Porzellanindustrie Kronach

Schaulade 1929

Geschichtliches: Kronach teilte lange Jahre das Schicksal aller Dornröschenschläfer, ist aber nun erwacht und glaubt ein Recht darauf zu haben, dass es nach dem Dichterwort behandelt wird: „Nennt man die ersten Namen, wird auch der meine genannt. In und um Kronach hat die Porzellanfabrikation seit langen Jahren eine bleibende und gute Pflegestätte. Der älteren Generation werden die Pfeifenköpfe von „Ohnemüller“, Küps, noch ebenso bekannt sein wie die Biskuit-Puppenköpfe von Gebrüder Kühnlenz, Kronach, die Jüngeren verstehen sich besser auf Rosenthal Porzellan, auf Edelstein-Fabrikate und auf das elektrotechnische Porzellan, das heute die Kronacher Gegend verlässt und in der ganzen Welt hochgeschätzt wird.

Rosenthal Kronach

Das Werk Kronach der Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & CO. A.-G. ist eine Gründung der Herren Philipp Rosenthal und Karl Maria Bauer, der sich 1896 mit Herrn Wilhelm Rosenthal zusammentat und in Kronach eine Porzellanfabrik gründete. Am 15. November 1897 wurde der Betrieb mit zwei Brennöfen eröffnet: die 200 Arbeiter starke Belegschaft stellte Gebrauchsgeschirr her mit der ältesten Marke (R. C.) der Rosenthal & CO. A.-G. Damit war der Kunstsinn Bauers nicht zufrieden. Ohne Unterlass betrieb er Versuche, das feinste und dünnste Porzellan herauszubringen, und hatte damit wohl künstlerische Erfolge: Vasen, mit Frauengestalten, marmorähnliche Objekte, aber keinen wirtschaftlichen Erfolg.

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Da griff Philipp Rosenthal ein. Ein dritter Ofen wurde errichtet, die Belegschaft stieg auf über 300 Mitarbeiter, und nun begann die Herstellung der weltberühmten Kunst- und Zierporzellane, die kaum auf einer festlich vornehmen Tafel fehlten. Als das Werk Kronach 1901 in Paris und Petersburg bei Ausstellungen die Goldene Medaille erhielt, war sein Weltruf stets begründet, auch für die feuerfesten Kochgeschirre. Das Werk Kronach hatte 1929 in Betrieb: drei Brennöfen, einen Kiesofen und zwei Muffelöfen; es ist stets vollbeschäftigt und hat in vielen Länder Europas Niederlagen.

Auf der Bahnstrecke München-Berlin fällt dem Reisenden bei Küps ein langgestreckter gelber Bau auf. Wer in den letzten 10 Jahren öfters die Strecke fuhr, erinnert sich vielleicht, dass dort früher ein anderes Gebäude stand, eine alte Porzellanfabrik aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die Fabrik der Porzellan-Pfeifenköpfe. Diese Fabrik ging später in den Besitz des Herrn Edelstein, Berlin über, brannte im Jahre 1921 ab und wurde dann in dem heutigen (1929) wieder aufgebaut.

Edelstein A.-G

Die Edelstein A.-G. verfügt heute über sechs Brennöfen; die Belegschaft von mehr als 600 Mitarbeiter fertigt Gebrauchsgeschirre, welche sich in wenigen Jahren den deutschen Markt eroberten und einen erfolgreichen Zug in die Welt angetreten haben. In der Hauptsache werden als Marke feine Tafel-, Kaffee-, Tee-, Mokka-, Kinderser- vice, Vasen, Ziervasen und sonstige Gebrauchsgegenstände hergestellt für alle Länder der Erde, in Form und Schmuck dem Geschmack der Bewohner Rechnung tragend. Eine Besonderheit sind die Platzteller, die in Amerika die grosse Mode bilden. Jeder Teller ist von anderen verschieden, da zwei gleiche Teller nicht auf einer Tafel erscheinen dürfen. Der Versand nach Amerika ist sehr gross, nicht geringer aber auch der nach den übrigen Weltteilen.

Im Jahre 1884 wurde mit zwei kleinen Brennöfen der Betrieb der Porzellanfabrik Gebrüder Kühnlenz am Ufer des Kronachflusses begonnen. Zehn lange Jahre fertigte die Firma aus sogenannten Biskuitporzellan Puppenköpfe, grosse und kleine, mit hellen blauen Augen, mit festen Haaren und roten Backen. Als die Porzellanpup- penköpfe aus der Mode kamen, verstanden es die Gebrüder Kühnlenz glänzend, statt sich verdrängen zu lassen, sich umzustellen, obwohl man den Ausdruck damals noch nicht kannte. Man verlegte sich auf die Herstellung elektrotechnischer Porzellane, vergrösserte das Werk, und etwa seit Kriegsende 1918 wird in vier grossen Öfen nur der Elektrotechnik gedient.

