Porzellanfabrik Grossbreitenbacher

Die älteste Grossbreitenbacher Porzellanfabrik

Die Geschichte der thüringerischen Porzellanindustrie ist für alle Zeiten mit dem Namen zweiter Männer verbunden: Gotthelf Greiner und Georg Heinrich Macheleid. Zu Limbach der eine, zu Sitzendorf der andere, haben sie das Problem der Herstellung von Hartporzellan unabhängig von Meissen und der Entdeckung Böttgers nochmals und selbstständig gelöst; ihre Anregungen und unablässigen ‚Bemühungen war es zu verdanken, dass in einem Zeitraum von knapp 40 Jahren – seit 1760 – nicht weniger als zwölf Manufakturen entstanden sind. Greiner vorallem, dem unermüdlichen tätigen Manne gebürt das Verdienst die Grundlagen dafür geschaffen zu haben, dass eine Gegend, deren Bevölkerung in den kleinen Waldorten in dürftigen Verhältnissen lebte, heute der Sitz einer blühenden Industrie geworden ist, die Tausenden von Familien Brot und Auskommen verschafft.

Auch Grossbreitenbach, das in der historischen Reihenfolge der Gründungen an achter Stelle steht, hat sein Dasein diesem Manne zu verdanken, obzwar er die Porzellanfabrik dort nicht selbst gegründet hat. Das geschah vielmehr durch den Kammerjunker Major Anton Friedrich Wilhelm Ernst von Hopfgarten. Aber dieser erste Betrieb scheint über die Anfangsstadien der Fabrikation nicht hinausgekommen zu sein, trotz der günstigen Konzessionsbedingungen die dem Kammerherrn von seiten der Regierung zugebilligt worden waren. Wie Professor Dr. Stieda in seinen Studien über die Anfänge der Porzellanfabrikation auf dem Thüringer Walde mitteilt, erhielt so die Fabrik als solche Schriftsässigkeit und ihre Arbeiter waren von Wachen, Frondiensten und Personalsteuer befreit. Für den Bedarf seiner Arbeiter durfte der Unternehmer schlachten, backen und brauen. Aus den Domanialwäldern des Gehringer Bezirkes wurde ihm zu dem gewöhnlichen Preis Holz in genügender Menge zur Verfügung gestellt. Gerade diese letzterwähnte Vergünstigung war es, die über das Schicksal der Fabrik entscheiden sollte.

Hopfgarten war nach wenigen Jahren des Laborierens müde geworden und am 6. März 1782 ging das Geschäft samt Haus, Feld und allen Rechten und Pertinenzien für 4000 Rtr. – wie die Chronik sagt – in den Besitz des Hofkommissärs Gotthelf Greiner über, der damals Besitzer der Glashütte zu Alsbach und der Porzellanfabrik Limbach war. Aber die Produktion dort hatte unter Holzversorgungsschwierigkeiten zu leiden, so dass mehr Aufträge der Abnehmer vorlagen, als Fertigware gebrannt werden konnte. Auf das Drängen seines Sohnes Friedemann hin, der auf die Vorzüge der Holzbeschaffung in Grossbreitenbach hinwies, entschloss sich Greiner zur Übernahme der Hopfgartenschen Unternehmung. Nun kam Leben in die Sache. Der ganze Betrieb wurde neu eingerichtet und eine Konzession, noch günstiger als die des Vorgängers zu Sondershausen erworben.

Der alte Greiner selbst überwachte die Neuorganisation. Dann übernahm sein Sohn Friedemann die Geschäftsführung und bei seiner Verheiratung, ein Jahr darauf, wurde ihm die Fabrik von seinem Vater ganz übergeben. Durch seine geschäftliche Tüchtigkeit gelangte das Unternehmen bald Ansehen. 1787 wurden über 20 Arbeiter beschäftigt, darunter 6 Blaumaler und ein Bossierer. In engster Arbeitsgemeinschaft fabrizierten Limbach und Grossbreitenbach um die Wette. Daraus erklärt sich auch, wie schwer es ist, die noch erhaltenen frühen Erzeugnisse beider Manufakturen auseinander zu halten. Denn diese wurden in der gleichen Weise durch ein gekreuztes doppeltes L gemarkt, an dessen Stelle 1788 das bekannte Kleeblat trat.

Doch ist wahrscheinlich, dass die frühe Buntware mit diesen Zeichen aus Limbach, die Blauware dagegen aus Grossbreitenbach stammt. Trotzdem also die Fabrik nur weisse und blaue Ware anfertigte, wie eine Notiz von 1812 besagt, gingen die Erzeugnisse bis weit nach Hamburg, Lübeck und der Schweiz. Wie gross der Umfang der Produktion gewesen sein muss, kann man am besten aus dem Holzverbrauch ersehen, der im Jahre 1795 nicht weniger als 1000 – 1100 Klafter Holz betrug. Ein Inventurverzeichnis vom Jahre 1828 gibt allein den Wert des Warenvorrats in der Höhe von 11.855 fl. an. Angefertigt wurden die üblichen Kaffee-, Milch-, und Teegeschirre, daneben aber auch Figuren, Vasen, Heiligenartikel, Tabaksdosen und Pfeifenköpfe. Besonders erwähnt in dem genannten Verzeichnis werden noch bunte Vasen, Potpourris, Weinbecher, Krüge und Apothekerbüchsen.

Um die Jahrhundertwende hatte also auch die farbige Verzierungsweise in Grossbreitenbach Aufnahme gefunden; bunte Blumen, farbige und Purpurlandschaften bildeten die Hauptdekors. In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts waren in der Fabrik 200 Menschen beschäftigt und die 1854 ausbezahlten Löhne erreichten die stattliche Höhe von 22.000 Talern. Nach der Schweiz, Holland, England, Dänemark selbst bis nach Amerika gingen die Erzeugnisse. Aber die Generationenfolge der Greiner konnte sich nicht auf der stolzen Höhe behaupten. Wohl hatten Johann Friedemann seine Erfolge den Titel eines Kommerzienrates eingetragen, wohl war Ansehen und Tätigkeit der Fabrik anfänglich mächtig gestiegen, so dass zu den von Hopfgarten übernommenen Grundstücken noch ein riesiger Wald von mehr als zehn km Länge hinzu gekauft werden konnte. Aber unter den Enkeln brach der stolze Familienbesitz zusammen. 1854 erreichte das Auslandsgeschäft allein eine Umsatzhöhe von 23.000 Talern.

Bereits 15 Jahre später war die Fabrik in Konkurs geraten und wurde von Herrn Hermann Bühl ersteigert. Ihm und seinen Söhnen gelang es, das alte Ansehen des Unternehmens wieder herzustellen.. Heute weist der Fabrikkatalog neben den althergebrachten Pfeifenköpfen und Salbenkruken, eine umfängliche neuzeitliche Warenproduktion auf. Auch eine Kunstabteilung ist ausgebaut worden. Die alte Blauware der Grossbreitenbacher Tradition spielt noch immer ihre gewichtige Rolle, wenn auch in veränderter Form. Der Kobalt nämlich wird dort wie ehemals in zwei Holzöfen gebrannt und erhält so den besonders schönen Glanz. Diese Kobaltware bildet den Ruhm der Firma, die alles aufbietet, um das Werk würdig im Sinn des einstigen Gründers zu erhalten und fortzuführen.

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