Scherben (1300–1350 °C), 1957–1960 auch handgedrehtes Porzellan (bis 1400 °C).
Görge Hohlt (1930–2022)
1930 in München geboren. 1949 Abitur und Mitarbeit beim Aufbau der Werkstatt. 1952 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München; 1953 Gesellenprüfung. 1956–1959 Ingenieurschule Höhr-Grenzhausen; 1959 Examen als Keramingingenieur. 1965 Übernahme der Werkstatt Hohlt, Katzbach.
Entwicklung & Glasuren
Bewahrte zunächst Stil & Technik der Werkstatt, erweiterte aber bald: ab 1965 Kristallglasuren; in den 1970er Jahren Ascheglasuren. Plastische Arbeiten, Reliefplatten, weich-abstrakte, gerundete Formen.
Lebensende
2022 verstarb Görge Hohlt. Mit ihm endet die direkte künstlerische Linie der Werkstatt Hohlt, deren Werke heute in Sammlungen und Museen bewahrt werden.
Zeitleiste
- 1889
Geburt Otto Hohlt (St. Domingo)
- 1928
Geburt Albrecht Hohlt (München)
- 1930
Geburt Görge Hohlt (München)
- 1945
Gründung der Werkstatt in Katzbach am Inn
- 1960
Tod von Otto und Albrecht Hohlt
- 1965
Görge übernimmt Werkstatt · Beginn Kristallglasuren
- 1970er
Ascheglasuren und organische Formen
- 2022
Tod von Görge Hohlt · Ende der direkten Werkstatttradition
- Heute
Arbeiten der Familie Hohlt in Museen & Sammlungen vertreten
Bodenmarken – Werkstatt Hohlt
Typische Bodenmarken der Werkstatt Hohlt, verwendet von Otto, Albrecht und Görge Hohlt in Katzbach am Inn. Erkennbar ist oft die charakteristische Katze über Wellenlinien.



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