Hergestellt werden Hochspannungs- und Niederspannung- sisolatoren in Präzisionsausführung. Das Fabrikzeichen ist (K mit Halbkreis) bekannt geworden und zu finden auf Spezialitäten, die für die führenden Weltfirmen der Elektrizitätsversorgung nach besonderen Modellen als Leerporzellan hergestellt, und fertig montiert Weltreisen antreten. Die Belegschaft von 270 bis 300 Mitarbeiter fertigt ein Drittel der Produktion direkt für das Ausland, von den verbleibenden zwei Dritteln geht nach erfolgter Montage wiederum die Hälfte nach Übersee.

Im Jahre 1912 ließen sich durch den verstorbenen Langtagsabgeordneten „OFEL“ auf brachliegenden Werke aufmerksam gemacht, die Herren Viktor Stockhardt und Johannes Schmidt-Eckert in Kronach nieder, erwarben die ehemalige „Neue Kronacher Porzellanfabrik“ und gründeten unter der Firma „Kronacher Porzellanfabrik Stockhardt & Schmidt-Eckert“ eine Fabrikation elektrotechnischer Porzellane. Mit zwei Öfen wurde der Betrieb eröffnet, 1913 wurden drei weitere gebaut und eine eigene Engeriequelle erschlossen. Vor und während des I. Weltkrieges wurde Niederspannungsporzellan hergestellt, 1918 auch die Fabrikation von Hochspannung- sisolatoren aufgenommen. Ein Wunder der Technik ist das Prüffeld für eine Spannung von 200.000 Volt, das die Firma in die Lage versetzte, auf dem Gebiete der Hochspannungsisolatoren zu Weltruf zu gelangen.

Im Jahre 1917 erwarb die Firma eine weitere Kronacher Porzellanfabrik mit zwei Öfen, baute 1920 einen dritten dazu und fertigt in diesen Werk Gebrauchsgeschirre und vor allen Dingen dekorierte Beleuchtungskörper, die man überall in der Welt findet, soweit die elektrische Lampe vorgedrungen ist. Mit einer Belegschaft von ca. 500 Mitarbeiter zählt Stockhardt & Schmidt-Eckert zu den grössten Porzellanfabriken Oberfrankens. Ihre Marke ist (geschwungenes S + E).

Wer bisher aufmerksam gefolgt ist, wird bereits 1700 Mitarbeiter als Arbeiter für die Porzellanindustrie gezählt haben und denken, dass in Kronach mit seinen 6200 Einwohnern lauter „Porzelliner“ wohnen; aber das stimmt nicht. Die Stadt Kronach stellt zu den Belegschaften die wenigsten Arbeiter; diese wohnen vielmehr im Frankenwalde, wo es weitere Porzellanfabriken gibt. Damit ist aber die Arbeitsgelegenheit nicht erschöpft. Der Frankenwald liefert Holz für Flößer, Händler, Sägen; er liefert Sandsteine, die rühmlichst bekannt sind und aus denen u. a. erbaut wurden: Das Deutsche Reichstagsgebäude in Berlin, das Haus des Norddeutschen Lloyd in Bremen, das Neue Schauspielhaus Stuttgart, die Sendlinger Pfarrkirche in München, das Schloss Herren-Chiemsee. Ausserdem gibt es im Frankenwald Marmor, Hartstein für Schotter, und 80% aller in Deutschland gebrauchten Schiefertafeln stammen aus dem Frankenwald.

Der Quarzsand gibt Rohmaterial für Porzellan, Schaumweinflaschen (Stockheim) und Medizingläser (Steinbach am Wald). Die Eisenindustrie fertigt Holzschleifmaschinen, Matrizen für Porzellan, Elektroartikel, die B.E.L.G. besorgt elektrischen Strom, Öle und Fette (Marke Argon) Franz Voitländer. Den ältesten Industriezweig bildet die Korbflechterei, die wirkliche Kunstwerke hervorbringt und zur Zeit namentlich für Hotel-Vorhallen und den Hausbedarf nach England liefert. Gerbereien sorgen für die Schuhfabriken, und in grossen Betrieben fertigt man Holzriemenscheiben, Stühle, Leitern, Handwagen, Kontorstühle, Koffer, Wurstwaren, Zuckergebäck, Zigarren, sogar Heilmittel. Zwei Kohlenzechen liegen zur Zeit still. Gross ist die Brauindustrie ( 11 Brauereien), und gut steht es um Gutenbergs Zunft.

Wo soviel gearbeitet wird, gibt es auch Vergnügnungsstätten und Erfrischung- shäuser. Kronach hat Hotels und Gastwirtschaften für alle Ansprüche, auch historische Stätten (Geburtshaus Lukas Cranachs, Wohnhaus Napoleons usw.), Kaffeehäuser nach Grossstadtgeschmack, die Festungswirtschaft, die Zollschere und die Hofwiese, wo Jahr für Jahr Schützenfest gefeiert wird.

Quelle Schaulade 1929

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Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.