Gründung & Industrialisierung
1890 gründete Julius Griesbach die Porzellanfabrik in Cortendorf (heute Stadtteil von Coburg), im Umfeld der Familie Hermann, die später die berühmten Hermann-Teddybären herstellte. Die Fabrik konnte neben Porzellan auch andere Materialien verarbeiten und produzierte zunächst überwiegend Haushaltsartikel aus Steingut. Beliebt waren vor allem Kaffee- und Teekannen in Tierform, die unmarkiert an das US-Unternehmen Ebeling & Reuss in Philadelphia geliefert wurden.
Bereits 1891 setzte unter Griesbach eine Expansion ein, die bis 1914 in den Bau einer modernen Fabrikanlage mündete.
Neue Sachlichkeit & Bauhausstil
Zwischen 1923 und 1937 wurde das Werk unter Architekt Richard Teufel im Stil der Neuen Sachlichkeit umgebaut und erweitert. Damit erhielt die Fabrik ihre bis heute prägende Bauhausarchitektur.
Produkte, Design & Moderne Höhe
Nach dem Tod Johannes Griesbachs übernahm seine Frau Gertraude die Leitung. 1934 beschäftigte die Fabrik bereits 170 Menschen. Besonders zwischen 1955 und 1960 erlangten die dekorativen Wandmasken große Popularität in Deutschland. Gleichzeitig entstanden innovative Serien für den Export.
1958 erhielt Cortendorf den iF Design Award für die Auflaufformserie „Brilliant“. 1959 folgten weitere Auszeichnungen für die Kasserolle „9571a“, eine Dessertschale sowie die Schüsseln „9578“ und „9580“.
Um 1963 wurde eine Serie im beliebten „Teak-Stil“ vorgestellt, gefertigt bei Achental-Keramik in Staudach-Grassau, doch Konzept, Design und Markenzeichen („RS“ mit Krone) stammten vom Studio Raumschmuck Dr. Irmgard Fenner, das familiär mit den Griesbachs verbunden war.
Niedergang & Übernahme
1960 beschädigte ein Brand Teile der Fabrik, der Betrieb konnte jedoch weiterlaufen. In den folgenden Jahren nahmen jedoch Konkurrenzdruck und wirtschaftliche Probleme zu.
1973 erfolgte schließlich die Übernahme durch die Firma W. Goebel aus Rödental. Die Eigenproduktion der Cortendorfer Manufaktur endete damit.
Heute: Kulturfabrik
Nach Jahrzehnten wechselnder Nutzung wurde das Gelände 2021 von Hans-Peter Langsch erworben. Seit 2022 dient es als Atelierhaus und kulturelles Zentrum. Mit den Coburger Designtagen (erstmals 2023) wird die industrielle Vergangenheit des Areals neu belebt.
Zeitleiste
1890–1891
Gründung durch Julius Griesbach, erste Expansion.
1923–1937
Werkumbau im Bauhausstil durch Richard Teufel.
1934
170 Beschäftigte; Leitung durch Gertraude Griesbach.
1955–1960
Wandmasken-Boom; internationale Popularität.
1958–1959
Mehrere iF-Design Awards (Serie „Brilliant“, Kasserolle, Schüsseln).
1963
Serie im „Teak-Stil“; Kooperation mit Achental-Keramik und Dr. Irmgard Fenner.
1973
Übernahme durch W. Goebel; Ende der Eigenproduktion.
2021–2023
Umwandlung zur Kulturfabrik; erste Coburger Designtage.