Porzellanfabrik Dürrbeck & Ruckdäschel – Weißenstadt
Kurzporträt der Weißenstädter Porzellanproduktion (1920–1962): Gründung, Programm, Export, Marken und Schließung.
Die Porzellanfabrik Dürrbeck & Ruckdäschel wurde um 1920 in Weißenstadt (Fichtelgebirge) von Christian Dürrbeck und Heinrich Ruckdäschel gegründet. Das Werk spezialisierte sich auf Haushalts- und Geschenkporzellan und erzielte schon früh Absatz im In- und Ausland. Um 1930 beschäftigte das Unternehmen rund 120 Mitarbeitende.
Bis Mitte der 1950er-Jahre lief der Betrieb stabil. Danach führten u. a. Programm- und Designfehler sowie Managementprobleme zu einer anhaltenden Krise. 1962 wurde die Fabrik geschlossen.
Produkte & Marken
Neben klassischem Haushalts- und Tafelporzellan produzierte die Fabrik zeitweise auch elektrotechnisches Porzellan, das insbesondere in den 1930er-Jahren eine Marktnische darstellte. Damit stand Weißenstadt im Kontext anderer mittelfränkischer und oberfränkischer Werke, die neben Gebrauchsporzellan auch auf technische Produkte setzten.
In Bezug auf Marken nutzte das Werk unterschiedliche „Bavaria“-Stempel, teils mit Krone. Zudem wurden Eintragungen im RWZR (Reichsmarkenregister) ab etwa 1928/1933 dokumentiert. Diese Markenvarianten sind heute ein wichtiges Indiz für die Datierung und Echtheitsprüfung von Sammlerstücken.
Hinweise auf eine direkte Einbindung in NS-Propaganda oder Enteignung konnten bislang nicht nachgewiesen werden – im Gegensatz zu größeren Manufakturen jener Zeit. Der Betrieb scheint über die Kriegsjahre als regionales Privatunternehmen weitergeführt worden zu sein.
Fakten in Kürze
- Standort: Weißenstadt (Fichtelgebirge, Bayern)
- Gründung: ca. 1920 (Dürrbeck & Ruckdäschel)
- Programm: Alltags- und Tafelporzellan, Geschenkartikel, teils elektrotechnisches Porzellan
- Beschäftigte: ca. 120 (um 1930)
- Marken/Bodenmarken: verschiedene „Bavaria“-Stempel (u. a. mit Krone); RWZR-Eintragungen ab 1928/1933
- Export: Inland & Ausland (Europa/Übersee)
- Schließung: 1962
Hinweis für Sammler: Wertrelevanz steigt mit vollständigen Services, gut erhaltenen Dekoren und dokumentierten Bodenmarken. Besonders gefragt sind Stücke mit den „Bavaria“-Stempeln aus den 1920er/30er Jahren. Originalkartonagen oder Katalogmaterial aus den 1930er–1950er Jahren unterstützen die historische Einordnung erheblich.
➔ Porzellantradition in der Nachbarstadt Kirchenlamitz
Nur wenige Kilometer von Weißenstadt entfernt entwickelte sich in Kirchenlamitz eine ebenso bedeutende Porzellangeschichte. Neben der großen Porzellanfabrik Winterling prägte besonders die Manufaktur Rudolf Wächter die regionale Entwicklung.
Beide Betriebe verdeutlichen die enge Verzahnung der oberfränkischen Porzellanstädte – von Weißenstadt bis Kirchenlamitz zog sich ein Netz kreativer und industrieller Standorte, die zusammen die Porzellanregion Fichtelgebirge prägten.