Porzellanindustrie Kronach

Porzellanindustrie in Kronach

Kronach wurde lange Zeit in der Geschichte der bayerischen Porzellanindustrie übergangen. Doch auch hier entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert eine starke und vielfältige Porzellanproduktion, die weit über die Region hinaus Bedeutung erlangte. Neben Pfeifenköpfen von Ohnemüller in Küps oder Puppenköpfen der Gebrüder Kühnlenz in Kronach selbst waren es vor allem Rosenthal, Edelstein, Kühnlenz und elektrotechnische Werke, die Kronach zu einem Zentrum der Porzellanherstellung machten.

Das Rosenthal-Werk in Kronach

Das Werk Kronach der Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co. A.-G. wurde 1896 von Philipp Rosenthal und Karl Maria Bauer gegründet. Am 15. November 1897 begann die Produktion mit zwei Brennöfen und 200 Arbeitern, die Gebrauchsgeschirr mit der Marke „R.C.“ herstellten. Bald darauf setzte Philipp Rosenthal verstärkt auf Kunst- und Zierporzellan. Ab 1901 gewann das Werk auf Ausstellungen in Paris und Petersburg Goldmedaillen und erwarb weltweiten Ruhm, auch für feuerfeste Kochgeschirre. 1929 verfügte das Werk über drei Brennöfen, einen Kiesofen und zwei Muffelöfen.

Edelstein A.-G.

In Küps befand sich die Porzellanfabrik von Ohnemüller, später Edelstein. Nach einem Brand 1921 wurde die Fabrik neu aufgebaut. Die Edelstein A.-G. verfügte 1929 über sechs Brennöfen und über 600 Beschäftigte. Produziert wurden Tafel-, Kaffee-, Tee- und Kinderservices sowie Vasen und Gebrauchsgeschirr. Besonders beliebt waren Platzteller für den amerikanischen Markt, jeder individuell gestaltet. Der Export nach Amerika und in andere Weltregionen war bedeutend.

Gebrüder Kühnlenz

1884 begannen die Gebrüder Kühnlenz mit der Produktion von Biskuit-Puppenköpfen am Kronachfluss. Mit dem Ende der Puppenmode stellten sie erfolgreich auf elektrotechnisches Porzellan um. Seit 1918 fertigten sie in vier großen Öfen Hoch- und Niederspannungsisolatoren. Das Markenzeichen „K mit Halbkreis“ ist international bekannt. Ein Drittel der Produktion ging direkt ins Ausland, weitere große Teile nach Übersee. Die Belegschaft lag bei rund 270 bis 300 Beschäftigten.

Kronacher Porzellanfabrik Stockhardt & Schmidt-Eckert

1912 gründeten Viktor Stockhardt und Johannes Schmidt-Eckert die Kronacher Porzellanfabrik auf dem Gelände der ehemaligen „Neuen Kronacher Porzellanfabrik“. Mit zwei Öfen startete die Produktion, 1913 kamen drei weitere hinzu. Vor und während des Ersten Weltkriegs wurde Niederspannungsporzellan hergestellt, ab 1918 auch Hochspannungsisolatoren. Ein Prüffeld für 200.000 Volt verschaffte der Firma Weltruf. 1917 erwarb die Firma ein weiteres Werk und produzierte dort Gebrauchsgeschirr und dekorierte Beleuchtungskörper. Mit 500 Mitarbeitern war das Unternehmen eines der größten Oberfrankens. Die Marke „S + E“ wurde international bekannt.

Bedeutung der Porzellanindustrie in Kronach

In den 1920er Jahren waren rund 1.700 Menschen in der Porzellanindustrie Kronachs beschäftigt, bei einer Stadtbevölkerung von 6.200. Viele Arbeiter kamen aus dem Frankenwald, wo es weitere Porzellanfabriken gab. Neben Porzellan war die Region reich an weiteren Industrien: Holz- und Sandsteinverarbeitung, Schieferabbau, Eisenindustrie, Korbflechterei, Brauereien und mehr. Der Frankenwald lieferte Quarzsand für Porzellan, Schaumweinflaschen und Gläser.

Kronach als vielseitiger Industriestandort

Kronach entwickelte sich zu einem vielseitigen Industriestandort. Neben der Porzellanindustrie florierten Korbflechterei, Gerbereien, Möbelproduktion und Lebensmittelindustrie. Sandstein aus dem Frankenwald fand Verwendung beim Reichstagsgebäude in Berlin und beim Schloss Herrenchiemsee. Schiefertafeln aus der Region deckten 80 % des deutschen Bedarfs. Kronach bot zudem kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten: das Geburtshaus von Lukas Cranach, Aufenthaltsorte Napoleons, traditionsreiche Gasthäuser und das jährliche Schützenfest auf der Hofwiese. All dies machte Kronach zu einer lebendigen Stadt mit einer starken Verbindung von Industrie, Kultur und Geschichte.

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Timeline – Porzellanindustrie Kronach

Wichtige Stationen von den Anfängen bis in die 1920er Jahre

1884 – Gründung der Porzellanfabrik Gebrüder Kühnlenz in Kronach, zunächst Puppenköpfe aus Biskuitporzellan.
1896 – Gründung des Rosenthal-Werks Kronach durch Philipp Rosenthal, Karl Maria Bauer und Wilhelm Rosenthal.
1897 – Produktionsbeginn in Kronach mit zwei Brennöfen und 200 Arbeitern.
1901 – Rosenthal-Werk Kronach gewinnt auf Ausstellungen in Paris und Petersburg Goldmedaillen.
1912 – Gründung der Kronacher Porzellanfabrik Stockhardt & Schmidt-Eckert, Spezialisierung auf elektrotechnisches Porzellan.
1917 – Erwerb einer weiteren Fabrik durch Stockhardt & Schmidt-Eckert, Ausbau der Produktion.
1921 – Wiederaufbau der Edelstein-Porzellanfabrik nach einem Brand, später als Edelstein A.-G. bekannt.
1929 – Das Rosenthal-Werk Kronach beschäftigt über 300 Mitarbeiter, Edelstein A.-G. mehr als 600.

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